Kreis Kleve. Mehr als drei Monate ohne Starts und Landungen werden vergangen sein, wenn Ryanair auf das niederrheinische Rollfeld zurückkehrt.
Die Toskana oder ein Besuch beim Papst sind Reiseideen, die Niederrheiner besser noch etwas aufschieben. Zahlreiche andere Ziele rücken jedoch trotz Corona wieder in erreichbare Nähe: Ryanair hat angekündigt, 45 Prozent der geplanten Flüge ab Juli anzubieten. Für Weeze sieht es laut Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber sogar noch besser aus: „Wir gehen davon aus, dass die große Mehrheit der geplanten Ziele angeflogen wird. Nur Pisa, Rom, Kiew und Lviv sowie Faro sind nicht buchbar.“
Reduzierte Frequenzen
Allerdings werden die Frequenzen reduziert, einige Ziele also seltener bedient als vorgesehen. „Wir werden wohl auf 55 Prozent der angebotenen Sitze vom Vorjahr kommen“, so van Bebber. Dass es um die Liquidität des Airports erneut nicht gut steht, lässt sich denken, dazu möchte sich van Bebber aber noch nicht äußern. Die Bürgermeister soll er bereits informiert haben.
Die Menschen aus Nordrhein-Westfalen und den nahen Niederlanden, die in den Sommerferien verreisen möchten, dürfen jedenfalls erstmal hoffen. Wobei der Vorbehalt auch nicht vergessen werden sollte: „Zum einen funktioniert das nur, wenn das Prozedere europaweit abgestimmt wird, Reisende also nicht etwa in Quarantäne geschickt werden, wenn sie am Urlaubsort ankommen. Zum anderen muss es auf deutscher Ebene ein abgestimmtes Verfahren der Länder und des Bundes geben“, erklärt van Bebber.
Im Hintergrund sei das „Hochfahren“ nach dem Corona-Lockdown seit Wochen vorbereitet worden: „Die Passagiere werden im Terminal Masken tragen müssen, es wird Abstandsmarkierungen geben, Desinfektionsmittel, an der Abfertigung auch ,Spuckschutz’-Wände zum Schutz der Mitarbeiter.“ Im Wartebereich werden die Passagiere mehr Platz haben als sonst. Im Flugzeug selbst allerdings dürfte der mittlere Sitz genauso verkauft werden wie Gang- und Fensterplätze.
Kontaktflächen sind problematisch
Den Airlines wird oft vorgeworfen, dies leichtfertig zur Gewinnmaximierung so verlangt zu haben. Doch das lässt Weezes Flughafenchef nicht gelten: „Nach der SARS-Epidemie ist wissenschaftlich untersucht worden, wie sich Viren im Flugzeug verhalten. Die Filter tauschen die Luft innerhalb von Minuten komplett aus, zudem strömt die Luft von oben nach unten.“ Problematischer sind wohl die Kontaktflächen: Tischchen, Fenster, Anschnaller, Toiletten. Ryanair will nur noch in dringenden Fällen auf Anfrage die WC-Räume zugänglich machen, ist zu lesen.
Wer bereits vor der Pandemie Flüge für die Sommerferien gebucht hatte, kann sie nutzen. Was noch verfügbar ist, kann jetzt gebucht werden. Über alle stornierten Flüge bis Juni sind die Passagiere informiert. Dass die Fluggäste ein Anrecht auf Rückzahlung haben, steht außer frage; wann das Geld tatsächlich zurück überwiesen wird, ist eine andere Sache. Direkter Kundenkontakt ist bei Ryanair schwierig, der Austausch geschieht per Internet-Formular und Chat. Die Flut der Anträge hat längst dazu geführt, dass ein Roboter die „Antworten“ gibt. Wem es zu lange dauert, bis sein Anliegen geklärt ist, der kann die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr einbeziehen.
Auch die türkische Fluglinie Corendon, die in Weeze starten will, ist anscheinend nicht abgesprungen. Vorerst geht’s laut der Airline jedoch nur nach Antalya, im Winter sollen auch die Kanaren und Hurghada angeflogen werden. Im Sommer 2021 stehe dann Kreta und Rhodos auf dem Plan.