Kreis Kleve. Die Schulen im Kreis Kleve bereiten sich auf das Abitur in Corona-Zeiten vor. Gaesdonck in Goch stellt Regeln für Internatsrückkehrer auf.

Im Abi-Doppeljahrgang 2013 gab es das schon mal, dass Schüler ihre Klausuren in der Mehrzweckhalle Materborn schrieben. Jetzt überlegt Heinz Bernd Westerhoff, Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Kleve, ebenfalls, ob er die KAG-Schüler in der Turnhalle das Abitur schreiben lässt. Es geht um den Mindestabstand in Corona-Zeiten. In den Ferien beschäftigte sich das Kollegium mit möglichen Szenarien.

Am Mittwoch kamen Mitarbeiter der Stadt als Schulträger zu „Hygiene-Begehungen“ ins Haus. Es ging um die Intervalle der Reinigung. „Üblicherweise um 14 Uhr, aber wir bitten, dass auch morgens nach Einlass der Schüler die Toiletten noch mal durchgefeudelt werden, dass regelmäßig kontrolliert wird, ob genug Desinfektionsmittel, Seifen, Toilettenpapier da sind“, sagt Westerhoff.

Wie gehen Kinder ins Schulgebäude hinein, ohne dass ein Pulk entsteht?

Überlegt werden muss, ob alle sogenannten Risikogruppen im Kollegium zu Hause bleiben, also alle über 60 Jahre, alle Schwangeren, alle Asthmatiker, Diabetiker, Menschen nach Krebserkrankung. Was bedeutet das für den Datenschutz? „Wir sind im Austausch mit der Bezirksregierung“, sagt Westerhoff. Wie kann Unterricht mit Abstandsregeln gelingen? „Wir fragen uns, wie gehen wir überhaupt ins Schulgebäude rein, ohne dass sich ein Pulk bildet? Abstands-Linien aufkleben? Zeitlich versetzter Unterricht?“ Überlegt werden ein Zwei-Meter-Abstand und Schichtsysteme in Klassenräumen.

Westerhoff geht davon aus, dass als erste die Abiturienten, die 10er Abschlussklassen und am besten auch die 9er in der Orientierung zum Schulbesuch zugelassen werden, das wären am KAG rund 200 Jugendliche. Westerhoff lobt, wie diszipliniert die Schüler mit dem Home-Schooling umgingen, doch nicht jede Familie habe genug Computer, dass alle Kinder und Eltern ein Homeoffice nutzen könnten. „Es muss bei den Arbeiten eine Vergleichbarkeit bundesweit geben.“

Interessant wird das Einhalten von Abstandsregeln in Schulbussen

Er möchte den 82 Abiturienten gern ein „Vor-Screening“ als Test ermöglichen. „Sobald feststeht, wer zur Schule kommt, würden wir einen Vorlauf von eineinhalb Wochen, also bis Mai, brauchen.“ Zusätzlich sind im Gebäude des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Kellen zu den sonst 700 Gymnasiasten übrigens auch die 300 Grundschüler der Montessorischule Spyckstraße (zurzeit im Umbau) untergebracht. Und Westerhoff gibt zu bedenken: „Interessant wird auch für uns im ländlichen Raum, wie man Abstandsregeln in Schulbussen einhalten will“.

Auf Vorbereitungszeit setzt auch Timo Bleisteiner, Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Kleve. Ein kurzfristiger Schulbeginn wäre katastrophal. Aber die Abi-Klausuren ließen sich problemlos auf leere Klassen verteilen. Genügend Kollegen könnten Aufsicht führen.

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Susanne Jansen, Leiterin des Jan-Joest-Gymnasiums Kalkar, wird auch die Abiturienten auf einzelne Klassenräume aufteilen, „die Umschläge mit den Aufgaben können wir zentral im Flur öffnen“, sieht sie vor. „Den Organisationsrahmen für mündliche und schriftliche Prüfungen haben wir abgesteckt.“ Das Kollegium hat sich in den letzten Jahren sehr verjüngt, so dass nur rund 20 Prozent zu den Risikogruppen zählen werden.

Später dann mit den Kindern in der Grundschule die Ängste aufbereiten

Anja Oster, stellvertretende Schulleiterin der Karl-Leisner-Grundschule Kleve, bedenkt die Zeit nach der Kontaktsperre. „Auch wenn wir erst nur mit den 4. Klassen als Abschlussklassen beginnen, stehen wir vor einer großen Herausforderung. Zwei Meter Abstand halten, ist Kindern schwer zu vermitteln. Wir dürfen nicht vergessen, wie belastend die Situation für sie ist. Sie wurden ohne Vorbereitung vor Wochen nach Hause geschickt. Viele von ihnen gehen gerne zur Schule. Sie haben hier ihre Freunde, sechs große Gruppen in der Betreuung. Es wäre mir lieb, wenn die Politik entscheidet, dass wir vorsichtig den Alltag angehen“, sagt Anja Oster. „Das schulische Lernen ist sicher wichtig, aber auch das Aufbereiten von Ängsten. Werden wirklich alle Masken tragen müssen?“

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch sieht Markus Oberdörster gut auf verschiedene Szenarien vorbereitet. „Wir können Lehrinhalte weiter über unsere Online-Plattformen vermitteln, aber auch schnell den regulären Schulbetrieb wieder aufnehmen. Dafür bräuchten wir keine Woche“, sagt der Direktor des Bischöflichen Internatsgymnasium.

Internatsschüler müssen zweimal täglich Fieber messen

Unabhängig von der Frage der Wiedereröffnung der Schulen hat die Gocher Bildungseinrichtung strikte Regeln für Rückkehrer ins Internat nach Ende der Osterferien entwickelt. In einer eidesstattlichen Versicherung müssen Eltern und Schüler unter anderem erklären, dass in den zwei Wochen vor der Anreise das Kontaktverbot eingehalten wurde, kein Kontakt zu Covid-19-Patienten bestand und die Schüler auch selbst keine Symptome zeigen.

Die Internatsrückkehrer verbringen die ersten 14 Tage in einer hausinternen Quarantäne räumlich und zeitlich getrennt von den bereits im Haus wohnenden Mitschülern. In den ersten fünf Tagen sollen sich die Jungen und Mädchen sogar in der Regel auf ihren Zimmern aufhalten und zweimal täglich Fieber messen.

Die Regeln sollen dabei helfen, dass die auf der Gaesdonck verbliebenen Jugendlichen – alle sind gesund – nicht gefährdet werden. Rund 25 größtenteils internationale Schüler verbrachten bereits die vergangenen Wochen „in einem sehr geschützten Kokon komplett auf dem Campus“, so Direktor Oberdörster. „Es war eine eigenwillige Zeit mit einem ruhigen, aber engagierten Campus-Leben.“

In seiner gut 170-jährigen Geschichte sei das Collegium Augustinianum Gaesdonck dreimal geschlossen worden, sagt Markus Oberdörster: während des Kulturkampfes, in der NS-Zeit und nun in der Corona-Krise. „Die Schule hat überlebt und wird auch die aktuelle Situation überleben“, stellt er klar.