Kleve. Lange Öffnungszeiten in der SOS-InKita bringen Alleinerziehenden mehr Chancen auf Arbeit. Für Pflegeberufe gern noch früher morgens öffnen.
Eine Vorreiterrolle in der ganzen Region spielt die SOS-InKita in der Klever Unterstadt. Flexible Öffnungszeiten von morgens 6 Uhr bis abends 20 Uhr. „Wir haben extremst gemerkt, das wird gebraucht“, berichtete Einrichtungsleiterin Katrin Hindenberg dem Jugendhilfeausschuss. Acht Fachkraftstunden am Tag, 40 Stunden pro Woche zusätzlich werden im Pilotprojekt geleistet.
Finanziert wird der Mehraufwand durch eine Förderung der Stadt Kleve und zu 40 Prozent über Spenden übers SOS-Kinderdorf, das diese Integrative Kindertagesstätte betreibt. „Wir möchten das gern im nächsten Jahr fortsetzen. Das Kita-Team steht dahinter“, versicherte Hindenberg. „Und Bedarfe, noch früher anzufangen, deuten sich definitiv an“, speziell bei Menschen in Pflegeberufen, deren Dienst ja um 6 Uhr beginnt. „Wir hoffen dann auf etwas mehr Zuschuss“. Der Rat muss entscheiden.
Ärztinnen und Pflegerinnen bringen ihr Kind früh, Mitarbeiterinnen im Handel spät
Seit dem 1. August 2019 lief die Erweiterung der Betreuungszeiten an der Kalkarer Straße 10 langsam an. Es wurde darauf geachtet, dass nicht schleichend über 45 Stunden hinaus Plätze gebucht werden können, sondern die Nutzungszeiten verschoben sind. Manche Eltern müssen aus beruflichen Gründen ihre Kinder früh am Morgen abgeben – etwa Ärzte/Ärztinnen, Kranken- und Altenpfleger/innen – andere holen ihren Nachwuchs lieber später ab – etwa Mütter oder Väter, die im Einzelhandel arbeiten. Das berichtete Gaby Heiming, stellvertretende Einrichtungsleiterin des SOS Kinderdorfs Niederrhein.
Auch junge Alleinerziehende in Ausbildung oder auf Arbeitssuche hätten durch die flexiblen Betreuungszeiten mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Von einem „Glücksmoment“ erzählte Gaby Hindenberg, dass eine Mutter aus Hartz IV heraus einen Beruf fand, weil die Kinderbetreuung geregelt ist. Und von Eltern, die dankbar sind für gemeinsame „Familienzeit“, weil Mutter und Vater in Früh- und Spätschichten sich bisher nur die Haustürklinke in die Hand gaben.
Im Kita-Team funktioniert’s
„Das Team war erst skeptisch“, gestand Hindenberg. „Aber tatsächlich funktioniert es sehr gut.“ Auch die Kolleginnen wüssten Schichten im Vierer-Rhythmus zu schätzen.
„Wir haben ja einen super Neubau seit 2015 mit Anbau seit 2019. Auch alle Nebenräume wie der Kuschelraum sind ideal eingerichtet“, schwärmte Hindenberg. Unterstützung für berufliche Perspektiven gibt es auch im „Aktivcenter Erziehende“ des Familienforums SOS gleich nebenan.
Die SOS-InKita betreut 90 Kinder, davon zehn inklusiv. Von 6 bis 8 Uhr kommen fünf bis zehn Kinder, von 1 7 bis 19 Uhr acht bis 15, Tendenz steigend (inklusive Abendbrot um 18 Uhr). Für die letzte Stunde bis 20 Uhr übernähme eine Tagespflegeperson die Betreuung (dafür bisher eine Anfrage).
Das „Aktivcenter Erziehende“ richtet sich an Frauen und Männer mit Kindern, die sich eine berufliche Perspektive aufbauen möchten und verlässliche Kinderbetreuung brauchen.