Kleve. Der durch Corona ausgelöste Ausnahmezustand trifft auch alle in den Pflegeberufen mit Wucht. Klever Angehörige haben eingeschränkt Zugang.
Es ist fünf Minuten vor 16 Uhr. Vor dem Betreuungszentrum Clever Stolz stehen schon ein paar Angehörige in der Frühlingssonne und warten auf Einlass. Ein Zettel an der Tür weist darauf hin, dass für Besuche aufgrund der durch das Coronavirus ausgelösten Ausnahmesituation nur jeweils eine angehörige Person pro Bewohner zwischen 16 und 17 Uhr hinein gelassen wird.
„Wir erfüllen damit die Vorschriften des Erlasses der Landesregierung NRW“, erklärt Christian Nitsch, Inhaber der Clivia Gruppe und damit auch des Betreuungszentrums Clever Stolz, im Gespräch mit der NRZ.
Desinfizieren, Name, Adresse und Telefonnummer hinterlassen
Allerdings ist es damit noch nicht getan. Ob Frau J. oder Frau M. oder die beiden Jugendlichen, die zu ihren Großeltern möchten – neben der Einhaltung strengster Hygieneregeln (Desinfizierung) müssen auch bürokratische Hürden genommen werden. Dazu zählt das Ausfüllen des Registrierungszettels am Haupteingang. Die richtige Nutzung der Desinfektionsmittelstation und das korrekte Ausfüllen des Bogens wird von Daniel Elbers und Christian Ulrich vom Clever Stolz-Team geduldig überwacht und erklärend begleitet. Denn die Unsicherheit bei den Besuchern ist spürbar.
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So muss nicht nur jeder Besucher sich seit Wochenbeginn mit Namen, Adresse und Telefonnummer eintragen, sondern auch angeben, wen er besucht, wann er das Haus betritt und auch, wann er es wieder verlässt. Es versteht sich von selbst, dass Menschen, die aus Risikogebieten kommen (die aus einer daneben liegenden Liste heraus zu lesen sind), nicht als Besucher zugelassen werden.
„Dicht machen“ wäre eine emotionale Katastrophe
„Wir wissen nicht, wie lange wir hier überhaupt noch hinein dürfen“, sorgt sich eine Tochter, die regelmäßig ihre 85-jährige Mutter im Betreuungszentrum besucht. „Wenn die Seniorenwohnheime ganz dicht gemacht werden, dann wäre das eine emotionale Katastrophe für ganz viele Bewohner und auch für viele Angehörige.“ „Schließlich“, so ergänzt ein junger Mann draußen in der Sonne wartend, „haben unsere Urgroßeltern wahrscheinlich auch nicht mehr so viel Zeit, um entspannt auf ein Ende der Corona-Pandemie zu warten.“
Aber Verständnis für die täglich mit Sorge erwarteten und strenger werdenden Erlasse haben fast alle. Denn die Sorge um eine eigene Ansteckung ist gering, aber die Angst, die Risikogruppen zu infizieren, ist groß.
„Wir brauchen dringend mal ganz klare Handlungsanweisungen des Kreises“
Dennoch empfindet es Clivia-Chef Christian Nitsch auch als emotional höchst belastend für alle Beteiligten, dass der Besuchsdienst so stark eingeschränkt werden muss. „Solange es geht, werden wir den Zugang im Rahmen der Erlasse auch möglich machen“, erklärt er.
Keinerlei Verständnis hat er für die Fehlinterpretation des Erlasses, der in einigen Medien als „Besuchsverbot in Altenheimen“ betitelt wurde. „Das geht gar nicht! Das stand bislang so nicht darin und wir halten uns an die klaren Erlassvorschriften.“
Mehr Informationen bzw. überhaupt Informationen wünscht er sich vom Kreis Kleve. „Die Kommunikation ist nicht nur schlecht, sie ist schlicht nicht vorhanden“, ärgert er sich. Zumal auch auf schriftliche Anfragen keine Rückmeldungen kämen. „Dabei bräuchten wir dringend mal ganz klare Handlungsanweisungen des Kreises, wie wir beispielsweise auch mit der ambulanten Pflege und der Tagespflege umgehen. Respekt ist keine Einbahnstraße. Ich erwarte einen entsprechenden Umgang seitens der Kreisverwaltung mit den Pflegekräften! Ich erwarte Erreichbarkeit und Ansprechpartner.“
Auch seine Kollegen hätten viele offene Fragen, die einfach nicht geklärt würden. „Wir können von Glück sprechen, dass wir in unserer Clivia Gruppe schon lange eigene Pandemiepläne und entsprechende Vorräte an Desinfektionsmitteln und ähnlichen Sachen haben.“ Vom Know-how mal ganz abgesehen.
Aushänge am Eingang weisen auf die aktuellsten Vorschriften hin.