Kreis Kleve. Flughafen-Chef Ludger van Bebber erklärt, warum der privat finanzierte Airport bei Weeze nicht auf die Kfw-Kredite zurückgreifen möchte.

Mitglieder des Kreistags und des Weezer Gemeinderats müssen entscheiden, ob sie dem Flughafen Weeze sechs Millionen Euro Unterstützung gewähren. 3,1 Millionen soll der Kreis, 2,9 Millionen die Gemeinde Weeze aufbringen, damit der Airport auch nach der Corona-Krise zahlungsfähig bleibt. Ein Gespräch mit Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber.

Herr van Bebber, mancher fragt sich, warum Sie nicht Kredite aufnehmen, die Bund und Länder als Hilfen in der Corona-Krisen aufgelegt haben?

Ludger van Bebber: Weil wir als mehrheitlich privat finanzierter Flughafen beim Programm des Landes mit der NRW-Bank nach jetzigem Stand nicht antragsberechtigt sind. KfW-Mittel des Bundes bekämen wir vielleicht schon, aber ein Darlehen mit kurzer Laufzeit, das wir schon nach wenigen Jahren zurückzahlen müssen, hilft uns nicht. Wir brauchen mindestens vier Jahre, bis wir das positive Ergebnis von 2019 wieder erreichen. Bis dahin werden wir kaum schwarze Zahlen schreiben und Kredite bedienen können.

Und Zuschüsse von Bund oder Land – sind die denkbar?

Die Gesellschafter der Regionalflughäfen in NRW haben schon vor Wochen an den Ministerpräsidenten geschrieben, aber es gibt bisher kein Signal, uns zu unterstützen. Sollte sich das ändern, würden wir uns sehr freuen.

Warum soll die hiesige Politik optimistisch sein, dass die Millionen gut angelegt wären? Hat der Airport unter den gegebenen Bedingungen überhaupt eine Zukunft?

Natürlich! Das Thema Corona wird nicht ewig Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben. Die Leute werden ab 2021 wieder vermehrt reisen, und vielleicht gibt es dann ja auch einen Impfstoff. Es wäre jedenfalls nicht vernünftig, die Corona-Krise zum Anlass grundsätzlicher Entscheidungen zu nehmen. Der Airport hat in den letzten fünf Jahren immer strukturell schwarze Zahlen geschrieben und ich bin sehr zuversichtlich, dass das nach Corona wieder so sein wird. Übrigens ist die stille Beteiligung kein Zuschuss, sondern eine Anlage, die mit Grundstück und Gebäuden banküblich abgesichert ist. Nicht vergessen: Von den 104,8 Millionen Euro, die seit Bestehen des Airport investiert wurden, sind 78 Millionen über den privaten Gesellschafter und Banken finanziert worden.

Ab Ende Juni soll wieder geflogen werden können, wie plant Ryanair die Wiederaufnahme des Betriebs?

Der Flugplan enthält etwa 50 Prozent des geplanten Umfangs, die Frequenzen werden dann Zug um Zug angehoben. Im Laufe des Juli wird auch Corendon in Weeze starten. Innereuropäisch wird sich jetzt, wo die Reisewarnung endlich aufgehoben ist, alles wieder schnell öffnen.

Die Politik soll bis zur Sommerpause entscheiden, gibt es Gespräche zwischen Ihnen und den Fraktionen?

Selbstverständlich werden alle Fraktionen, die das wünschen, von mir umfassend informiert. Das haben wir bei allen wichtigen Entscheidungen so gehalten.

Falls Ihnen die Politik das Geld verweigert, was dann? Müssen die Reisenden fürchten, dass es bald vorbei ist mit dem Fliegen ab Weeze?

Wir müssen die Liquiditätssicherung zeitnah sicherstellen, dies ist auch im Rahmen der Prüfungen durch unsere Wirtschaftsprüfer notwendig. Wenn dies nicht gewährleistet ist, wird irgendwann auch die Existenz unseres Unternehmens gefährdet, das ist bei uns nicht anders als bei der Lufthansa.

Etwas anderes: Auf Ihrem Flugfeld sind zwei Maschinen der insolventen Airline FlyBe abgestellt. Was hat das zu bedeuten?

Es wurden Parkplätze gesucht, die wir anbieten konnten. Insgesamt erwarten wir bis zu 16 Flugzeuge, die bei uns stehen werden, bis sie vermarktet werden.