Kleve. Propst Johannes Mecking sieht Kirche in Kleve als ein Stück Heimatgefühl. Seelsorge gibt es auch in Zeiten des Kontaktverbots.

Keine Messen mehr, Beerdigungen nur noch mit maximal 20 Personen – für Johannes Mecking, Propst an St. Mariä Himmelfahrt Kleve, ist das ein Ansporn, kreativ zu sein. „Die Welt geht nicht unter, weil man mal einige Wochen nicht gemeinsam Gottesdienst feiern kann“, sagt er. „Vielleicht kann man jetzt darüber nachdenken, wie wir unser Leben gestalten, wie wir miteinander und mit der Umwelt umgehen und ob immer alles profitorientiert sein muss.“

Zwar fällt die seelsorgerische Arbeit, wie man sie gewohnt ist, nun an vielen Stellen weg, gerade um Menschen nicht in Gefahr zu bringen. Dafür etablieren sich andere Möglichkeiten. „Noch nie war das Angebot an Gottesdiensten, die man im Internet verfolgen kann, so groß wie jetzt“, sagt Mecking.

Im kleinen Video spielt der Propst Schumann auf dem Klavier

Er möchte Messfeiern in der Stiftskirche demnächst auch auf YouTube zugänglich machen. Stellvertretend für die Gemeinde feiert er momentan allein mit dem Küster die Eucharistie. „Das ist schon ein merkwürdiges Gefühl“, gibt er zu.

Wichtiger findet er, kleine Impulse zu setzen. So hat er ein kleines Video aufgenommen, in dem er am Klavier Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ spielt, auch um die Verbundenheit mit Menschen zu zeigen, denen es viel schlechter geht als uns. Zwar sei das Video alles andere als professionell – „Ich bin 58, da kriege ich zwar noch einen einfachen Videoclip hin, für alles andere müssten mir jedoch jüngere Leute helfen“ –, aber trotzdem sei er überrascht, wie viel positive Resonanz er erhalten habe. Was ihm zeigt: „Die Menschen brauchen ein Stück Heimatgefühl, indem sie ihre Kirche und ihre Seelsorger sehen.“

Zusätzlich läutet die „Groote Boom“

Dazu gehört natürlich auch, dass die Glocken regelmäßig schlagen. Zusätzlich zum sowieso üblichen Angelus-Läuten um 9, 12 und 18 Uhr ertönt jetzt auch die „Groote Boom“, die tiefste Glocke der Stiftskirche, um 9, um 15 und um 19.30 Uhr. „Die Groote Boom haben wir sogar schon geläutet, bevor es einen Hinweis des Bistums gab, dass abends um 19.30 Uhr die Glocken läuten sollten“, sagt der Propst.

Natürlich sei das Glockenläuten nur eine symbolische Aktion. „Wichtiger ist es, freundlich zueinander sein, einander anzurufen, ansprechbar sein.“ Darum hat er nun auch selbst eine Hotline eingerichtet (02821-7132122), über die man gerne mit ihm sprechen kann. Täglich zwischen 18 und 19 Uhr sitzt er am Telefon, aber auch sonst, wenn er Zeit hat.

„Wir bemühen uns außerdem, die Tafel irgendwie aufrecht zu erhalten.“ Manchmal kämen auch Leute zu ihm mit der Frage, ob er ihnen Geld geben kann: „Im Rahmen unserer Möglichkeiten möchten wir den Menschen natürlich behilflich sein.“ Es gehe bei allem auch darum, Hoffnung zu machen. Zwar fehlten ihm wie allen anderen Menschen auch die persönlichen Begegnungen: „Bei einigen anderen Dingen, etwa bei Videokonferenzen, hat man dagegen das Gefühl, dass wir jetzt im 21. Jahrhundert ankommen.“ Das sei auch eine Option für den Kirchenvorstand, um in den nächsten Wochen handlungsfähig zu bleiben.

Neue Impulse, Möglichkeiten und eine kleine Übersicht über Online-Gottesdienste findet man auf der Homepage von St. Mariä Himmelfahrt. Propst Mecking ist optimistisch, dass einige der Angebote vielleicht auch bei jüngeren Leuten Interesse weckt. Im Übrigen: „Beten kann man immer, dafür gibt es keine Beschränkungen.“