Kranenburg. In Kranenburg war Anfang der Woche richtig viel los. Viele Niederländer sind ob möglicher neuer deutscher Regeln zum Coronavirus verunsichert.
Die Verwirrung unter den Niederländern ist groß. Auf dem Parkplatz der Einkaufsarena in Kranenburg kann jetzt niemand so genau einschätzen, welche Folgen der Beschluss des Corona-Kabinetts am Freitag haben wird. Auch die Begründungen sind für die niederländischen Kunden von Aldi, DM und Penny noch ziemlich undurchsichtig.
Es soll stärker entlang der Grenzen kontrolliert werden. Nur wer einen wichtigen Grund habe, nach Deutschland zu fahren, der solle dies auch tun. Aber was ist schon ein zwingender Grund? „Wir haben am 17. April einen Termin mit unserem Hund beim Tierarzt in Kranenburg. Dürfen wir das noch“, fragen sich Linda und Henk Coops aus Nimwegen, die wöchentlich zum Einkaufen über die Grenze fahren. „Wir sind schon seit Jahren Kunden beim Tierarzt in Kranenburg. Ist viel günstiger“, sagt Lide Coops. „Wenn der Hund geimpft werden muss kostet das hier 19 Euro, in den Niederlanden zahlen wir 50 Euro.“
Deutlich weniger Kunden
Im Kranenburger Einzelhandel ist es in den vergangenen Wochen deutlich ruhiger geworden. 95 Prozent des Umsatzes wird mit Niederländern gemacht. Nur am Montag war wieder richtig viel los: „Wir hatten ein paar ruhige Wochen hinter uns“, sagt eine Mitarbeiterin von „Das Futterhaus“. „Aber als am Montag die Nachricht kam, dass möglicherweise die Grenze geschlossen wird, war hier wieder richtig viel los.“
Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins rät dazu, dass die niederländischen Kunden jetzt besser zu Hause bleiben. Es müsse das Ziel sein, die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Ab Freitag sollen Menschen, die einen längeren Aufenthalt in den Niederlanden hatten, zwei Wochen in Quarantäne, wenn sie nach Deutschland einreisen wollen.
Wie soll das kontrolliert werden?
Aber wie soll das kontrolliert werden. Strafrechtsexperte und Anwalt Frans (er möchte seinen Nachnamen nicht nennen) möchte auf jeden Fall weiterhin Einkäufe tätigen: „Es gibt keine Sanktionen für den Grenzübertritt und es gibt zahlreiche Schleichwege. Eine Kontrolle wird so fast unmöglich. Und was soll denn schon die Definition für ,zwingender Grund’ sein. Kann ich den selbst bestimmen? Bestimmt das die Polizei? Hat der Staat eigentlich nur eine vage Ahnung davon, wie viele Menschen hier täglich die Grenze zum Übertritt nutzen?“
Dennoch bleiben viele Kunden jetzt zu Hause. Eine Aldi-Mitarbeiterin erzählt, dass normalerweise fünf Kassen geöffnet sind – jetzt nur zwei. Petra Lelie aus Millingen schaut nur alle zwei Monate in Kranenburg vorbei, um einzukaufen: „Ich darf jetzt nur zwei Packungen Klopapier mitnehmen. Finde ich ein bisschen albern. Wir müssen doch jetzt nicht rationieren.“
Thed Maas ist Redakteur der Tageszeitung De Gelderlander.