Kreis Kleve. Jetzt 83 Corona-Fälle im Kreis Kleve. Spielplätze leer. Städte kontrollieren, aber alle setzen darauf, dass die Bürger „vernünftig sind“.

Insgesamt 83 nachgewiesene Corona-Infektionen gibt es im Kreis Kleve, so war der Stand Mittwoch, 18. März, 17 Uhr. Davon sind fünf in Kleve, zwei in Goch, acht in Kalkar, vier in Bedburg-Hau, zwei in Rees, zwei in Weeze, 13 in Geldern, 13 in Issum, 13 in Kerken, acht in Kevelaer, zwei in Rheurdt, sechs in Straelen und zwei in Wachtendonk. Drei Meldungen werden noch geklärt.

Die neue Mitte in Kleve war schon Mittwochmittag verschlossen.
Die neue Mitte in Kleve war schon Mittwochmittag verschlossen. © Niklas Preuten

An der Hochschule Rhein-Waal machten sich am Mittwochnachmittag die beiden chinesischen Studierenden Chen Zhaoran (Studentin Agribusiness) und Kong Chiang Fang (Student Mechanical Engineering) auf den Weg zum Supermarkt. Für sie selbstverständlich tragen sie einen Mundschutz. „Das ist für uns normal“, sagte die 23-Jährige.

Eine gewisse Normalisierung

Was sagen sie dazu, wie sich die Deutschen bisher verhalten haben? „Ich verstehe sie nicht“, sagte der Student. Ihre Familien in China haben die Schutzmaßnahmen streng eingehalten. „Sie kehren jetzt zur Arbeit zurück“, freuen sich die beiden über eine gewisse Normalisierung. Noch fallen die jungen Leute in Kleve auf. „Meinen Sie, unser Mundschutz macht den Leuten Angst?“, fragte Kong Chiang Fang. Vorige Woche vielleicht. Jetzt wohl nicht mehr.

Der Spielplatz am Forstgarten Kleve ist in Zeiten von Corona gähnend leer. So soll es sein. 
Der Spielplatz am Forstgarten Kleve ist in Zeiten von Corona gähnend leer. So soll es sein.  © Astrid Hoyer-Holderberg

Auch die Klever akzeptieren nun Einschränkungen. Ruhig ist es in der Fußgängerzone. Schon mittags war die Neue Mitte verriegelt, auch einige andere Geschäfte griffen der Verordnung vorweg: zu. Eltern schickten ihre Kinder nicht mehr auf die Spielplätze, am Forstgarten flanierten Spaziergänger einzeln oder zu zweit in weitem Abstand voneinander durch den Frühlingstag.

„Tatsächlich sind Teams der Stadt unterwegs und schauen nach dem Rechten“, beschreibt Ralph van Hoof vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadt Kleve. Die Mitarbeiter kontrollieren, dass sich nicht Gruppen zu eng, zu nah beispielsweise auf Spielplätzen treffen.

Es gilt eben für alle

Was ist, wenn einsam eine Familie mit ihren ein, zwei Kindern da spielt? „Gleiches Recht für alle. Auch dann müssen wir auf sie zugehen, sie nach Hause schicken und erklären, dass Spielplätze gesperrt sind. Es gilt eben für alle, dass ab 17. März alle Sport- und Freizeiteinrichtungen zu schließen sind.“ Die soziale Kontrolle läuft außerdem parallel. Bereits am Dienstagabend, noch bevor die Regelung galt, meldete ein Anwohner in Kellen den Ordnungsbehörden eine Gruppe Kinder auf dem nahen Spielplatz.

Klever Stadtmitarbeiter überprüfen auch, ob die Gaststätten wie verordnet um 15 Uhr schließen. „Es sind gesetzliche Auflagen“, hält sich der Ordnungsamtschef neutral.

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Ralph van Hoof appelliert aber an die Vernunft der Mitbürger. Junge Leute träfen sich oft weiterhin unbeschwert. „Doch sie können die Krankheit in ihre Familien einschleppen“, warnt er. „Es geht doch darum, dass Infizierte, die noch keine Symptome haben, durch die Gegend laufen. Wenn die Leute vernünftig sind, wird auch eine Ausgangssperre nicht nötig werden. Zum Glück haben wir in Deutschland ein hervorragendes Gesundheitssystem.“

Die Außengastronomie bei Bäcker Reffeling am Kalkarer Marktplatz ist abgesperrt.
Die Außengastronomie bei Bäcker Reffeling am Kalkarer Marktplatz ist abgesperrt. © Niklas Preuten

Auch Kalkars Stadtsprecher Harald Münzner sagt, dass „man eine Ausgangssperre nicht bräuchte – wenn sich denn alle an die deutlichen Empfehlungen, zu Hause zu bleiben, halten würden“. Unter anderem mit vielfach angeklickten Videobotschaften von Bürgermeisterin Britta Schulz appelliere die Stadt weiter sehr deutlich, dass „die Menschen sich nicht vollkommen unvernünftig verhalten sollen“.

Besonders italienische Gastronomen ziehen mit

Am Mittwochnachmittag schien dies jedenfalls zu fruchten. Weder am Schulzentrum versammelten sich Jugendlichen, noch saßen Gäste in den gastronomischen Betrieben auf dem Marktplatz eng zusammen. „Mein Eindruck ist: Alle ziehen mit, besonders auch die italienischen Gastronomen mit Blick auf die Situation in Italien“, sagt Münzner. Bürgermeisterin Schulz kündigt für Donnerstag eine Verfügung an, nach der alle Restaurants, Imbissbetriebe und Cafés schließen müssen (Bericht folgt).

Auch in der Gocher Innenstadt war am

Der Spielplatz an der Nierswelle in Goch: leer und gesperrt.
Der Spielplatz an der Nierswelle in Goch: leer und gesperrt. © Niklas Preuten

Mittwochnachmittag von öffentlichem Leben nur noch wenig zu sehen. Viele Geschäfte hatten bereits geschlossen, bevor die Stadt Goch die über Nacht vom Land NRW konkretisierten Regeln für den Einzelhandel per Allgemeinverfügung umsetzte.

Menschenleer und mit Flatterband abgesperrt war beispielsweise auch der Spielplatz an der Nierswelle. „Wir sind nicht in der Lage, Wachpersonal für jeden öffentlichen Spielplatz abzustellen“, sagt Gochs Stadtsprecher Torsten Matenaers. „In dieser sehr, sehr besonderen Situation geht es aber ohnehin darum, dass alle in der Gesellschaft ihren Beitrag leisten. Die Menschen können nicht darauf warten, dass ein uniformierter Beamter vor ihnen steht, und sagt, was sie zu tun haben.“ Sollten der Verwaltung jedoch Verstöße gegen die aktuell geltenden Regeln gemeldet werden, würde die Stadt diesen nachgehen, betont Matenaers.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren laut Stadtsprecher Harald Münzner in Kalkar auf Rundfahrten, ob etwa die Bürger den abgesperrten Spielplätzen fernbleiben. „Vielleicht werden auch weitere Mitarbeiter der Verwaltung eingesetzt, die derzeit in ihren eigentlichen Bereichen weniger Arbeit haben“, so Münzner.

Die Kreisverwaltung rät zu freiwilliger Quarantäne zu Hause

Das Infotelefon des Kreisgesundheitsamtes ist unter 02821 594-950 zu erreichen. Auf der Internetseite der Kreisverwaltung unter www.kreis-kleve.de befindet sich oben ein Direktlink auf die Corona-Informationen.

Die Kreisverwaltung rät: Wenn Sie sich in einem der Risikogebiete oder Regionen aufgehalten haben (siehe Internetseite), empfiehlt das Bundesgesundheitsministerium unabhängig davon, ob Symptome bestehen oder nicht, sich freiwillig für 14 Tage in eine häusliche Quarantäne zu begeben. Dies ist eine entscheidende Maßnahme, um Infektionsketten zu durchbrechen und eine Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Auf der Kreisinternetseite ist als Download auch ein Hinweis für Reiserückkehrer eingestellt.

Sollten Sie ärztliche Hilfe brauchen, wenden Sie sich umgehen telefonisch an den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst unter Angabe der Beschwerden und Mitteilung über die Reise unter der Nummer 116 117.