Kreis Kleve. In der Grenzregion bedarf es in Sachen Coronavirus dringend der besseren Absprache. Warum dürfen Friseure in Kleve arbeiten, in Bocholt nicht?

Wenn man sich die Verfügungen der Stadt Kleve aus dieser Woche durchliest, dann fühlt man sich unweigerlich an den Geschichtsunterricht erinnert: Aufenthaltsverbote, Geschäftsschließungen, Kontaktreduzierungen – und möglicherweise schon bald eine gänzliche Ausgangssperre und eine Schließung der Grenze zu den Niederlanden.

All das verorten wird eher in die Zeit der Weimarer Republik als ins moderne Europa 2020. Fast täglich haben wir in dieser Woche über Nachrichten berichtet, die uns noch vor vier Wochen undenkbar erschienen. Jetzt sind sie Realität. Das Leben wurde aufs Notwendigste reduziert.

Der Staat muss die Belieferung von Krankenhäusern, Ärzten und Apotheken sicherstellen

Die lokalen Behörden vor Ort gehen insgesamt souverän mit der Ausnahmesituation um. Gleichwohl würde man sich mehr Abstimmung im Einzelfall wünschen: Die Beschaffung wichtiger Dinge wie Desinfektionsmittel, Schutzkappen und Schutzanzüge muss jetzt in staatliche Hände. Es muss sicher gestellt sein, dass Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken mit Medikamenten versorgt werden – und diese nicht in Privathaushalten oder in Depots skrupelloser Geschäftemacher schlummern.

Auch auf lokaler Ebene muss mehr abgestimmt werden: Im Kreis Borken dürfen Friseure nicht mehr tätig sein. In Kleve haben die Läden geöffnet und die Mitarbeiter arbeiten mit Mundschutz. In NRW wurden der stationäre Einzelhandel bis auf einige Ausnahmen geschlossen, in den Niederlanden kann man noch Klamotten kaufen. In NRW haben die Restaurants reduziert geöffnet, in den Niederlanden haben sie ganz geschlossen. Da lässt sich leider keine klare Linie erkennen.

Die Maßnahmen sind absolut gerechtfertigt

Und auch die unterschiedlichen Konzepte der Nachbarländer zur Bekämpfung der Corona-Krise tragen nicht gerade zur Beruhigung der Menschen bei. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte spricht über „Herdenimmunität“ und ermutigt seine Bürger dazu, ruhig nach draußen zu gehen. In Deutschland hingegen soll das Leben quasi auf Null gesetzt werden. Ja, was denn jetzt?

Sowohl die Kanzlerin als auch ihr Den Haager Amtskollege haben betont: Ein Großteil der Bevölkerung wird sich mit Covid-19 infizieren. Nur wir müssen es schaffen, die Infektionsraten deutlich langsamer ansteigen zu lassen. Bislang gelingt das noch nicht. Daher sind die drastischen Maßnahmen dieser Woche auch absolut gerechtfertigt. Die dramatischen Bilder aus Italien sollten uns eine deutliche Warnung sein!