Kleve. Der Chirurg hatte als Grünen-Politiker und langjähriger stellvertretender Bürgermeister vieles in Kleve bewegt. Wegbegleiter erinnern sich.
Dr. Artur Leenders ist am Samstag im Alter von 66 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er war Unfallchirurg in Kalkar und charismatischer Politiker der Grünen in Kleve. Zehn Jahre lang stand er als grüner stellvertretender Bürgermeister neben Bürgermeister Theo Brauer (CDU) für das „Erfolgsmodell“ einer schwarz-grünen Koalition, der ersten in NRW.
In seiner politisch aktiven Zeit hat er vieles in Kleve bewegt, Schul-Sanierungen wurden begonnen und zum Teil vollendet. Mit Bürgern wurden in Workshops das Stadtentwicklungskonzept erarbeitet sowie Konzepte für Verkehrs- und Radwege erdacht. Er war auch einer unter den vielen Vätern der Hochschule Rhein-Waal in Kleve/Kamp-Lintfort. Nur sein ehrgeiziges Ziel einer Eisenbahnverbindung von Kleve nach Nimwegen, das er sogar in Brüssel auf europäischer Ebene vertrat, wurde bisher nicht umgesetzt.
Auch bekannt als Teil des Krimiautoren-Trios Leenders/Bay/Leenders
Außerdem war Artur Leenders mit seiner 2018 verstorbenen Ehefrau Hiltrud und seinem langjährigen Freund Michael Bay Teil des Krimiautoren-Trios Leenders/Bay/Leenders.
Artur Leenders starb nach schwerer Krebserkrankung im Emmericher St. Willibrord-Spital, an dem er lange Jahre als Chirurg und Leitender Unfallarzt gearbeitet hatte. Dort hatten sich an seinem 66. Geburtstag vor zwei Wochen seine Wegbegleiter Michael Bay und Theo Brauer noch persönlich von ihm verabschiedet. Am selben Abend trat im Hospital das Besuchsverbot wegen der Coronakrise in Kraft.
http://Hier_gibt_es_mehr_Artikel_und_Bilder_aus_Kleve_und_Umland{esc#225921483}[teaser]„Es war sehr bewegend,“ erinnert sich Theo Brauer im Gespräch mit der NRZ. „Es verlässt uns nicht nur der politische Partner, der Mensch, sondern auch der rege Geist“, sagt Brauer. „Er ist tatsächlich unersetzlich. Er war wie ein Vulkan, mit hohen Potenzen, zeitkritisch. Er hat immer die gesellschaftspolitischen Belange hinterfragt“, erinnert Brauer aus der Zeit der politischen Zusammenarbeit und Kontroversen, in der beide zweimal als Bürgermeister-Kandidaten gegeneinander antraten. „Da war Reibung. Reibung erzeugt Feuer, erzeugt Wärme, erzeugt Neuerung. Er war nie alt. Er war für mich immer Neuland", so Theo Brauer.
Geboren wurde Artur Leenders in Meerbusch-Büderich, bis seine Familie wegen des Schuhmacherhandwerkes nach Kleve zog.
„Wir arbeiten politisch und nicht darauf hin, dass wir wiedergewählt werden“
1999 trat Artur Leenders zusammen mit Michael Bay und Siegbert Garisch bei den Grünen in Kleve ein. Kennengelernt hatten sie sich im Montessori-Kontext (brachten den Montessorizweig an der Spyckschule und den Kindergarten Gildeweg auf den Weg). Fünf Jahre nach seinem politischen Start wagten es diese Grünen durchaus gegen Widerstände, mit der CDU zu koalieren. „Eine sehr produktive Zeit für die Stadt“, in der sich Artur Leenders als „nicht Mainstream“ bewies, beschreibt Michael Bay. „Artur sagte immer: Wir arbeiten politisch und nicht darauf hin, dass wir wiedergewählt werden“, zitiert er.
Von der „Streitkultur, die gern konstruktiv enden durfte“, berichtet auch Theo Brauer. „Er wollte immer den besten Weg für die Stadt suchen.“ Besonders im Schulsektor holte Kleve auf. „Und wir haben Multi-Development verhindert“, den Riesenbau auf dem Minoritenplatz, erinnert Michael Bay. Zehn Jahre lang war Artur Leenders Fraktionssprecher der Grünen.
Nach drei Legislaturperioden beendete Artur Leenders nach verlorener Bürgermeisterkandidatur in 2015 (gegen Sonja Northing und Udo Jansen) seine politische Laufbahn.
Campus Cleve, DRK, Jazz und Debatten
Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Chirurg in Kalkar (Praxis Leenders und Kempkes) war Artur Leenders als Teil des Trios Leenders/Bay/Leenders ein Begriff in der Krimi-Welt, bis zum Krebstod seiner Ehefrau Hiltrud Leenders 2018, der ihn sehr erschüttert hatte. Die regionalen Kriminalromane des Trio Criminale – in hoher Auflage im Grafit-Verlag – hatte Bezüge und Charakter-Anleihen zu lokalen Menschen und schrieben die Lebens-Geschichten der Protagonisten durch alle Bände fort. 25 Jahre lang trafen sich die drei – Autorin, Chirurg und Psychologe – zur Entwicklung der Storys wöchentlich im Haus Leenders in Kleve oder in gemeinsamen Urlauben.
Artur Leenders engagierte sich im Vorstand des von ihm mit gegründeten Fördervereins Campus Cleve und im Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes Kreis Kleve. Er liebte Jazz und Musik von Frank Zappa und Randy Newman. Vielen ist er selbst als Jazzmusiker ein Begriff, einst in der Band „Jazz oder nie“. Seine Komposition „Northsea november“ hatte einer seiner beiden Söhne, der professionelle Jazzmusiker Johan Leenders, noch vor zwei Jahren in Kleve aufgeführt. Der zweite Sohn Philip ist von Beruf Schauspieler.
Artur Leenders war ein Mann, der gern heftig debattierte, auch bewusst aneckte, der große Visionen für die Welt hatte und Monty-Python-Humor liebte.