Kleve. In der alten XOX-Fabrik in Kleve wollen Yannik Poen, Lynn-Marie Watzka, Jan Holtfester und Nomthamdazo Ndlovu für Leben sorgen.

Zwar ist er da und wird doch so vermisst: Der Treffpunkt für die Szene in Kleve, der Club, in dem gefeiert wird, bis die Sonne wieder aufgeht, in dem sich alles dem hämmernden Rhythmus des Techno hingibt, der Feierlaune und dem Augenblick. Es gibt ihn – aber derzeit nur im Verborgenen als Einzelveranstaltung: „XLR8“ heißt der Club auf 1000 Quadratmeter Fläche in der ehemaligen Keks-Fabrik XOX. Räume, wie gemacht für die Techno-Szene: alte, industrielle Bausubstanz, leicht ruinös, puristisch das Interieur, ein Tarnnetz vorne gleich hinterm Eingang, eine Sitzlounge mit gemütlichen, tiefen Sofas und an der Stirnwand die Theke für das Wichtigste: die Musik-Anlage.

Yannik Poen, Lynn-Marie Watzka, Jan Holtfester und Nomthamdazo Ndlovu sitzen auf den Sofas in der Lounge neben dem großen „Dance-Floor“. Es ist kalt in dem Gemäuer. Eine Heizung gibt es nicht. „Die ist auch nicht nötig, wenn hier gefeiert wird“, sagt Lynn-Marie Watzka. Die Nürnbergerin studiert an der Hochschule Rhein-Waal, ebenso wie Nomthamdazo Ndlovu. Jan Holtfester ist Projektentwickler bei der Tjaden Industriepark KG. Zusammen mit Yannik Poen, Geschäftsführer der Firma Pietsch, und weiteren Mitstreitern wollen sie den Club in den alten Industriehallen zur Instanz, zur Dauereinrichtung machen. Bis jetzt gab’s einige Sessions als Einzelveranstaltungen, wo die Schlangen vor der Tür standen und man bis in die Morgenstunden Besucher abweisen musste. Denn bei 199 Gästen war Schluss. Genehmigung ist Genehmigung. Die Stimmung drinnen: prächtig. „Wir haben gefeiert bis morgens nach acht“, sagt Holtfester.

Ein Förderverein ist gegründet

Doch um den Club in Richtung schwarze Zahlen zu bekommen, hätten 400 Menschen kommen müssen. Die wären auch da gewesen. Platz ist auf den 1000 Quadratmeter, die für den Club zur Verfügung stehen auch da. Bisher werden 250 Quadratmeter davon genutzt. Jetzt hat die Truppe um Poen, Watzka, Holtfester und Ndlovu einen Verein gegründet, der als Betreiber eine Dauergenehmigung beantragen will. Der Vereinsname klingt – während bei „XLR8“ die Clubidee mitswingt – ziemlich deutsch: „Verein zur Förderung elektronischer Tanzmusik am Niederrhein e.V.“

„Ziel des Vereins ist ein fester Club für Kleve, für die Szene, für die Studenten“, sagt Holtfester. Und zeigt mit seinen Vergleichen, dass die Ziele hoch gesteckt sind: „Ein Techno-Club, so wie das ,Bootshaus’ in Köln oder das ,Berghain’ in Berlin“, sagt er. Beide gelten als Mythen der Szene.

„Wir sind zwar ein junger Verein – aber die Begeisterung ist groß. Vor allem auf dem Campus. Das merkt man auch an den stark wachsenden Zahlen beim Verein“, sagt Watzka. Bis jetzt arbeiten alle auf „Non-Profit-Basis“, so die Studentin – freiwillig für den Spaß an der Veranstaltung. Ziel sei es nicht, Parookaville im Kleinen aufzuziehen, sagen die Vier. Man denke an Musik im Stil der belgischen Techno-Ikone Charlotte de Witte, wolle mehr in die Alternative-Richtung und keine Charts rauf und runter spielen.

Hohe Kosten für die Dauer-Genehmigung

Doch das Team wird dicke Bretter bohren müssen: Allein die Dauer-Genehmigung bei der Stadt kostet 5000 Euro. „Wir hoffen, dass die Stadt da mit ihren Gebühren einem gemeinnützigen Verein entgegenkommt. Schließlich planen wir eine Einrichtung, die schmerzlich vermisst wird in Kleve“, sagt Poen. Hinzu kommt der Ingenieur, der Brandschutz-Gutachten ausstellt, der Sound Designer. Allein dafür rechnet Holtfester mit einer Investition von rund 7000 Euro. Die Anlage käme noch oben drauf, die Räume „spendet“ die Tjaden Industriepark KG. „Man braucht dann noch die Security, den Brandschutz, die Schankgenehmigung“, erklärt Holtfester.

„Wir wollen uns gezielt an die Techno-Szene wenden. Das wird auf keinen Fall eine Disko“, unterstreicht Holtfester, der dann auch DJs aus Berlin einfliegen lassen will. Wohl wissend, dass die Techno-Szene in Kleve lebt. Und ein durchaus breites Publikum darstellt, wenn man auf die Besucherzahlen von Parookaville schaut.