Kleve. Die Hochschule Rhein-Waal stellte 1200 Teilnehmern 26 Fragen. Über die Hälfte glaubt, die Coronavirus.Krise sei in einem Jahr überwunden.
Die Corona-Krise bringt tiefe Einschnitte in das Leben. Und auch wenn die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie allmählich gelockert werden sollen, zeigten und zeigen sie einen Effekt auf jeden einzelnen. Wie sich die Krise auf die Studierenden der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) auswirkt und wie sie sich die Zukunft nach Corona vorstellen, das haben drei Wissenschaftler der Fakultät „Technologie und Bionik“ mit einer Umfrage bei den Studierenden ermittelt.
Knapp 1200 Teilnehmer haben die insgesamt 26 Fragen der anonymen Online-Umfrage beantwortet. Zusammengestellt und ausgewertet wurden die Fragen von Alexander Klein, Professor für Integriertes Produktionsmanagement, Matthias Krauledat, Professor für Informatik, und Christian Berendonk, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss war bei der Zusammenstellung der Fragen involviert. Die Fragen zielen auf das persönliche Empfinden zur und die Sorgen im Zusammenhang mit der Corona-Krise ab. Auch werden Einschätzungen und Auswirkungen der zur Pandemie-Beschränkung geltenden regulierenden Maßnahmen sowie die Zukunftsvorstellungen abgefragt.
Das Teilnehmerfeld repräsentiert gut die Studierendenschaft der HSRW, das bestätigten die Fragen zur Person und von der Aufteilung (Alter, Geschlecht, Herkunft), erklärt Professor Alexander Klein. Gerade deshalb sei die Umfrage „sehr aussagekräftig“.
Alle vier Fakultäten der HSRW wie auch alle Altersgruppen – von „19 und jünger“ bis „29 oder älter“ – sind vertreten. Etwa 45 Prozent der Teilnehmer sind weiblich, 15 Personen gaben an, divers zu sein. Die Befragten kommen aus allen Teilen der Welt: Etwa 41 Prozent sind gebürtige Deutsche, ein Zehntel kommt aus anderen Teilen Europas und ein Drittel aus Asien. Ebenfalls vertreten sind Russland, Australien, Afrika und Süd- und Nordamerika.
Ausländische Studenten optimistisch, aber einsam
Über die Hälfte der Teilnehmer schätzt, dass die weltweite (medizinische und wirtschaftliche) Krise in einem Jahr (37 Prozent) oder weniger (25 Prozent) überstanden sein wird. Studierende aus dem Nicht-EU-Ausland sind dabei sogar optimistischer: Nur jeder zwölfte glaubt an eine Dauer von mindestens drei Jahren – von den Deutschen glaubt das jeder Fünfte. Fast 80 Prozent sehen die Pandemie als Chance für die Menschheit. Wobei ein Drittel der Teilnehmer glaubt, dass die Welt in fünf Jahren besser als vor der Krise sein wird. 45 Prozent denken, die Welt bleibt gleich. 23 Prozent befürchten eine Verschlechterung.
Auch interessant
Ausgelöst durch die Corona-Krise wollen 70 Prozent etwas an ihrem eigenen Leben verändern. So geben die Studenten in einer optionalen und frei zu beantwortenden Frage an, dass sie künftig mehr Sport machen, gesünder leben und besser auf die eigene Gesundheit achten wollen. Nicht selten sprechen sich die Studierenden dafür aus, ihre Prioritäten ändern und ihre Perspektiven erweitern zu wollen. Auch die Unterstützung Hilfsbedürftiger und der bessere Umgang mit der Umwelt werden genannt. Ein aufmerksames Verfolgen von Weltnachrichten anhand offizieller und vertrauenswürdiger Quellen ist ein weiterer Vorsatz, den die Befragten zu realisieren gedenken oder bereits in der Corona-Krise gelernt haben umzusetzen.
Räumliche Trennung ist für viele ein Problem
„Ich möchte viele Gewohnheiten, die ich mir in der Quarantäne angeeignet habe, fortführen, weiterhin täglich einen Freund oder ein Familienmitglied anrufen“, schreibt ein Teilnehmer. Denn das „Social Distancing“ – also die räumliche Trennung und physische Distanzierung zu anderen Menschen – ist für viele Studierende ein Problem. Die Maßnahme des Kontaktverbots halten 87 Prozent der Befragten für gerechtfertigt. 72 Prozent hätten sogar eine Ausgangsbeschränkung akzeptiert. Das Kontaktverbot halten fast drei Viertel der Befragten konsequent ein. Weniger als ein Prozent (neun von 1194 Befragten) folgen den meisten Empfehlungen von Bund und Ländern nicht. Das verbleibende Viertel folgt den meisten, aber nicht allen Empfehlungen.
Bei dieser Frage zeigt sich zudem eine Korrelation von Alter und Antwort: Ältere Studierende tendieren eher dazu, allen Empfehlungen zu folgen. Doch auch wenn die Studierenden die meisten Beschränkungen einhalten, haben sie für die jungen Erwachsenen eine Konsequenz: Etwa ein Fünftel der Befragten fühlt sich in der Corona-Zeit „oft“ und die Hälfte „manchmal“ alleine. Dabei spielt auch die Herkunft der Befragten eine Rolle: 26 Prozent der Studierenden von außerhalb der EU geben an, sich „oft“ alleine zu fühlen. Die Studierenden aus Deutschland oder Europa antworten das seltener (14 und 17 Prozent).
Um der Einsamkeit zu entgehen, üben die Studierende verschiedene Aktivitäten aus. „Steamen und Filme gucken“ liegt dabei auf Platz eins – das machen 81 Prozent der Befragten. Wichtig sind ebenfalls Musikhören (69 Prozent), Videoanrufe (68 Prozent) und Telefonate (62 Prozent). Lesen (Bücher und Magazine, auch online) landet mit 58 Prozent immerhin auf Platz fünf.
Fast die Hälfte hält sich selbst für etwas ängstlich
Fast die Hälfte gibt an in der Corona-Krise „etwas ängstlich“ zu sein – jeder Siebte ist „ängstlich“. Insbesondere die Gesundheit der Familie und der Geliebten liegt den Studierenden am Herzen (das gaben 86 Prozent an). Nur 45 Prozent haben Angst um ihre eigene Gesundheit. Um die persönliche ökonomische Situation bangen jedoch 57 Prozent.
Die Umfrage sei, so Professor Alexander Klein, durch das Teilnehmerfeld überregional relevant. Denn das Ergebnis sei ein Ergebnis, das etwas über die jüngere Generation und Studierende im Allgemeinen aussage. „Ich glaube nicht, dass Studierende in Krefeld oder Köln andere Aussagen treffen würden.“ Lediglich die Internationalität der HSRW könnte zu Abweichungen führen.
Alle Studierenden der HSRW hatten eine Mail bekommen, in der sie gebeten wurden, an dem Test online und anonym teilzunehmen. Die Befragung erfolgte vom 31. März bis zum 2. April. Über 1300 Studierende haben die Umfrage angefangen. Knapp 90 Prozent füllten den Fragebogen komplett (26 Fragen) aus.