Goch. Achim Kehrein ist Professor an der Hochschule Rhein-Waal und wurde als Vorsitzender des Senats wiedergewählt. Der Mathematiker stammt aus Goch.
Der technische Fortschritt findet heute besonders in der Mathematik statt. Achim Kehrein muss es wissen. Er ist Professor für Angewandte Mathematik an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) und hat selber in der Wirtschaft gearbeitet. Beispiel Smartphone. Die Verbesserung der Übertragungsleistung: Mathematik. Datenkomprimierung: Mathematik. Internet-Suchmaschinen: Mathematik. „Und wenn es nicht so viele Mathetraumata gäbe, würde auch in anderen Branchen mehr Mathematik sinnvoll zum Einsatz kommen“, ist er sich sicher.
Er engagiert sich heute in einer Mathe-AG in Goch und Sommerakademie in NRW
Ein Loblied auf die Mathematik zu singen, ist nun sicherlich nicht jedermanns Sache. Achim Kehrein hat sein Interesse allerdings schon zu Schulzeiten am Gocher Gymnasium entdeckt. „Was gefehlt hat, war ein früher Hinweis auf Mathe-Wettbewerbe, die eine besondere Motivation geliefert hätten.“ Darum engagiert er sich am Gymnasium Goch in einer Mathe-AG und ist ehrenamtlicher Dozent bei der Sommerakademie des Landesverbands Mathematikwettbewerbe NRW in Kranenburg. Eine Schülergruppe des Gymnasiums war sogar schon Preisträger beim Bundeswettbewerb Mathematik – der Einsatz lohnt sich also.
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Für ihn selbst war es in der Oberstufe die Lektüre des Buches „Vom Lösen mathematischer Probleme“ von George Polya, die ihm die Augen öffnete. Das Mathematikstudium an der Universität Duisburg war dann genau richtig: „Ein Mathestudium ist ganz anders als der Unterricht in der Schule“, schwärmt er. „Es ist sehr kreativ, man erstellt völlig neue abstrakte oder konkrete Modelle. Man hat unendlich viele Freiheiten.“ Es gebe sogar Mathematiker, die ihre Künste auf den Fußball anwenden, berichtet er.
Im Jugendfußball bei Viktoria Goch als Trainer aktiv
Auch das ist ein Gebiet, das Kehrein begeistert – allerdings noch mehr aus der sportlichen Perspektive. Er ist im Jugendfußball bei Viktoria Goch als Trainer aktiv.
Sein Lebensweg hat ihn von Goch über ganz verschiedene Stationen nach 20 Jahren wieder an den Niederrhein geführt. Seine ersten beiden Lebensjahre verbrachte er in Afrika, wo sein Vater als Entwicklungshelfer arbeitete. Das Ausland reizte ihn immer, so dass er während des Studiums in die Niederlande ging, dann nach Belgien und zur Promotion schließlich in die USA nach Auburn.
In Alabama beschäftigte er sich auch mit der Geschichte eines Themas, das aktuell wieder die Welt in Atem hält: Rassismus. Mit Unverständnis erinnert er sich, dass vor dem beeindruckenden Bürgerrechtsmuseum in Montgomery/Alabama rund um die Uhr ein Polizeiwagen stand, um es vor Anschlägen zu schützen.
Internationale Hochschule direkt vor der heimischen Haustür lockte
Kehrein ging nach der Promotion nach Stuttgart, dann an die TU Dortmund, arbeitete dann in der Forschungsabteilung von Shell in den Niederlanden, um schließlich zur TH Wildau bei Berlin zu wechseln. Als die HSRW gegründet wurde, bewarb er sich sofort: „Eine internationale Hochschule direkt vor der heimischen Haustür – da musste ich nicht lange überlegen.“
Auch familiär passte es perfekt: „Unsere beiden Kinder haben alle Großeltern am Ort, und hier sind wir ja auf einer Insel der Glückseligen, was Kindergarten und Schule angeht.“
Einerseits ländliche Gegend, andererseits internationale Hochschule – diese beiderseitige Befruchtung genießt Achim Kehrein sehr. In seiner Funktion als jüngst wiedergewählter Vorsitzender des Senats der HSRW hat er viel mit Gremienarbeit zu tun, mit anderen Hochschullehrern, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Technikern, Verwaltungsmitarbeitern und Studierenden. Vielleicht ist auch dies charakteristisch: Seine Neugierde erstreckt sich nicht nur auf sein Fachgebiet, sondern auf auch auf gesellschaftliche und politische Zusammenhänge. Das Lernen hört nie auf.