Bedburg-Hau. Bei einer Demo gegen Atomwaffen drang Ria Makein aus Bedburg-Hau in den Fliegerhorst Büchel ein. Im Prozess drohen ihr nun 30 Tage Haft.

Es war mal ein echter Aufreger. 500.000 Menschen demonstrierten 1983 in Bonn gegen den Nato-Doppelbeschluss und damit die Stationierung neuer Atombomben in Deutschland. Ria Makein aus Bedburg-Hau war damals schon mit dabei. Es dachten viele Deutsche so wie sie, nach einigen Umfragen sogar die Mehrheit. Heute ist die Zahl der Protestierer mächtig geschrumpft.

Im April 2019 demonstrierte Ria Makein zusammen mit 16 anderen Aktivisten am Fliegerhorst Büchel, wo immer noch Atombomben lagern. „Täglich steigen Tornados mit deutschen Piloten auf, die für einen Atombombenabwurf trainieren“, sagt sie. Die Demonstranten drangen in den Fliegerhorst ein, um sich festnehmen zu lassen. „Hausfriedensbruch“ lautet die Anklage, die am 19. Juni gegen Ria Makein verhandelt wird. Nach ihren Angaben drohen ihr 30 Tage Haft oder 30 Tagessätze à 30 Euro.

Für Ria Makein ist das nichts Neues. Zweimal war sie schon im Gefängnis. Der Prozess ist ihr Versuch, das Verfahren sozusagen umzukehren. Es sei ja der Staat, der Massenmord mit Atombomben vorbereite, dadurch gegen das Grundgesetz verstoße und angeklagt gehöre, findet sie. Nur nimmt keine Staatsanwaltschaft eine solche Klage an. Bleibt also nur: ziviler Ungehorsam. „Ziviler Ungehorsam bedeutet, gesetzloses Recht gegen rechtloses Gesetz mit zivilen Mitteln durchzusetzen“, sagt sie. Man habe doch in Hiroshima und Nagasaki gesehen, was der Abwurf von Atombomben bedeute. „Und die Militärs in den USA behalten sich das Recht auf den Ersteinsatz weiterhin vor.“ Das ärgert sie.

So wenig Schäden wie möglich auf der Erde zu verantworten

Sie kann sich ganz schön in Rage reden, die vielen Jahre haben ihrem Widerstandswillen keinen Abbruch getan. Bei den meisten Mitstreitern von einst ist das anders. Warum? „Es ist schon schwierig, das durchzuhalten“, gibt sie zu. Viele würden die Gefahren verdrängen, haben Familien gegründet, andere Themen sind in den Vordergrund getreten, es gab ja auch eine reale Abrüstung. „Wobei die Anzahl an Atomwaffen die Menschheit heute 30mal in die Luft sprengen könnte“, sagt sie.

Es ist nun keineswegs so, dass sie die anderen Themen nicht wahrnähme, im Gegenteil. Sie hat auch schon gegen Atommülltransporte demonstriert, sich für Flüchtlinge eingesetzt und ist Veganerin geworden, um angesichts des Klimawandels so wenig Schäden wie möglich auf der Erde zu verantworten.

Keinen Freispruch erwarten

Während des ersten Golfkriegs erfuhr die Friedensbewegung noch einmal eine kleine Renaissance. „Ich habe bei Demonstrationen wirklich beeindruckende Menschen kennengelernt“, erzählt sie. Als sie der Widerstand gegen den Krieg während des ersten Golfkriegs nach Bagdad führte, war da ein 85-Jähriger, der sich ein Fahrrad kaufte und damit durch Bagdad fuhr. „Bei alledem darf man auch etwas Spaß haben“, findet sie.

Die jüngere Generation ist in der Friedensbewegung allerdings nicht gerade stark vertreten. Gerade mal zwei Leute unter 30 sind unter den nun angeklagten Aktivisten, alle anderen sind zumeist im Rentenalter.

Wenn sie am 19. Juni auf der Anklagebank sitzt, wird es wohl keinen Freispruch geben, da macht sich Ria Makein keine Illusionen. Zahlen wird sie jedenfalls nichts, also wird sie wohl wieder ins Gefängnis müssen. Schlimm findet sie das nicht. „Das ist Bürgerkunde vor Ort“, sagt sie.