Hoenderloo. Natur und Kultur, Ruhe und Abstand – der Naturpark De Hoge Veluwe wünscht sich wieder mehr deutsche Touristen. Corona hatte enorme Folgen.

„In welche Richtung müssen wir jetzt denn fahren?“ Eke und Erik-Jan Stegeman müssen kurz auf die Karte schauen. Das junge Pärchen aus Zwolle steht mit seinen Fahrrädern irgendwo im Nirgendwo des Nationalparks De Hoge Veluwe und möchte zum Kröller-Müller-Museum. Eigentlich sind die Wege auf dem Areal sehr gut ausgeschildert, aber in Corona-Zeiten gilt auf dem 5400 Hektar großen Gelände eine Einbahnstraßenregelung für Radfahrer. Also, eben nachsehen.

Eke und Erik-Jan haben ihren Weg schnell gefunden. Sie genießen den Tag in der Natur: „In Corona-Zeiten ist das doch ein herrliches Ausflugsziel. Hier ist wenig los, es fahren kaum Leute mit dem Fahrrad und man kann Kunst und Natur genießen“, sagt Eke Stegemann.

Auf 5400 Hektar kann man in Ruhe die Natur genießen

Die Touristen sind wieder zurück in der Hoge Veluwe – auch die aus Deutschland, sagt Aylmer Graeler, Sprecher des Nationalparks. „Es sind nicht so viele Deutsche wie gewohnt, aber wir sehen sie wieder im Park.“ Generell sei die Auslastung gut im Vergleich zu den Vorwochen in der Hochzeit der Pandemie. „Wir sind so von 20 Prozent wieder auf ungefähr 60 bis 70 Prozent zurück.“ Denn wie in Deutschland auch suchten Menschen in den Niederlanden für Ferien und Freizeit im eigenen Land.

Viele Restriktionen wurden wieder gelockert oder aufgehoben, die meisten Aktivitäten im Park sind wieder möglich, sagt Aylmer Graeler. Das Kröller-Müller-Museum mit seinen vielen Van-Gogh-Bildern ist wieder geöffnet und auch das Besucherzentrum lockt wieder Menschen an. Um die größere Menschenansammlungen zu vermeiden, wurden im Park sogar zwei weitere Teehäuser eingerichtet. Auch der Campingplatz hat wieder den Betrieb aufgenommen – und ist schon ziemlich voll, wie Aylmer Graeler bestätigt.

Die Ruhe in der Hoge Veluwe bleibt

Henk Ruseler hört das gerne. Der 61-Jährige Revierförster des Nationalparks freut sich darüber, dass nach einer längeren Ruhephase jetzt endlich wieder mehr Besucher in den Park kommen. Nach dem Corona-Lockdown tat sich zwischenzeitlich auch im Landschaftspark so gut wie gar nichts: „Dabei kann man gerade hier den Menschen aus dem Weg gehen und die Ruhe genießen“, sagt Ruseler. Denn auf dem Gelände gibt es 40 Kilometer Radwege und 200 Kilometer Wanderwege: „Hier gibt es ausreichend Ruhe und Abstand.“

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Einige weniger Dauerkartenbesitzer haben die Vorzüge des Parks auch während der starken Corona-Beschränkungen genossen. „Wir waren geschlossen, wir haben aber auch mehrere Regeln eingeführt“, erzählt Henk Ruseler. Das Restaurant war zwischenzeitlich geschlossen, das Besucherzentrum und das Museum. Und auch an die Einbahnstraßenregelung muss man sich erst noch gewöhnen. Es habe Tage gegeben, da zählte man nur 50 Besucher im Park.

Hirsch Hubertus ist sehr zutraulich. Wer ein wenig Glück hat, der sieht den neun Jahr alten Hirschen dicht am Wegesrand.
Hirsch Hubertus ist sehr zutraulich. Wer ein wenig Glück hat, der sieht den neun Jahr alten Hirschen dicht am Wegesrand. © Andreas Gebbink

Wildtiere lassen sich leicht beobachten

Als gelernter Förster hat Henk Ruseler das zwischenzeitlich sehr genossen. Er merkte, wie sich die Tierwelt langsam veränderte. Man hörte mehr Tierstimmen und man konnten an vielen Stellen mehr Wildtiere beobachten: Dachse, Wildschweine, Hirsche und Rehe.

Wer ein bisschen Glück hat, der sieht auch den Hirschen Hubertus. Das zutrauliche Tier steht gerne an seinen Lieblingsplätzchen, um Blätter zu fressen. Dass er sich in unmittelbarer Nähe zum Menschen aufhält, stört ihn nicht. „Hubertus hat jedwede Scheu vor den Menschen abgelegt“, erzählt Henk Ruseler. Mit seinem kapitalen Geweih steht er nur wenige Meter entfernt und guckt interessiert herüber. „Ich hoffe, dass er in unserem Park sehr alt werden kann. Es ist ein so schönes Tier“, schwärmt Ruseler. Und auch seine Nachkommen zeigen Anzeichen der Zutraulichkeit.

Im Park gilt für Radfahrer eine Einbahnstraßenregelung.
Im Park gilt für Radfahrer eine Einbahnstraßenregelung. © Andreas Gebbink

Für den Park De Hoge Veluwe war die Corona-Pandemie ein harter Schlag. Noch im vergangenen Jahr wurde das neue Besucherzentrum vom niederländischen Königspaar eröffnet. Eigentlich sollten die Räumlichkeiten für Tagungen und Unternehmertreffen offen stehen, aber durch die Schließung wurde das Konzept quasi über Nacht obsolet. Mit den Lockerungen kommen jetzt auch die ersten Termine zustande: „Viele Unternehmen sind wieder bereit, sich zu treffen. Wir müssen hier vieles neu aufbauen“, so Ruseler. Doch es kommt wieder Bewegung in den Park. „Wir freuen uns jetzt aber wieder auf deutsche Besucher. Man kann bei uns unbedenklich einen schönen Tag verbringen.“

  • Infos zum Nationalpark De Hoge Veluwe Der Nationalpark De Hoge Veluwe hat im Juni und Juli zwischen 8 und 22 Uhr geöffnet. Im August bis 21 Uhr. Das Museum Kröller-Müller öffnet dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr. Das Besucherzentrum hat täglich zwischen 9.30 und 21.30 Uhr geöffnet.
  • Der Eintritt kostet für Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren 10,95 Euro. Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren zahlen 5,50 Euro. Das Parken kostet 3,90 Euro, wer sein Auto in den Park mitnehmen möchte, der zahlt 7,75 Euro. Die weißen Fahrräder sind gratis. Karten können nur über den Webshop gekauft werden: www.hogeveluwe.nl. Im Park wird kein Bargeld akzeptiert, Besucher können aber mit Karte bezahlen.
  • Der schöne Naturcampingplatz in Hoenderloo kostet je Erwachsenen mit Zelt sieben Euro.