Kleve. Die Klever Studentin Julia Jacoby sitzt auf der Nordinsel der Philippinen fest. Dort gilt ein striktes Reiseverbot – auch für Touristen.

Eigentlich sah es am Start gut aus, als Julia Jacoby vor Wochen gen Philippinen aufbrach. Es ging nicht um einen Urlaubstrip in eine exotische Welt – Jacoby hatte handfeste Gründe, den halben Erdball zu umrunden: Es ging um ein Vorstellungsgespräch, eigentlich vorerst um einen Studenten-Job von Deutschland aus. Das Besondere: „Ich bekam die Aussicht auf ein Praxissemester und vielleicht sogar auf die Übernahme nach dem Studium“, sagt Jacoby. Doch die Studentin, die in Kleve wohnt und hier im vierten Semester Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene studiert, sitzt jetzt auf der Nordinsel der Philippinen fest. Die Corona Pandemie holte sie ein. „Ich befinde mich im Norden der Hauptinsel Luzon, im Bergdorf Banaue, Provinz Ifugao“, sagt Jacoby durch die Mundschutz-Maske, die längst zur Pflicht geworden ist.

Julia Jacoby kennt die Philippinen und die Menschen

Sie war von Deutschland aus mit Kuwait Airways nach Südostasien geflogen, hatte dann einen der öffentlichen Busse in die Berge genommen und war frohen Mutes. Auch weil sie die Philippinen kennt, zumindest die Menschen: Denn Jacoby hatte vor ihrem Studium in Kleve noch Nautik studiert und auf einer der Fahrten mit einem Containerschiff gute Kontakte zur philippinischen Crew und auch zum Land gehabt.

Es lief gut auf ihrer Reise – bis zum totalen „Lockdwon“ auf ganz Luzon.

Es lief gut auf ihrer Reise – bis zum totalen „Lockdwon“ auf ganz Luzon. „Überall sind Polizei-Checkpoints, es gibt keine offiziellen Transportmittel mehr, die auch gar nicht mehr erlaubt sind“, sagt sie. Sie hat keine Chance, den acht Fahrstunden entfernten Flughafen Ninoy Aquino International Airport (NAIA) in der Hauptstadt Manila zu erreichen. Es gibt nicht einmal mehr ein Fahrzeug, dass die Strecke in Angriff nehmen könnte. „In den lokalen Nachrichten wurde gesagt, dass das Militär Touristen beim Transport helfen würde, leider habe ich immer noch keine Info über einen Flug vom Auswärtigen Amt, die müssten auch Kontakt zum Militär herstellen, kein Ticket heißt kein Durchkommen nach Manila“, schreibt sie in einer Mail. Denn der Kontakt nach Deutschland ist nicht einfach: „Leider ist das Internet nicht besonders zuverlässig“, so die 26-Jährige. Jacoby trifft das Schicksal der vielen Einzelreisenden, die noch zurückgeholt werden müssen in die Heimat.

Die Studentin ist bei einem Freund untergekommen und teilt sich mit einer weiteren Person eine Zehn-Quadratmeter-Unterkunft. Küche und Bad werden im Haus geteilt, es gibt nur kaltes Wasser und Stromausfall ist ein ständiger Begleiter. Die Hotels in der Region sind alle geschlossen und teilweise sogar zu Krankenstationen umgebaut worden. Das nächste richtige Krankenhaus ist knapp 80 Kilometer entfernt. Zum Einkaufen darf nur eine Person das Haus verlassen – mit Mundschutz und Passierschein. Sonst geht gar nichts. Und das ist auch reglementiert: „Es gibt einen lokalen Markt und kleine Geschäfte, aber dort darf nur dreimal die Woche eingekauft werden.“

Die Lage ist angespannt, das bekommt Jacoby auch zu spüren: „Die Polizei wollte mich im Nachbardorf festhalten und nicht zurück zu meiner Unterkunft lassen. Ich habe gehört, dass ein junger Franzose auch im Dorf festsitzt, ich versuche Kontakt zu ihm aufzubauen, was sich leider schwierig gestaltet...“, berichtet die Studentin. Ein Kontakt zur Botschaft brachte sie nicht weiter.

Vom Auswärtigen Amt kam nichts mehr

Jacoby trägt sich regelmäßig auf die Krisenliste ein und ist auch auf der neuen Seite des Auswärtigen Amtes angemeldet. „Aber sonst kam nichts mehr, obwohl bereits vier oder fünf Flugzeuge aus Deutschland hier gewesen sein sollen“, schreibt sie weiter. Dann heißt es auch, dass keine Lebensmitteltransporte aus dem Nachbardorf mehr kommen sollen, weil dort Corona-Fälle aufgetreten sind. „Die Ungewissheit ist schwer zu ertragen“, so die Studentin, die gerne wieder Zuhause wäre.