Kleve. Das neue Pfarrhaus in Kleve kommt nicht voran. Die Sorge vor einem Bombenfund ist groß, aber eine Evakuierung wäre wegen Corona nicht möglich.

Für die Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt ist es ein Projekt von großer Tragweite. Direkt an der Stiftskirche soll ein neues Pfarrzentrum inklusive Familienbildungsstätte entstehen. Doch viele Passanten haben sich in den letzten Wochen und Monaten verwundert die Augen gerieben: Auf dem 3300 Quadratmeter großen Gelände Kapitelstraße, Nassauermauer und Von-Galen-Straße geht, seitdem die vorhandenen Gebäude angerissen wurden, einfach nichts mehr voran. Wir haben mit Propst Johannes Mecking über die Gründe gesprochen.

Baustelle liegt brach

Im nördlichen Teil des Grundstücks ist vorgesehen, ein repräsentatives Pfarrheim mit einer Nutzfläche von 150 Quadratmetern unter anderem mit einem Saal und zwei Gruppenräumen entstehen zu lassen. Angegliedert werden Pfarrverwaltung. Kreisdekanat und Bildungsforum. Ursprünglich war geplant, dass zusätzlich Wohnungen errichtet werden. Dieser Plan wurde dahingehend geändert, dass stattdessen eine neue Familienbildungsstätte gebaut wird. Doch an bauen ist zurzeit nicht zu denken.

Was ist passiert? Das ehemalige „Kalle“-Jugendheim, das zuvor zwei Jahren lang leer stand, ist längst dem Erdboden gleich gemacht worden. Dann kamen Bodengutachter. Sie hatten nichts gegen die geplanten Baumaßnahmen einzuwenden. Einzig eine Grundmauer eines Pfarrheims aus dem 19. Jahrhundert wurde gefunden, doch die ist offenbar historisch nicht so wertvoll, dass man sie nicht wieder einbuddeln dürfte. „Von den Archäologen gab es das klare Signal: Es darf gebaut werden“, sagt Propst Mecking. Das hätte im Frühjahr auch geschehen sollen. Doch dazu kam es bislang nicht. Denn der vor 75 Jahren beendete Zweite Weltkrieg hat das Bauvorhaben eingeholt. Und die Corona-Krise hat das Projekt endgültig zum Erliegen gebracht.

Es gibt Auffälligkeiten im Boden

„Wir haben die Behörden bereits Anfang September darauf hingewiesen, dass hier ein sensibles Gebiet ist. Ringsherum sind im Krieg viele Bomben gefallen. Die Stiftskirche war ja fast völlig zerstört. Da ist es natürlich möglich, dass auf dem Gelände unter der Erde noch ein Blindgänger liegt“, erläutert der Geistliche.

Propst Johannes Mecking.
Propst Johannes Mecking. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Bis der Kampfmittelräumdienst dann tatsächlich anrückte, dauerte es. Als er Ende März dann endlich eintraf und Sondierungen vornahm, stießen die Experten auf, so Mecking, „gewisse Anormalitäten im Boden“. Das bedeutet: Es könnten noch Blindgänger in der Erde sein. „Es könnte sich jedoch auch lediglich um eine Eisenstange handeln“, sagt Mecking.

Ist es eine Bombe oder nur Metallschrott?

Bombe oder Metallschrott? Um das herauszufinden, müsste gegraben werden. Doch das Risiko, tatsächlich auf eine Bombe zu treffen, erscheint in Zeiten von Corona zu hoch. Den Grund erläutert Propst Mecking: „Sollten nun bei einer Grabung tatsächlich Kampfmittel gefunden werde, müsste umgehend evakuiert werden. Dies ist allerdings in der aktuellen Corona-Krise nicht möglich, zumal sich in unmittelbarer Umgebung drei große Senioreneinrichtungen befinden.“

Weitere Beratungen angesetzt

Jetzt ist das gesamte Bauvorhaben erstmal gestoppt. „Es braucht noch weitere Beratungen und Planungen, um das Problem sinnvoll lösen zu können. Wir bitten daher um Geduld“, sagt Mecking. Eventuell könne zunächst mit dem Neubau des Pfarrheims begonnen werden. Doch auch das sei nicht sicher. Je nachdem, welche Größenordnung ein mögliche nicht gezündete Weltkriegsbombe hätte, müsse man unterschiedliche Radien ziehen. Vor Herbst werde mit dem Neubau nun nicht begonnen, schätzt Mecking. Denn eine Baugenehmigung sei vor der Freigabe durch den Kampfmittelräumdienst nicht in Sicht. Jetzt gelte es, einen Spagat zu vollziehen. „Wir wollen niemanden unnötig gefährden. Wir müssen mit dem Bauvorhaben aber auch dran bleiben“, betont der Propst.