Kreis Kleve. Wegen der Corona-Krise fehlen Erntehelfer aus Osteuropa. Das stellt Spargel- und bald auch die Erdbeerbauern vor große Herausforderungen

In wenigen Wochen beginnt auch am Niederrhein die Hochzeit der Ernte des weißen Goldes, sprich die Spargelernte. Um Ostern herum werden dazu dann die ersten Erdbeeren pflückreif erwartet. Die Landwirte stellt das vor große Probleme, denn ihren Erntehelfern aus Osteuropäischen Ländern, in erster Linie aus Polen und Rumänien, wird seit Mittwochnachmittag die Einreise aufgrund der Corona-Krise verweigert. Doch manche sind seit Längerem hier und können zupacken. Obendrein sind nun aber Laien-Helfer auf den Feldern zumeist gern gesehen.

Auch vor dem Einreiseverbot bereits Bedenken

Den Rumänen war auch vorher schon der Transit per Bus untersagt, die Flüge zu teuer und die polnischen Erntehelfer fürchteten Deutschland sowieso als Hochrisikogebiet in Sachen Virus, sie hätten Angst vor Ansteckung und eventueller Quarantäne, weiß Franz-Josef Arntz vom Warbeyener Erdbeerparadies.

„Die Ernte ist das eine, aber der Absatz das andere. Der ist ja auch schwierig. Ich sehe längst nicht mehr so viele Autos auf den Straßen. Wenn da weniger los ist, dann auch später an unseren Erdbeerbuden“, befürchtet der Warbeyener.

Die Spargelernte braucht Helfer.
Die Spargelernte braucht Helfer. © NRZ | Thorsten LINDEKAMP

Vermutlich haben die Erdbeeren aber noch mindestens bis Ostern herum Zeit, um zu reifen.

Wie viele Spargelstecher, Erdbeerpflücker und andere Helfer gerade im Kreis Kleve fehlen, können weder Haus Riswick/Landwirtschaftskammer noch der Rheinische Landwirtschaftsverband RLV mit Sitz in Bonn genau bestimmen. Im Rheinland fehlen von März bis Juli nach einer Erhebung „mindestens 22.000 Erntehelfer auf den insgesamt 800 Betrieben“, weiß Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbandes der Rheinischen Obst und Gemüseanbauern.

Unterschied auf beiden Rheinseiten

Der Leiter von Haus Riswick, Dr. Franz-Josef Stork, kennt die Nöte der Spargel- und Erdbeeranbauer. „Auf unserer Rheinseite ist das erheblich. Auf Emmericher Seite wurde schon immer mehr mit einheimischen Kräften gearbeitet.“ Wie es auch beispielsweise Claudia van Bebber, Spargel vom Eltenberg, bestätigt: „Wir hatten immer nur Erntehelfer von hier.“ Auf dem Eltenberg verzichten die van Bebbers in diesem Jahr auf kleine Folientunnel, um die Ernte etwas hinaus zu zögern.

Woanders freut man sich über die Hilfe aus den Reihen der Studierenden. „Uns erreichte die Mail vom ASTA der Hochschule (HRW), in der Studenten ihre Hilfe bei der Ernte anbieten“, freut sich der Leiter von Haus Riswick, „das ist ein sehr bemerkenswerter Ansatz. Wir sehen nun, wie wir betroffene Betriebe und die Studenten zusammen kriegen können.“ Über studentische Hilfe freut sich auch der Hochwaldspargelhof in Uedem. Frederike Poen vom Hochwald-Team: „Bislang haben sich bei uns schon 20 Studenten als Erntehelfer angeboten.“

Außerdem ist es eine sehr anstrengende Arbeit

So gut man Helfer anlernen kann, sieht Kerstin Ophey vom Spargelhof an der Niers in Goch-Kessel die Sache mit den Aushilfserntehelfern doch skeptisch. „Es fragen so viele, ob sie helfen können. Das gibt einen Funken Hoffnung. Aber Spargelernte ist schon sehr speziell. Die Pflanzen sind wertvolle Kulturen, da brauche ich Profis! Außerdem ist es eine sehr anstrengende Arbeit.“

Für die Erdbeerernte um Ostern herum würde sie sich aber sehr über Aushilfen , die auch Neulinge sein können, freuen. Absatzprobleme? Ophey hat diese Angst erst einmal nicht. Zwar muss auch das Spargelrestaurant geschlossen bleiben, aber Ophey ist überzeugt, dass die Menschen „Frische wollen. Aber vielleicht haben die Menschen dann auch nicht mehr das Geld dazu, um sich mit den Produkten aus Bauernläden zu versorgen“, schränkt sie ihre Hoffnung ein.