Weeze-Kalbeck. Anke Dahlhaus gründete den gemeinnützigen Verein Liberty‘s Home in Weeze-Kalbeck und verhilft ausgedienten Rennpferden zu einem neuen Zuhause.

Call for Liberty, der Ruf nach Freiheit, er wird gehört. Zumindest in Kalbeck, wo hochblütige Galopprennpferde nach Verletzungen oder Eintritt in den Ruhestand erstmals frei von Rennbahnstress sein können. Zu verdanken haben die Tiere ihre Chance für ein Leben nach dem Galopprennbusiness Anke Dahlhaus (51), die 2017 das Projekt „Liberty‘s Home“ ins Leben gerufen hat. Deutschlandweit die erste offizielle Rehoming-Anlage für ehemalige Galopper.

Langsam an ein Leben nach der Rennkarriere gewöhnen

Es ist ein Ort, an dem Rennpferde langsam an ein Leben nach ihrer Rennkarriere gewöhnt werden. Ein Ort der Ruhe und der Umschulung. Denn auf dem alten Gutshof in Kalbeck 8 am Niederrhein werden die einst professionellen Rennpferde nach ihrer Karriere zu Reitpferden umtrainiert und an geeignete neue Besitzer vermittelt.

Anke Dahlhaus und ihr Galopper Liberty im Ruhestand.
Anke Dahlhaus und ihr Galopper Liberty im Ruhestand. © Anke Gellert-Helpenstein

Das Rennpferde-Umschulungsprojekt ist nach dem Pferd der Initiatorin Anke Dahlhaus benannt. „Call for Liberty habe ich mit acht Jahren nach seinem Karriereende übernommen. Heute ist er 15 und absolut fit“, freut sich seine Besitzerin. „Liberty war ein extrem erfolgreiches Rennpferd mit mehreren Starts in den größten Rennen, so auch in Dubai. Er verdiente Millionen für seine Besitzer und seit Jahren genießt er nun die Zeit nach der Rennbahn hier bei mir.“

Oftmals ist es so, dass ausgediente oder verletzte Rennpferde beim Schlachter landen, weil niemand sie haben möchte. „Dabei steht einem langen und gesunden Leben auch nach der Rennbahn diesen Pferden eigentlich nichts entgegen. Nur leider wollen die Besitzer nichts mehr in sie investieren, wenn es soweit ist“, klagt Anke Dahlhaus. Die im Übrigen alles andere als eine Gegnerin des Galopprennsports ist.

Mich stört nur, dass die oft wohlhabenden Eigentümer keine Verantwortung für ihre Vierbeiner übernehmen

„Ich habe selber viele, viele Jahre lang auf der Rennbahn gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und das Leben der Pferde dort. Ich besitze selber auch noch ein Rennpferd, das aktiv im Galopprennsport ist“, erklärt sie. „Mich stört nur, dass die oft wohlhabenden Eigentümer keine Verantwortung für ihre Vierbeiner übernehmen, wenn diese dann die Rennbahn verlassen.“

In anderen Ländern wie beispielsweise in Frankreich geht grundsätzlich ein kleiner Prozentsatz der Renngelder in sogenannte „Rehoming-Projekte“ für ausgediente Galopper. Genau so etwas wünscht sich Dahlhaus auch für Deutschland. „Denn ich kann nicht alle Galopper retten.“

Dressurausbilderin Gabriele Lintorf und ihr Ausbildungspferd Galopper Dansi-Gold.
Dressurausbilderin Gabriele Lintorf und ihr Ausbildungspferd Galopper Dansi-Gold. © Anke Gellert-Helpenstein

Sie bleibt realistisch: „Immerhin sind wir nun gemeinnütziger Verein. Wir benötigen nämlich dringend Spenden. Wir können keine Rennpferde kostenfrei aufnehmen und umschulen – das ist einfach finanziell nicht möglich.“ Aber zumindest wäre es möglich, die Umschulungen der Tiere und das Finden und Schulen neuer Besitzer auf breitere Hufe zu stellen. Die Nachfrage nach professioneller Hilfe für ehemalige Rennpferde ist zumindest riesig. Nur bezahlen kann oder will es kaum jemand.

Der erste gemeinnützige Verein

„Seit 2020 ist Liberty‘s Home nun der erste gemeinnützige Verein in Deutschland, der für ehemalige Galopprennpferde gegründet und anerkannt wurde“, freut sich auch der erste Vorsitzende Axel Kischkewitz aus Uedem(51). Er ist Vater von Marie, die ihr Herz an den Dunkelschimmel Neshapur (6) verloren hat. Und nun glückliche Besitzerin des rassigen Galoppers ist und blendend mit der grazilen Schönheit auf vier Hufen klar kommt. Ein Aushängeschild für Liberty‘s Home und das gesamte Team zu dem auch die Dressur-Ausbilderin und -Richterin Gabriele Lintorf zählt.

Ihr persönlicher Favorit ist der große und mit raumgreifenden Gängen ausgestattete Vollblüter Dansi-Gold. Das junge Pferd ist verletzungsbedingt aus dem Renntraining genommen worden. Mittlerweile ist er umgeschult worden, nachdem seine Verletzung ausgeheilt war. Im Herbst soll er mit Lintorf in den Niederlanden seine erste A-Dressur laufen.

Von diesen Beispielen gibt es viele. Auch Little Boss, das erste Vereinspferd, ist so ein Fall. Extrem schwierig, unreitbar, psychisch am Ende. Jetzt ist er wieder „Pferd“ und findet im August ein neues Zuhause bei einer guten Reiterfamilie in Krefeld. „Galopper sind tolle und zuverlässige Reitpferde, wenn man ihnen die Zeit (zwischen drei und acht Monaten) gibt, ihre Renn-Karriere hinter sich zu lassen“, weiß das Liberty’s Home-Team und freut sich auf Unterstützung, um noch zahlreichen hochblütigen Rennern ein Leben als Reitpferd zu ermöglichen und neue Besitzer für sie zu finden.

Infos: https://www.libertyshome.org/ und auf Facebook Liberty’s Home e.V.