Kleve/Goch. In den Kitas in den Städten und Gemeinden ist während der Coronakrise eine Notbetreuung organisiert. In Goch und Kleve läuft das gut.

Dass Kinder vieles noch lernen müssen, dass sie täglich Unbekanntem begegnen, ist klar. Aber in diesen Zeiten trifft das auch auf diejenigen zu, die ihnen so viel Erfahrung voraus haben: Die Kitas bieten während der Corona-Krise eine Notbetreuung für Eltern mit systemrelevanten Berufen an; für die Erzieher ist das Neuland.

In der Kita sind jetzt gerade einmal zehn von 99 Kindern

In der Kita Nierspiraten in Goch haben Eltern für zehn von insgesamt 99 Kinder Notbetreuungsbedarf angemeldet. Tatsächlich kommen derzeit im Schnitt sieben bis acht Kinder, das variiert täglich. „Aus Gesprächen wissen wir, dass der Bedarf eigentlich viel höher ist, aber viele Eltern sind darauf bedacht, ihre Kinder anderweitig unterzubringen, weil sie die Infektionsgefahr sehen“, sagt Sandra Stedronsky, die stellv. Kita-Leiterin.

Für die Notbetreuung hat die Kita Nierspiraten ein Wechselschichtsystem eingerichtet. Jede Erzieherin, die nicht zur Risikogruppe gehört, ist im Einsatz. Von den 13 Kollegen bleiben dabei neun übrig, die arbeiten können. Sie sind in Zweierteams vor Ort. „Wir haben mit der Awo zum Glück einen tollen Arbeitgeber, der uns unterstützt“, betont Stedronsky. Es gibt für jeden volle Lohnfortzahlung. Wer nicht in die Kita muss, kann im Home Office arbeiten. Berichte schreiben, Dokumentationsarbeiten – dafür ist jetzt, im Gegensatz zum meist stressigen Kita-Alltag, Zeit. Die Erzieherinnen im Home Office befassen sich auch mit den „Portfolios“. Das sind Sammelmappen, in denen Ereignisse aus dem Kindergarten, Bilder und Lerngeschichten hinein kommen und die die Kleinen zum Kita-Abschluss als Geschenk erhalten.

Für die Erzieher und die Kinder ist das eine besondere Situation

Für die Erzieher, aber auch für die Kinder sei die Situation zurzeit eine ganz besondere, sagt Stedronksy. So machen sie und ihre Kolleginnen sich durchaus Sorgen, weil die Infektionsgefahr lauere. „Natürlich gibt es zahlreiche Regeln, die wir auch beachten. Die kommen täglich in neuer Form per E-Mail bei uns an. Aber Abstand halten – das geht bei Kindern nun mal nicht“, sagt sie. „Wenn ein Kind weint, dann nehme ich es auch in Corona-Zeiten auf den Arm.“

Auch auf die Kinder kommt viel Neues zu: Einmal in der Stunde klingelt der Wecker, dann ist Händewaschen angesagt. Und es ist jetzt viel weniger los im Kindergarten. „Die Jüngeren genießen das sehr, weil die Erzieherinnen jetzt viel mehr Zeit für sie haben. Die Älteren hingegen vermissen in diesen Zeiten ihre Freunde, die plötzlich nicht mehr zum Spielen kommen“, erläutert Stedronksy.

In Kleve werden derzeit nach Angaben der Stadt rund 50 bis 60 Kinder in Kindertageseinrichtungen und 15 Kinder in Kindertagespflege betreut. Jeweils zwischen ein und neun Kindern kommen täglich in insgesamt 18 Kitas. In der städtischen Kita Kleeblatt in Reichswalde werden fünf von insgesamt 83 Kindern betreut. Deren Erzieherin wechselt wöchentlich. Ab der kommenden Woche arbeiten die Erzieherinnen, die nicht in der direkten Kinderbetreuung eingesetzt werden, zu Hause. „Wir haben das große Glück, nicht von Kurzarbeit oder Lohnausfällen betroffen zu sein. Die Finanzierung der Kindertagesbetreuung ist für alle Einrichtungen gesichert“, sagt Kita-Leiterin Nadine van Beuningen.

Der gewohnte Kita-Alltag hat sich in der Notbetreuung geändert

Einigen kleinen Besuchern falle es schwer, dass der gewohnte Kindergartenalltag nun anders ist und vielleicht nicht der bevorzugte Spielpartner zur Verfügung steht. Doch die Kinder genießen den engen Bezug und die ungeteilte Aufmerksamkeit sehr, so van Beuningen. „Alle Spielbereiche stehen den Kindern nun offen. Das Spielzeug muss nicht geteilt werden und das Lieblingsbuch kann dreimal hintereinander vorgelesen werden, ohne dass ein anderer sich beschwert“, sagt sie. Über einen längeren Zeitraum ohne Kinder zu arbeiten, fühle sich für die Erzieher ungewohnt und seltsam an. „Wir vermissen unsere Kinder“, sagt sie. Das Team freue sich sehr, dass seine Arbeit von den Eltern honoriert werde. „Es ist schön und macht uns Mut, wenn die Eltern sich auch um uns sorgen und sich erkundigen, wie es uns geht oder einfach ,Danke’ sagen für Infos, Briefe für die Kinder oder die Betreuung.“ Auch das ist für viele Erzieher eine neue Erfahrung.