Kranenburg. In Kranenburg hat sich eine neue Wählergemeinschaft gegründet, die den Einwohnern aller Ortschaften eine Stimme geben möchte.

Wenn Sandra van der Zweep sich die Bürgerbeteiligung in der Gemeinde Kranenburg ansehe, dann habe sie häufig den Eindruck, dass man 20 Jahre in der Entwicklung zurückliege. Den gesetzlichen Verpflichtungen komme man zwar nach, aber eine echte Bürgerbeteiligung, eine transparente Kommunikation zu den Einwohnern sei das oft nicht. In Verwaltung und Politik müsse man den Bürger sehr viel ernster nehmen und nicht den Eindruck vermitteln, mit kleinen Tricks seinen Willen durchzusetzen.

Schlechte Kommunikation

Als Beispiel für eine misslungene Kommunikation nennt van der Zweep das Baugebiet Hasenpütt. Kurz vor Ende der Diskussion sei den Bürgern noch schnell mitgeteilt worden, dass der gesamte Schwerlastverkehr über ihre Anwohnerstraßen fahren soll. „Das war zuvor niemals ein Thema. Natürlich hat man dies alles schon viel früher gewusst, aber doch so lange wie möglich verheimlicht. Das geht so nicht“, ärgert sie sich. Und von solchen Beispielen gebe es in Kranenburg einige.

Keine weiteren Neubaugebiete

Die Erschließung weiterer Baugebiete wird von der Wählergemeinschaft Bürgerdialog kritisch gesehen. Es sei verantwortungslos, weitere Flächen zu bebauen, obwohl innerorts Kapazitäten brach liegen und verfallen. Solange Wohnraum im Ort nicht genutzt werde, müsse man nicht neue Baugebiete erschließen.

Ferner möchte der Bürgerdialog Parallelgesellschaften vermeiden und eine Integration der niederländischen Bürger vorantreiben. 30 Prozent der Einwohner in der Gemeinde seien Niederländer, so der Bürgerdialog.

Die schlechte Kommunikation zum Bürger war für van der Zweep – selbst Pressesprecherin beim niederländischen Verkehrsunternehmen Rijkswaterstaat – ein wichtiger Grund, eine neue Wählergemeinschaft in Kranenburg zu gründen. „Bürgerdialog“ heißt die neue Gruppierung, die bei der anstehenden Kommunalwahl für mehr Transparenz in der Politik werben wird. Gemeinsam mit dem Polizeibeamten Frank Nolte und anderen Mitstreitern will sie das Politikgeschäft beleben. Eine absolute Mehrheit der CDU bei der nächsten Kommunalwahl wäre eine Katastrophe, meint die Wählergemeinschaft. All die eingefahrenen Politikstile würden weiter gehandhabt und das sei nicht gut, sagen Nolte und van der Zweep.

Der Verkehr muss neu gelenkt werden

Sandra van der Zweep und Frank Nolte in Nütterden.
Sandra van der Zweep und Frank Nolte in Nütterden. © NRZ | Andreas Gebbink

Inhaltlich gebe es einige Punkte, die man dringend besser machen müsse. Zum Beispiel die Verkehrslenkung in der Gemeinde: „Man baut erst ein Einkaufszentrum und macht sich dann Gedanken über den Verkehr“, frotzelt van der Zweep. Zurzeit würden zahlreiche Niederländer mitten durch den Ortskern fahren, weil man als Linksabbieger kaum eine Chance habe, den Supermarktparkplatz auf den Ring zu verlassen.

Eine dringende Überarbeitung erfordere auch das Radwegekonzept: „Radwege zwischen den Ortschaften der Gemeinde gibt es nicht. Auf diesen Straßen sollten Markierungen für Radfahrer angebracht werden“, fordern sie. Auch im Ortszentrum fehle ein vernünftiges Konzept zur Verkehrsberuhigung.

Fürchterliches Ortsbild in Kranenburg

Erschreckend sei das Ortsbild von Kranenburg. Der örtliche Einzelhandel sterbe, viele Ladenlokale und Wohnungen stünden leer, ganze Häuserzeilen würden verfallen. „Es ist ein Elend“, sagt Sandra van der Zweep. „Die Gemeinde muss hier Ideen entwickeln, wie sie sich infrastrukturell weiterentwickeln soll.“ Die CDU habe gezeigt, dass sie diese Ideen nicht habe und nach dem Motto verfahre: „Es läuft ja auch so.“

Im Bereich Natur und Umwelt möchte sich die Gruppierung einer Industrialisierung der Landwirtschaft entgegenstellen: „Wir wollen die nachhaltige Produktion und Vermarktung regionaler Produkte zu fairen Preisen unterstützen. Die Wiederbelebung des Wochenmarktes ist uns ein starkes Anliegen.“

Wer sich über die neue Wählergemeinschaft in Kranenburg informieren möchte, der schaut auf die Internetseite: www.wgbuergerdialog.de.