Kleve. 88 Prozent der Klever wollen, dass die historische Schleuse Brienen-Wardhausen erhalten bleibt. Helmut Heckmann kämpft für das Wasserbauwerk.

Deutlicher hätte das Ergebnis wohl kaum ausfallen können: Im NRZ-Bürgerbarometer haben sich 88 Prozent der befragten Klever für den Erhalt der historischen Schleuse in Brienen-Wardhausen ausgesprochen. Geht es nach den Bürgern der Stadt, dann werden Hubbrücke, Schleusenbecken, Schöpfwerk und Schleusenwärterhäuschen nicht abgerissen, sondern bleiben als Denkmal erhalten. Helmut Heckmann freut sich darüber. Mit seinem Schleusen-Verein möchte er die Klever Bürger mehr für dieses einmalige Bauwerk begeistern.

Verzögerung durch Covid-19

Wie berichtet wünscht das Wasser- und Schifffahrtsamt den kompletten Abriss der alten Anlage, die bereits über 100 Jahre alt ist. Aus Sicht der Schifffahrtsverwaltung kann die Schleuse keine Hochwassersicherheit mehr gewährleisten. Im Rahmen der Deichneubauplanung zwischen Griethausen und Wardhausen soll das Bauwerk nun verschwinden. Das entsprechende Planfeststellungsverfahren läuft und wird von der Bezirksregierung geführt. Sowohl die Klever Bürger als auch der Rat der Stadt sind mit diesem Vorgehen überhaupt nicht einverstanden.

Helmut Heckmann hat einen Schleusenverein gegründet, um das Bauwerk in Brienen zu retten.
Helmut Heckmann hat einen Schleusenverein gegründet, um das Bauwerk in Brienen zu retten. © NRZ | Andreas Gebbink

Auf Nachfrage der NRZ teilte die Bezirksregierung jetzt mit, dass der Deichverband sich zu den umfangreichen Kritiken geäußert habe. Die einzelnen Punkte werde man nun mit dem Verband besprechen. Einen sogenannten Erörterungstermin, bei dem alle Beteiligten noch einmal an einen Tisch geholt werden, könne man noch nicht mitteilen. Wegen der Kontaktbeschränkungen durch Corona könne das Verfahren frühestens nach den Sommerferien fortgeführt werden, so die Bezirksregierung.

Das historische Ensemble erhalten

Die Düsseldorfer Aufsicht werde dann auch unter Beteiligung der Denkmalbehörde darüber entscheiden, wie mit der denkmalgeschützten Schleuse zu verfahren ist.

Wenn es nach Helmut Heckmann geht, dann bleibt das Ensemble einfach erhalten – und zwar ohne eigentliche Schleusenfunktion. Seiner Meinung nach solle man, wie von der Stadt Kleve geplant, eine Sportbootschleuse in der neuen Deichlinie anlegen und die alte Schleuse nur als Durchfahrt nutzen. Dem Verein sei wichtig, dass Kleve auch auf Dauer eine Verbindung zum Rhein behält, die schon seit Jahrhunderten gegeben ist. „Der Stadt Kleve soll hier mal eben der Anschluss an den Rhein genommen werden und damit wird der Stadt eine große Chance für den Tourismus genommen“, sagt Heckmann.

Investieren in die Zukunft

„Im Grunde ist es eine Geldsache“, sagt der Vorsitzende des neuen Schleusen-Vereins. Aber es sei sinnvoller Millionen in eine Zukunftsperspektive zu investieren als in einen Abriss. Denn auch dieser wird laut Schifffahrtsverwaltung mindestens 16 Millionen Euro kosten. Für Heckmann ein Unding: Man könne diese denkmalgeschützte Schleuse nicht einfach ignorieren und entsorgen.

Kritik vom Nabu

Der Naturschutzbund (Nabu) sieht einige Probleme im Zusammenhang mit den bisherigen Planungen. Dr. Volkhard Wille merkte im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens an, dass bei einem Rückbau der Schleuse der Spoykanal und die Wetering vom Rhein abgeschnitten werden.

Dies betrifft insbesondere die Fischfauna. Bei der Anlage eines neuen Durchlassbauwerkes bzw. Schöpfwerkes ist daher unbedingt die Anlage einer Fischtreppe vorzusehen“, so Wille.

Auch sieht er das Potenzial, Retentionsraum zu schaffen, bei weitem nicht ausgeschöpft. Zwischen dem Brienen’schen Hof und Griethausen könne die Deichtrasse wesentlich weiter nach Süden verschwenkt werden. Auch sinnvolle Ausgleichsflächen im Vorland könne man schaffen.

Auch für die Wasserqualität sei die Schleuse enorm wichtig. Das Schöpfwerk schaffe es nicht, den Spoykanal sauber zu halten. Für einen guten Wasserhaushalt müsse auch geschleust werden.

Heckmann hat gemeinsam mit Karl-Heinz van de Loo, Jörg Convent und Maria Lakaschus den Schleusen-Verein Brienen gegründet, um die Klever für dieses Bauwerk mehr zu begeistern und auch die Chancen aufzuzeigen. So könne man sich neue Info-Touren in der Niederung vorstellen, die die Schleuse, die Eisenbahnbrücke Griethausen und das Johanna-Sebus-Denkmal einschließen.

Wer Kontakt zum Schleusen-Verein sucht, der findet Ansprechpartner auf der Internetseite: www.svbev.org