Kreis Kleve. Die vierten Klassen fangen Donnerstag in Kleve-Kellen den Unterricht an. Ab Montag wird vermutlich an einem Tag jeweils nur ein Jahrgang kommen.
Am Donnerstag kommen die Hälfte der Jippie-, Zebra- und Lubo-Kinder in ihre vierten Klassen, am Freitag die zweite Hälfte. Die Klassenlehrerinnen der St. Willibrord-Grundschule Kellen haben ausgesucht, wer wann einen Schultisch ganz für sich allein haben wird.
Es dürfen nicht alle Buskinder gleichzeitig sein. In den 55 bis 60-Quadratmeter-Klassen steht Material an den Wänden, Lehrer vorn, Unterricht wie früher. Beim Reinkommen in die Klasse besprüht jede/r Lehrer/in den Kids die Hände mit Desinfektionsmittel, das spart 20 Minuten Händewaschen, hat Schulleiter Klaus Colter kalkuliert.
Zeitlich um eine Viertelstunde versetzt kommen die 4a, b und c im Gänsemarsch ins Schulhaus an der Overbergstraße hinein, von markierten Punkten aus startend. Aufmerksamkeit trainieren – wie weit sind zwei Meter bis zum Vordermann? „Wie eine Prozession, wie an St. Martin einen Stau vermeiden“, erklärt der Schulleiter kindgerecht. Die ganze Schule wird zur Einbahnstraße. Schwarz-gelbe Klebebänder führen das Treppenhaus rauf, mit Pfeilen die Flure entlang, hinten die Treppen wieder runter.
Jeden Tag Bewegung
Wenn allein die Viertklässler zum Präsenzunterricht kämen, wäre das so gut machbar, findet Colter. Zwei Lehrer pro Klasse (von den 19 fallen fünf als „Risikogruppe“ aus) teilen sich die Stunden – vornehmlich Deutsch, Mathe, Sachkunde. Sehr reduziert sind Englisch, Kunst, Musik, Religion. Die Sportlehrerin ist freigestellt, um alle Kinder wenigstens 20 Minuten lang pro Tag in die Bewegung zu bringen. „Andrea Pop hat mit ihrer Tochter in der Corona-Zeit schöne Bewegungs-Videos für die Schüler zu Hause zum Mitmachen gedreht“, andere Lehrer vermittelten so Lerninhalte, lobt Colter das Engagement, Kontakt zu den Schülern zu halten, auch wenn nicht alle Eltern E-Mail-Zugang haben.
Für die Viertklässler steht „Wörtliche rede“ und „Großes 1x1 Multiplizieren“ auf dem Stundenplan. Aber noch nicht diese Woche. Jetzt wird erst mal erzählt, wie es einem so geht, was man fühlt. Und wie man sich bremst, die Freunde nicht zu umarmen, die man so viele Wochen nicht gesehen hat.
Noch sieben Schulbesuche bis zu den Ferien
Colter wäre am liebsten, dass die Sitzplätze personalisiert bleiben könnten. Aber wegen der gerichtlichen Klage zweier Viertklässler in Nordrhein-Westfalen und Hessen ist zu erwarten, dass ab nächster Woche alle 288 Kinder in Kellen wieder zur Schule kommen. Montags die Viertklässler, dienstags drittes, dann zweites, erstes Schuljahr, rollierend, täglich rund 70, die sich auf mehrere Räume verteilen.
Bildungsschere geht auseinander
Abgezogen alle Feiertage werden dann alle Jahrgangsstufen etwa siebenmal bis zu den Sommerferien Unterricht haben. Der Schulleiter ahnt, dass die ganzen Ferien gefüllt sein werden, die Lehrpläne zu ändern. „Die Digitalisierung muss jetzt losgehen. Auch ohne Corona, aber nun ist es unerlässlich, dass jede Familie einen Laptop besitzt“, wofür es Bundeszuschüsse geben solle. Klaus Colter: „Die Bildungsschere geht auseinander.“