Bedburg-Hau. Die Gemeinde Bedburg-Hau hat einen Vorentwurf zum Bebauungsplan für den Klinik-Nordteil veröffentlicht. Einige Bürger befürchten ein Waldsterben.
Bauamtsleiter Dieter Henseler nennt es einen „Meilenstein“, CDU-Fraktionschefin Silke Gorißen sieht den „größten Sprung für die Gemeinde Bedburg-Hau in den letzten Jahrzehnten“ und Stephan Haupt (FDP) wähnt alle Beteiligten „an einem Punkt, an dem wir schon lange sein wollten“. Der kurz vor dem Abschluss stehende Verkauf des nördlichen Teils der LVR-Klinik an die Scientific Freshers GmbH der beiden Klever Hochschulprofessoren Prof. Dr. Thorsten Brandt und Prof. Dr. Dirk Untiedt ist ohne Frage für Bedburg-Hau ein städtebauliches Projekt von immenser Bedeutung.
Zum Umwelt-, Planungs- und Bauausschuss wurde nun erstmals ein Vorentwurf veröffentlicht, der die Bebauungsflächen im zentralen Bereich innerhalb des Haupterschließungsbogens als Mischgebiete und in den westlich, nördlich und östlich anschließenden Bereichen als Allgemeine Wohngebiete festsetzt. Die Gemeinde, die nun mit der Änderung des Flächennutzungsplans und der Aufstellung eines Bebauungsplans begonnen hat, hofft darauf, dass auf dem Gelände ein neuer Ortsteil entsteht.
Günter van Meegen meldet Bürgerbegehren an
Auch wenn die Bedburg-Hauer Politik grundsätzlich geschlossen hinter dem Projekt steht, regt sich in der Bevölkerung Widerstand zum Umgang mit dem Klinikwald. Günter van Meegen hat mit Mitstreitern am Tag der Ausschusssitzung das Bürgerbegehren „Kein Waldsterben per Ratsbeschluss“ bei der Gemeinde angemeldet. Die Vertretungsberechtigten, zu denen neben dem stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden der Grünen auch Verena Welbers und Theo Janßen gehören, befürchten durch die geplante Bebauung vor allem die Abholzung vieler alter Bäume, die den Charakter des Areals ausmachen.
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Dass die Verwaltung in der Begründung zum Vorentwurf des Bebauungsplans die Vermeidung einer „großflächigen Waldumwandlung“ als wesentliches Ziel herausstellt, überzeugt die Gruppe ganz offensichtlich nicht. „Wir sind der Ansicht, dass im Zeichen des Klimawandels kein Wald mehr für Bauland geopfert werden darf“, so Günter van Meegen. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens schreiben zudem, dass vier denkmalgeschützte Häuser abgebrochen werden sollen. „Es gibt keine Garantie zum Schutz der verbleibenden denkmalgeschützten Häuser.“
Der grüne Ortsverbandsvorsitzende Walter Hoffmann sprach im Ausschuss von einem „schweren Eingriff in die Natur und den Denkmalschutz. Wir wissen zu wenig, was abgesprochen wurde mit den Investoren“. Er forderte, eine Bürgerversammlung im Gesellschaftshaus einzuberufen. „Das muss auch in Corona-Zeiten möglich sein“, sagte Hoffmann.
Henseler: „Wir machen alles nach Recht und Gesetz“
„Wir machen alles nach Recht und Gesetz und jetzt erst einmal ordnungsgemäß den ersten Schritt, indem wir die Bürger und Fachbehörden um Stellungnahmen bitten“, entgegnete Bauamtsleiter Dieter Henseler gelassen. Er skizzierte den Fortgang der Bauleitplanung: Nach der ersten Abwägung komme die Offenlage, in der auch die Ausgleichsmaßnahmen konkret benannt würden. „Dann sind wir ein halbes Jahr weiter und schon im neuen Rat“, so Henseler, der im NRZ-Gespräch ankündigte, selbstverständlich die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens prüfen zu lassen. „Aber nachvollziehen kann ich es zu diesem frühen Zeitpunkt nicht.“
Lob hörte er von Stephan Haupt. Der Liberale dankte der Verwaltung, „einen Konsens gefunden zu haben. Wir haben jetzt die Chance, eine moderne Klinik zu bekommen und Leerstand zu beseitigen“. Ein „riesen Schritt in die Zukunft von Bedburg-Hau“ sei dies, meinte Silke Gorißen. Willi van Beek (SPD) erinnerte daran, dass die Bebauung parteiübergreifend als sinnvoll betrachtet werde. „Über den ökologischen Ausgleich müssen wir aber noch sprechen.“ Weil die SPD Beratungsbedarf beantragte, fasste der Ausschuss noch keine Beschlussempfehlung über die frühzeitige Bürger- und Behördenbeteiligung.
Theater „mini-Art“ macht sich Sorgen um die Zukunft
Im Nordteil der LVR-Klinik liegen mit dem Theater „mini-Art“ und dem Kunstlabor „ArToll“ auch zwei Kultureinrichtungen. „Kleine Juwelen in unserer Gemeinde“, wie Willi van Beek (SPD) sagte. Der bevorstehende Verkauf des Geländes macht Crischa Ohler, die das anspruchsvolle Kinder- und Jugendtheater „mini-Art“ zusammen mit Sjef van der Linden künstlerisch leitet, jedoch Sorgen. „Alle sagen, dass wir als Mieter berücksichtigt werden, doch wir wissen nichts Genaues. Inwiefern kann uns die Gemeinde den Rücken stärken?“, wollte Ohler wissen.
Die Verwaltung könne nur Planungsrecht schaffen und sich nicht in Pachtangelegenheiten einmischen, sagte Bauamtsleiter Dieter Henseler. „Ich weiß aber, dass die Investoren die kulturellen Einrichtungen beibehalten wollen.“ Nach der Eigentumsübergabe würden weitere konkrete Gespräche darüber geführt. Das Theater liegt im Vorentwurf zum Bebauungsplan im Mischgebiet.
„Wir werden als Politik das Theater ,mini-Art’ nicht vergessen“, versprach Silke Gorißen (CDU). „Wir wissen um den kulturellen Wert. Sie können beruhigt sein“, sagte sie zu Crischa Ohler. Und auch Willi van Beek machte ihr Hoffnung: „Unsere Handlungsmöglichkeiten sind zwar begrenzt, doch wir werden alle ausnutzen, die da sind.“