Kleve. 700 Menschen wohnen in Keeken. Ein Dorf mit langer Tradition, das bereits seit dem 8. Jahrhundert existiert. Ein Besuch
Schon im 8. Jahrhundert wussten die Menschen, wie schön es in Keeken ist. Rund 700 Einwohner sehen das noch heute so. Sie fühlen sich pudelwohl im Dorf am Rand des Naturschutzgebiets Düffelt. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.
Petra van Benthum hat mit dem Wohnmobil schon viele Orte bereist, doch so schön wie in Keeken fand sie es nirgendwo. Deswegen gründete sie dort mit ihrem Mann Herbert 2014 einen eigenen Campingplatz mit dem Namen „Am Willisee“. Rund um den namens-gebenden See ist Platz für bis zu 40 Wohnmobile. „Die Stellplätze direkt am Ufer sind am schnellsten weg, dort gibt es nämlich auch Fernsehempfang“, sagt van Benthum. Seit ihr Mann kürzlich gestorben ist, wird der Campingplatz von ihren Kindern geführt.
Daniela Timmermans kommt dabei die Aufgabe zu, die eintreffenden Camper zu begrüßen, ihnen einen Stellplatz zuzuweisen. „Das ist gar nicht so einfach, man muss schon gut überlegen, wer wann wieder abreist, denn auf den engen Wegen entlang des See-Ufers kann man kaum rangieren“, sagt sie. Immer wieder ist sie erstaunt, von wo die Camper, die in Keeken Station machen, alle kommen.
Internationale Gäste auf dem Campingplatz
„Wir hatten schon Engländer, Franzosen und Belgier hier. Viele bleiben nicht nur ein oder zwei Tage, sondern gleich drei oder vier Wochen“, sagt Timmermans. Zwölf Euro kostet die Nacht, für Strom kommen zwei Euro extra hinzu, Frischwasser und W-Lan sind dafür kostenlos. Unbezahlbar ist der Blick über weite Felder, auf denen im Sommer Störche stolzieren. „Hier ist einfach Ruhe. Deswegen kommen die Leute hierher. Und zum Fahrradfahren“, sagt Timmermans.
Einen Katzensprung entfernt liegt das Café im Gärtchen. Betreiberin Katrin Hansen versorgt dort seit sechs Jahren meistens Ausflügler, aber oft auch Einheimische mit Kaffee, selbst gebackenem Kuchen und an den Wochenenden mittags auch mit kleinen Speisen wie Quiche oder Suppen. Beliebt ist das Bauernfrühstück, das am Tisch serviert wird, mit selbst hergestellter Marmelade und selbst gebackenen Brötchen, der Aufschnitt kommt aus der Region. Das Café im Gärtchen ist wie das Dorf: Es hat Charme. In vielen Ecken sprießen Blumen, bis zu 150 Gäste können auf der Terrasse ihren Kaffee und dazu einen Blick auf den nahen Rhein-Deich und die umliegenden Felder der Niederung genießen.
Freitags einen Käse am Stil
Auf den Weg machen sich die Keekener traditionell am Freitag – und zwar zum örtlichen Käsevertrieb Schweers. Dann ist nämlich Werkverkauf. „Hier ist hier ein beliebter Treffpunkt“, sagt Jürgen Schweers. Sein Hauptgeschäft, das ist allerdings nicht der Käseverkauf über die Ladentheke, sondern der an den Groß- und Einzelhandel. „Käse am Stiel“, nennt sich das Produkt, das er herstellt. Den Käse bekommt Schweers in großen Blöcken geliefert, seine Maschinen zerteilen diesen in mundgerechte Happen und fügen den berühmten Stiel aus Pappe ein. „Früher wurde der Käse am Stiel vor allem in Kneipen verkauft, heute gibt es ihn in vielen Supermärkten“, sagt Schweers. Er freut sich, dass er den Familienbetrieb, der 1981 in Goch gegründet wurde, mit elf Mitarbeitern weiterführen darf. 1982 zog der Käsevertrieb in die alte Schuhfabrik Johann Kleinmanns nach Keeken, um dort wiederum 1993 in das alte Molkereigebäude einschließlich Supermarkt umzusiedeln.
Der Supermarkt ist inzwischen zwar Geschichte, doch ein bisschen in diese Richtung könnte es bald wieder gehen. „Wir sind dabei, umzubauen und das Ladenlokal zu erweitern.“ Für Keekens Zukunft.