Kleve. Im Klever Stadtrat wurde leidenschaftlich über fehlende PCs, Datenleitungen und Softwaresysteme gestritten

Wolfgang Gebing saß zeitweise ganz hibbelig auf seinem Stuhl. Der Fraktionsvorsitzende der CDU war während der politischen Debatte über den Medienentwicklungsplan sichtbar aufgeregt. Seine Körperhaltung versprach: Das kann doch hier alles gar nicht wahr sein.

Die CDU brachte im Stadtrat ihren Unmut über träge Entscheidungswege zum Ausdruck. Immer wieder fragte Gebing die Verwaltung: „Warum haben Sie das Geld nicht schon längst ausgegeben?“ Gemeint waren jene 1,2 Millionen Euro Fördergelder aus dem Programm Gute Schule 2020, die seit 2018 bewilligt und unter anderem für die Hardware an Klever Schulen bestimmt sind. „Das hätten sie längst kaufen können, ohne einen weiteren Beschluss zu erwirken“, ärgert sich Gebing.

Verärgerung über späte Drucksache

Fachbereichsleiterin Annette Wier gab zu verstehen, dass man bislang zögerlich bei den Bestellungen war. Die Schulen hätten signalisiert, dass man mit Tablets oder Laptops allein wenig anfangen könne, wenn die entsprechende Internetverbindung und Datenleitung nicht steht. Wie sich in der Corona-Zeit gezeigt hat, war diese Strategie zu zögerlich. Denn jetzt wollen alle Schulen in NRW Tablets und Computer haben.

Während SPD und FDP bereits am Mittwochabend weitere Ausgaben für die Medienausstattung der Schulen auf den Weg bringen wollten, zeigten sich CDU, Grüne und Unabhängige Klever verstimmt. Sie ärgerten sich darüber, dass die entscheidenden Informationen der Verwaltung erst drei Stunden vor Sitzungsbeginn zugestellt worden sind: „Es tut mir Leid, aber ich kann so keine Entscheidung treffen“, sagte Gebing. Er drängte auf eine Sondersitzung.

Diskussion über digitale Tafeln

Diskussionsbedarf gibt es noch bei der Anschaffung der digitalen Tafeln. Hier stehen zwei Systeme zur Auswahl: die von der Stadtverwaltung favorisierten Whiteboards und technisch bessere Smartboards. Der Preisunterschied beträgt für alle Schulen zusammen immerhin 880.000 Euro, so Kämmerer Haas. Grünen-Mitglied Michael Bay will sich trotzdem für die Smartboards entscheiden: „Was sind schon 800.000 Euro für eine Stadt wie Kleve?“ Man solle nicht länger bei der Bildung sparen, so Bay. Auch Jörg Cosar sprach sich für die vermeintlich bessere Lösung aus.

Die Beantragung weiterer Fördermittel soll am 7. Juli im Schulausschuss auf den Weg gebracht werden. Bürgermeisterin Sonja Northing sagte allerdings, dass die Antragstellung kompliziert sei und von der Bezirksregierung auch genehmigt werden müsse.