Kreis Kleve. Den ganzen Tag zu Hause sitzen, fällt vielen schwer. Jogger sollten jetzt alleine unterwegs sein. Für Peter Brückner ist das selbstverständlich.
In den aufwühlenden Corona-Zeiten sei seine Beeinträchtigung ein Luxusproblem, macht Peter Brückner sofort deutlich. „Mir tun die Menschen leid, die wirklich stark mit den Folgen des Virus zu kämpfen haben“, sagt der 63-Jährige. Doch auch wenn der Anfang des Jahres in den Ruhestand getretene Klever glücklicherweise weder erkrankt noch finanziell besonders betroffen ist, so schränkt das Coronavirus ihn doch vor allem in einem festen Teil seines Lebens ein: Er ist jetzt Einzelgänger, besser gesagt: Einzelläufer.
Heimatläufer mit Herz
Peter Brückner gehört zu den NRZ-Heimatläufern, die seit 2018 bei den Laufveranstaltungen am Niederrhein als große Gemeinschaft unterwegs sind. Bei der Premiere hatte er bei dem sehr beliebten und stets sofort ausgebuchten Angebot noch kein Glück. Im vergangenen Jahr war Brückner allerdings einer der Schnellsten bei der Anmeldung und genoss die Atmosphäre bei den Läufen in seiner Heimat. Auch in diesem Jahr wollte der gebürtige Duisburger, der bis 1989 in Weeze lebte und dann nach Kleve umzog, an acht der neun Veranstaltungen teilnehmen.
Sie sollten ihm als wertvolle Vorbereitung für den Marathon in Duisburg dienen, auf den er seinen Trainingsplan ausrichtete. Den Eintritt ins Rentenalter nutzte der bis dahin beruflich stark eingespannte Bauingenieur, um sich nach einigen Jahren Pause wieder einmal die lange Distanz vorzunehmen. „Ich lag sogar ein bisschen über meinem Plan“, erzählt Peter Brückner.
Das Laufen rückt in den Hintergrund
Doch dann breitete sich das Coronavirus aus und ließ das Laufen in den Hintergrund rücken. Die beiden Auftaktwettkämpfe sind für die NRZ-Heimatläufer bereits abgesagt – und wie es mit den Volksläufen am Niederrhein angesichts stark steigender Erkrankungszahlen weiter geht, vermag derzeit niemand zu sagen.
„Seit Anfang letzter Woche ist der Sportplatz gesperrt. Wir treffen uns nicht mehr zum gemeinsamen Laufen“, sagt Brückner, der Mitglied im Leichtathletikverein Nütterden ist. „Dort laufe ich seit 30 Jahren mit meinen Freunden. Wir haben schon so viel erlebt, laufen bei jedem Wetter und lassen uns eigentlich von nichts stoppen. Doch jetzt ist auf einmal alles anders.“
Keine Läufe mehr in der Gruppe
Peter Brückner läuft natürlich auch alleine weiter an der frischen Luft, weniger als zuvor, aber immer noch drei- oder viermal in der Woche. Wenn sich die getrennten Hobbysportler jetzt auf ihren einzelnen Runden durch den Reichswald oder an der Niers sehen, grüßen sie sich – und laufen dann ihrer Wege. „Es ist sehr ungewohnt und schwierig, sich alleine ohne festen Termin zu motivieren“, gibt der Vater zweier erwachsener Kinder zu.
Kontakte werden vermisst
Bewegung ist gerade jetzt wichtig
Wir sind jetzt gezwungen, viel zu Hause zu bleiben. Und trotzdem darf man nun nicht permanent sitzen oder auf dem Sofa liegen. Gezielte Bewegung ist nun extrem wichtig, um den Körper fit zu halten.
Der Münchener Sportmediziner Prof. Martin Halle betont, dass die Lunge regelmäßig belüftet werden muss. Wenn der Körper inaktiv ist, dann funktioniert innerhalb von zwei Wochen der Körper nicht mehr richtig. Gerade die Schleimhäute müssen gut durchblutet und feucht sein.
Also: viel trinken und Bewegung, die möglich ist. Spaziergänge, Jogging, Radfahren - und alles bitte mit Abstand.
Er vermisst auch das Gemeinschaftserlebnis mit den anderen NRZ-Heimatläufern. „Es hat im letzten Jahr so viel Spaß gemacht, in der Gruppe zu laufen und vorher und hinterher Schwätzchen zu halten. Dabei sind einige schöne Kontakte entstanden, die immer noch halten“, erzählt Brückner, der hofft, dass sich die Coronavirus-Situation möglichst bald beruhigt: „Hoffentlich können alle nach den Sommerferien wieder zum normalen Betrieb zurückkehren. Mein Wunsch ist, dass dann auch die restlichen Heimatläufe stattfinden können.“
Aus dieser Hoffnung spricht nicht nur Brückners eigene Sehnsucht, mit vielen Gleichgesinnten wieder gemeinsam die Heimat in Laufschuhen zu erleben. Der 63-Jährige denkt auch an die Veranstalter der Läufe, „die zum Teil bereits sehr hohe Verluste hinnehmen mussten“.