Kleve. Digitale Boards bekommen alle Schulen in Kleve. Aber kräftige Internetanschlüsse gibt es nicht sofort für jede. Verbesserungen beschlossen.
Über drei Stunden berieten die Mitglieder des Klever Schulausschusses trotz der Ferienzeit am Dienstagabend über die IT-Versorgung an den Klever Schulen und beschlossen sie am Mittwoch im Rat. Damit sind alle Unterlagen inklusive der Medienkonzepte aller Schulen komplett für eine Antragstellung zum Digitalpakt des Landes.
Besonders eine schnelle Lösung für eine gute Internetversorgung macht Kopfschmerzen. Bekanntlich ist Kleve erst in zwei Jahren mit innerstädtischen Glasfaseranschlüssen an der Reihe. „Das kann ich Ihnen nicht schönreden“, bedauerte Kämmerer Willibrord Haas. Allein für Rindern – Standort von Unter- und Mittelstufe der Gesamtschule am Forstgarten und der Grundschule Johanna-Sebus – ist ein Glasfaseranschluss bis Jahresende möglich.
Zwei Schulen brauchen eine Richtfunkantenne
Fast alle anderen Schulen könnten über die Telekom ihre heute 100 Mbit/s meist um zweieinhalb mal mehr Leistung auf 250 Mbit/s bis nach den Ferien erhöhen. Allein das Konrad-Adenauer-Gymnasium wäre „abgehängt“, kritisierte Schulleiter Heinz Bernd Westerhoff, denn es bleibe bei der 100 Mbit/s. Die Verwaltung schlug deshalb vor, eine Richtfunkantenne zu installieren, die mächtige 2,5 Gbit/s bieten würde, wenn auf einem anderen hohen Gebäude ein weiterer Mast installiert wäre – etwa auf dem Finanzamt (11.600 Euro pro Gebäude plus Kran und Montage). Der Kommissarische Leiter der Realschule in Kellen, Kristian Best, regte an, dann auch gleich seine Schule auf der selben Straße und die Willibrord-Grundschule Kellen mit anzuschließen. Das blieb erst einmal unbeantwortet.
Ebenso machte sich Dr. Rose Wecker, Leiterin der zweigeteilten Gesamtschule am Forstgarten, Sorgen um den Standort an der Landwehr. Im nächsten Jahr hingen 650 Schüler der Oberstufe und Abiturienten da auf 100 Mbit/s fest. „Wir brauchen stärkere Leitungen“, forderte Wecker. Die Lehrer kämen nicht einmal ins WLan, geschweige denn wäre da digitaler Unterricht möglich. Hier ließ Haas eher beiläufig das Wort „Richtfunk“ fallen. Das wurde dann im Rat konkretisiert und beschlossen. Die CDU bemerkte, dass der Standort Landwehr zuvor auch mit wenigen Mbit als Interimsrathaus ja ausreichend gewesen sei. Bürgermeisterin Sonja Northing betonte dennoch moderne Anforderungen auch für eine zukünftige Nutzung des Gebäudes.
Zuerst gibt es Telekom für alle
An einigen Schulstandorten bietet Vodafone zweimal 400 oder zweimal 600 Mbit/s an. Die Stärke sinke aber, je mehr Nutzer sich daran hängen, erklärte der Vertreter des Kommunalen Rechenzentrums Niederrhein (KRZN), Andreas Zboralski. Auf Anraten des Kämmerers Willibrord Haas wurde zunächst für alle Schulen bis zum Ferienende eine Aufbesserung durch die Telekom beschlossen – wo möglich (5541 Euro plus monatlich 915 Euro je für 15 Anschlüsse). Danach könne man über einzelne Vodafone-Verbesserungen entscheiden und vertraglich „umswitchen“, so Haas. Möglich wäre dies für elf Standorte, teils mit baulichen Maßnahmen verbunden. Kosten: 75.028 Euro.
1606 iPads, 301 Laptops und 305 PC im Auftragswert von 894.595 Euro wurden im Juni für Kleves Schulen bereits bestellt, Ladestationen etc. werden für 280.000 Euro angeschafft. Das KRZN bindet die Geräte an. Eine weitere Personalstelle plus akut nötige Zusatzstunden hat der Rat beschlossen. Die Finanzierung von 111 Endgeräten für Lehrer im Wert von 70.300 Euro übernimmt jetzt das Land – wann geliefert wird, ist unklar.
Ein bestimmtes Modell als interaktive Tafel mit langer Garantiezeit
Andreas Zboralski vom KRZN erläuterte, warum er für interaktive Klassen-Tafeln das Display der Firma Prowise besser findet als den „Mercedes“ unter den digitalen Boards, ein Smartboard 7000. Für Kämmerer Haas zählten die Finanzen: Ein Prowise-Board kostet 7317 Euro inklusive Software und fünf bis acht Jahre Garantie. Dagegen stehen fürs Smartboard 10.196 Euro, die Software kostet extra, die Garantie läuft drei bis fünf Jahre. Bei 305 Displays macht das 878.095 Euro Unterschied, das wären 29.000 pro Jahr. Und die Bezirksregierung warne vor unsicherem Datenschutz, wenn man die Cloud benutze.
Nach langer Diskussion hielten sich die Parlamentarier an Haas’ Empfehlung, alle Schulen einheitlich mit dem gleichen Prowise-Modell zu versorgen. Allein die Gesamtschulen behalten ihre älteren Smartboard-Modelle, mit denen sie seit Jahren arbeiten und zufrieden sind.
Beschlossen wurde, 50 Prozent aller Schüler/innen mit digitalen Endgeräten auszustatten. Die Verwaltung empfahl außerdem erfolgreich, die kostenlose Kommunikationsplattform „Logineo LMS NRW“ zu buchen. Das Vorläuferprogramm hatte das KRZN für 1000 Euro pro Jahr pro Schule angeboten. Das läuft somit aus.