Bedburg-Hau. Am 18. März bekam Maria Verweyen (68) die Diagnose Covid-19. Eine Diagnose, die ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Besuch in Bedburg-Hau.

Das Leben, wie sie es kannte, endete für Maria Verweyen am 18. März. Das war der Tag, an dem sie ihre Diagnose erhielt: Covid-19. Das Coronavirus hatte sich in ihren Körper geschlichen und sie krank gemacht. Das änderte für die 68-Jährige fast alles.

Maria Verweyen ist eine lebenslustige Frau. Ihr ganzer Stolz, das ist die Familie. Sie hat vier Kinder in die Welt gesetzt, die ihr sieben Enkelkinder schenkten. Man kennt sie in Bedburg-Hau. Verweyen engagiert sich seit vielen Jahren als Vorsitzende des Ortsverbandes der CDU in Hasselt, Qualburg und Schneppenbaum. Und ähnlich lange ist sie Mitglied bei den Landfrauen.

Eine Reise nach Südtirol

Mit ihnen unternahm sie Anfang Januar eine Reise nach Südtirol. Viele im Ort munkeln, dass sie sich dort mit dem Coronavirus infiziert hätte, zusammen mit den anderen Landfrauen. Selbst auf Online-Portalen wurde von einem Journalisten darüber öffentlich spekuliert. Doch das stimmt nicht. „Keine von uns Landfrauen hat sich damals infiziert. Die Reise war dafür viel zu früh“, sagt Verweyen.

Etwa zwei Monate später, vom 1. bis zum 7. März, war sie dann erneut unterwegs, dieses Mal mit ein paar Freundinnen, die nicht alle zu den Landfrauen gehören. Diese Reise führte sie nach Imst in Österreich, von dort haben die Frauen auch eine Führung durch Galtür, Ischgl und Kappl mitgemacht. Irgendwo dort muss es passiert sein. „Wir wissen nicht, wo wir uns angesteckt haben. Wir waren auf keiner Apres-Ski-Party, sind meistens unter uns geblieben. Vermutlich haben wir uns im Zug infiziert“, sagt Verweyen rückblickend.

Bis zum 9. März ging es ihr noch gut

An dem Wochenende des Reise-Endes ging es ihr noch gut. Am Montag, 9. März, hat sie ihren Mann ins Krankenhaus bringen müssen, der dort behandelt wurde, weil er schlecht Luft bekam. Dann ging es auch ihr immer schlechter. Am Mittwoch hatte sie Schwindel. Dann versuchte sie, sich im „Fieberzelt“ am St-Antonius-Hospital in Kleve testen zu lassen. Drei mal. Vergeblich. „Erst beim vierten Anlauf, am Samstagmorgen, wurde ich getestet“, sagt Verweyen. Da spielte ihr Kreislauf schon verrückt. Im Fieberzelt sei man sehr nett zu ihr gewesen. „Ich habe mich noch um Eltern gekümmert, die nicht wussten, wohin sie mit ihren Kindern gehen mussten“, berichtet sie. Dann erhielt sie die Auskunft, dass sie drei Tage zu Hause auf die Diagnose warten sollte. „Wenn ich bis Dienstag keinen Anruf erhalten würde, sei der Test negativ ausgefallen und ich hätte kein Corona, hat man mir gesagt.“

Es kam kein Anruf. Das war eine gute Nachricht. Entsprechend erleichtert war Maria Verweyen am Dienstagabend. Sie fühlte sich nur ziemlich müde. Am folgenden Tag, also am Mittwoch, ging Maria Verweyen einkaufen. Es wurde eine große Tour, Verweyen fuhr zum Discounter, zur Apotheke, zur Drogerie und zum Baumarkt. Als sie wieder zuhause war, kam plötzlich die Hiobsbotschaft vom Gesundheitsamt: Der Test ist positiv. Maria Verweyen hat Covid-19. Die 68-Jährige war platt. „Liebe Leute“, entgegnete sie dem Mitarbeiter am Telefon, „ich habe doch, wie mir gesagt wurde, bis einschließlich Dienstag auf den Anruf gewartet. Der kam aber nicht.“ Die lapidare Antwort: Nun sei es wichtig, dass sie schnell alle Kontaktpersonen benenne.

14-tägige Quarantäne

Maria Verweyen begab sich in eine 14-tägige Quarantäne. „Mein Mann und ich lebten fortan zu Hause getrennt von Tisch und Bett. Das war wichtig, weil er herzkrank ist und sich nicht anstecken durfte“, sagt Verweyen. Die Kinder brachten dem Ehepaar das Essen bis vor die Haustür. Das alles ging soweit ganz gut.

Die Krankheit machte der Bedburg-Hauerin zwar zu schaffen, es war wie eine ganz böse Erkältung mit Husten, Müdigkeit und Gliederschmerzen, der Kreislauf ging immer wieder in den Keller, der Appetit war weg. Doch das war nicht das Schlimmste. Denn mit einem hatte Maria Verweyen nicht gerechnet: der Reaktionen ihrer Mitmenschen. „Ich musste das alles ja erstmal verdauen, dass ich das Virus hatte“, sagt sie. Dann kamen die Vorwürfe.

In diversen What’sApp-Gruppen machte man Maria Verweyen Vorhalte. Man hatte sie beim Einkaufen gesehen. Auf Vorstandssitzungen ist sie noch gewesen. Wie konnte sie es wagen? Dabei hatte sie doch auf den Anruf des Gesundheitsamts so lange gewartet, wie man ihr aufgetragen hatte. „Keiner von denen hat gefragt, wie es mir geht. Man hat mich richtig fertig gemacht, mir einen Stempel aufgedrückt“, sagt Verweyen.

Es gab aber auch viele schöne Momente

Aber zum Glück gab es auch die schönen Momente. „Die Familie ist näher zusammengerückt. Auch im Freundeskreis sind wir zusammengewachsen. Inzwischen kommen auch wieder positive Nachrichten, Anfragen, wie es mir geht“, betont die 68-Jährige. Die Enkel kommen sie besuchen, bis vor die Haustür. „Die drücken sich an der Scheibe die Nase platt. Da verdrückt man schon mal ein Tränchen“, sagt die siebenfache Großmutter.

Am Montag, 30. März, war die Quarantäne vorbei. „Seit Sonntag fühle ich mich auch wieder besser“, sagt sie. Ihr Mann hat sich nicht angesteckt. Auch ihre restliche Familie ist gesund. Aber Maria Verweyen bleibt trotzdem noch zu Hause, sie und ihr Mann vertreiben sich die Zeit mit Aufräum- und Säuberungsarbeiten, aber auch mit Seifenopern im TV. „Wir sind da jetzt zu richtigen Experten geworden. Das hätte ich mir früher nie vorstellen können“, sagt die 68-Jährige.

Nach allem, was man weiß, ist Maria Verweyen jetzt vom Choronavirus geheilt. Einen Anruf vom Gesundheitsamt, der ihr das bestätigen würde, den gab es noch nicht. „Ich habe wirklich Hochachtung vor dem, was zurzeit die Menschen im Amt leisten. Auch habe ich eine gute Betreuung durch Mitarbeiter des Gesundheitsamts, die sich in der Quarantänezeit nach meinem Gesundheitszustand erkundigt haben, erfahren. .Aber über einen Anruf würde ich mich trotzdem freuen“, sagt Maria Verweyen.