Kleve/Goch. Abschied aus der Ferne: Selbst Beerdigungen laufen derzeit anders ab als sonst. Keine Lieblingsblumen mehr, keine großen Messen. Unruhige Zeiten.

Trauer kann man nicht rationieren. Aber man kann dem Abschied mit Ritualen begegnen. Zum Beispiel mir einer Beerdigungsmesse, dem gemeinsamen Gang zum Friedhof, daran anschließend ein gemeinsames Kaffeetrinken der Angehörigen, Freunde und Nachbarn. So kennt man das, so ist es guter Brauch. Jetzt ist alles anders. Ralf und Ivonne Aunkofer fühlen sich unwohl dabei. Sie führen drei Bestattungsinstitute in Goch, Bedburg-Hau und Kalkar.

Beerdigung mit Abstand

„Die Leute können jetzt doch gar nicht mehr richtig trauern“, sagen sie. In der Kirche sind maximal 20 Leute erlaubt. Beerdigung mit Minimalbesetzung, zwei Meter Sicherheitsabstand zueinander. „Klar ist das notwendig“, sagen sie. Aber wie soll das so funktionieren mit dem Trauern? Bei Aunkofers in der Trauerhalle haben aktuell noch mehr Personen Zutritt – mit Abstand zueinander. Aber wie lange noch?

Immerhin, die Beerdigungen laufen momentan weiter wie geplant. „Noch kommen wir ganz normal ins Krankenhaus hinein, um die Leichen abzuholen“, sagt Wilfried Hendricks vom Klever Bestattungshaus. Auch Desinfektionsmittel gibt es noch für Bestatter. „Komplette Masken werden derzeit aber für das Klinikpersonal zurückgehalten“, sagt Ralf Aunkofer. Hendricks verschafft sich gerade einen Überblick über seinen Bestand an gut verschließbaren Totenhüllen. „Wenn wir Corona-Tote haben, werden wir die auch nicht aufbahren können.“ Wird man die Leichen überhaupt beerdigen können, oder müssen sie im Hochsicherheitswagen zum Krematorium gebracht werden? Alles noch völlig unklar.

Es herrscht eine gespenstige Ruhe

Besonders irritierend: Während man für die Zukunft Horrorszenarien nicht ausschließen kann, herrscht im Moment eher eine gespenstische Ruhe. „Normalerweise würden wir jetzt Vorsorgegespräche führen“, sagt Ivonne Aunkofer. Aber sie haben ja derzeit keinen Zutritt zu Seniorenheimen. Und überhaupt sind alle momentan zu sehr mit dem Leben beschäftigt, als dass sie sich Gedanken um den Tod machen wollten.

Der Tod ist das Spezialgebiet der Bestatter, für Gespräche stehen sie gerne zur Verfügung, betonen sie. „Wir leben zwar davon, hoffen aber, dass alle gesund bleiben“, sagt Ralf Aunkofer.

Auch ungewohnt: Der Papierkram wird sehr pragmatisch behandelt. Das Standesamt ist geschlossen, die Bescheinigungen und Sterbeurkunden gehen per E-Mail oder Fax hin und her, die Originale per Post – das kann dauern. „Die Krematorien verhalten sich sehr kooperativ“, sagt Hendricks, da genügt derzeit eine Farbkopie statt des Originals.

Mangel an Blumenschmuck

Dafür herrscht auf der anderen Seite Mangel. Blumen zum Beispiel. Es gibt längst nicht mehr alle Blumen, die man sich womöglich für das Begräbnis wünscht. Und ob es, wenn es wirklich ganz schlimm kommen sollte, überhaupt genügend Särge gibt, ist auch noch die Frage. Wilfried Hendricks: „Zum Teil kommen die Hölzer aus dem Ausland, das könnte kritisch werden.“

Ivonne Aunkofer atmet noch mal tief durch. „Die Situation ist für uns alle schwer abzuschätzen.“ Es gebe so viele Überlegungen, die man jetzt anstelle, und von denen man nicht wisse, wohin sie führen. Ihr Ehmann Ralf ergänzt: „Wir alle sind jetzt wohl in einer Situation die wir noch nicht wirklich abschätzen können und müssen darum in dieser Zeit alle zusammenhalten.“