Kreis Kleve. Wegen der Corona-Krise sind ab Montag im Kreis Kleve alle Schulen, Kitas und Schwimmbäder geschlossen. Zehn Erkrankungsfälle sind bestätigt.

Das Coronavirus legt nun große Teile des öffentlichen Lebens im Kreis Kleve lahm. Wie im Rest des Landes werden ab Montag, 16. März, die Schulen geschlossen. Es gilt eine Übergangsregelung: Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf die Situation einzustellen, können sie bis einschließlich Dienstag, 17. März, ihre Kinder noch zur Schule schicken. Die Schulen sollen an den beiden Tagen während der üblichen Unterrichtszeit eine Betreuung sicherstellen. Einzelheiten regeln laut der Mitteilung die Schulleitungen.

„Das ist eine völlig neue Situation, für die niemand einen Masterplan in der Tasche hat“, sagte Torsten Matenaers, Sprecher der Stadt Goch, kurz nach Eintreffen der E-Mail aus Düsseldorf. „Wir sind dabei, uns mit damit zurecht zu finden.“

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Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve wird für Montag und Dienstag eine Betreuung für die 1. bis 6. Schulstunde anbieten. Unterricht findet nicht statt. Die Schüler werden in der kommenden Wochen zudem Lehr- und Übungsmaterial erhalten, um zu Hause arbeiten zu können. Auch die Abiturienten werden zu Hause arbeiten müssen. Über eine digitale Plattform stehen sie mit ihren Lehrern in Kontakt. Die Vor-Abi-Klausuren sind bereits geschrieben, so dass die notwendigen Nachweise für die Abiturprüfungen erbracht worden sind. Nach den Osterferien beginnen die Abi-Klausuren.

Am Städtischen Gymnasium Goch wird am Montag und Dienstag noch das komplette Kollegium vor Ort sein. „Wir werden dann klären, was es noch zu klären gibt“, so der stellvertretende Schulleiter Michael Janßen. Unter anderem muss das Gymnasium herausfinden, welche Eltern in ihren Berufen unabdingbar sind und über die beiden Übergangstage hinaus Betreuungsbedarf für ihre Kinder haben. „Wir werden das bei den Eltern erfragen und, wenn es nötig ist, eine Betreuung organisieren“, kündigte Janßen an.

Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve
Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Die Schüler haben bereits am Freitag neben ihren Büchern auch teilweise Aufgabenpakete mit nach Hause genommen. Zudem arbeitet das Gocher Gymnasium ebenfalls mit Online-Plattformen. „Das kann aber den Unterricht nicht zu 100 Prozent ersetzen“, meinte Michael Janßen, der froh ist, dass bereits am Montag die letzten Vor-Abi-Klausuren geschrieben wurden. „Eine entspannte Nachricht in dieser Ausnahmesituation.“

Die Karl-Kisters-Realschule in Kleve hat bereits alle Praktika abgesagt. Die 9er Klassen sollten in der kommenden Woche eigentlich ihr dreiwöchiges Schulpraktikum absolvieren.

Die Gemeinde Bedburg-Hau bittet Eltern, die „nach eigener Auffassung in „unverzichtbaren Funktionsbereichen arbeiten“, den Notbetreuungsbedarf bei der Schule ihres Kindes per E-Mail oder am Montag telefonisch anzumelden.

Die Situation der Kindertagesstätten war bis zum Freitagabend noch unklar. Das Land NRW kündigte an, dass auch diese geschlossen werden. In den Kommunen wusste man allerdings noch nichts Konkretes zu diesem Schritt. Die Stadt Kleve und die Gemeinde Bedburg-Hau teilten wortgleich mit: „Analog zu den Regelungen der Schulen soll für Eltern, die darauf angewiesen sind, zum Beginn der Woche eine Betreuung angeboten werden. Ebenfalls zu Beginn der Woche wird dann eine verlässliche Regelung für alle Beteiligten geschaffen.“

Auch der Gocher Verwaltung gab die Kita-Ersatzbetreuung am Freitag noch Rätsel auf. „Wir wissen derzeit noch gar nichts und erfahren alles aus dem Fernsehen. Das macht es für die Träger der Kitas und die Stadt nicht einfacher“, sagte Sprecher Torsten Matenaers. Am Abend teilte die Stadt Goch mit, dass die Landesregierung angekündigt hat, Details zeitnah mit den Trägern der Kitas sowie mit den kommunalen Spitzenverbänden zu regeln.

Fünf weitere Corona-Fälle im Kreis Kleve

Am Freitag teilte die Kreisverwaltung Kleve fünf weitere Corona-Fälle in Kalkar, Kerken, Straelen und Wachtendonk mit. Damit stieg die Zahl auf zehn Fälle im Kreis. Neun der bislang infizierten Personen haben sich im österreichischen Ferienort Ischgl aufgehalten. Dieser Ort wird jetzt als Infektionsort bekanntgegeben. Die zehnte Person mit Coronavirus hatte nachweislich Kontakt zu einem Patienten aus dem Kreis Heinsberg.

Veranstaltungen anzeigen

Die Stadt Kleve bittet Vereine, Vereinigungen, Organisationen, Intuitionen darum, alle geplanten Veranstaltungen auf dem Gebiet der Stadt Kleve anzuzeigen, sofern sie noch nicht bereits im Veranstaltungskalender der Stadt Kleve angezeigt wurden. Hintergrund ist, dass eine Risikobewertung nach der derzeitigen Erlasslage erfolgen soll.

Bei der Anzeige der Veranstaltung ist die Checkliste zur Bewertung von Veranstaltungen auszufüllen und einzureichen. Diese stehen auf: www.kleve.de/de/inhalt/informationen-zum-coronavirus. Die Anzeigen sind schriftlich ans Ordnungsamt zu stellen: lars.van.acken@kleve.de zu richten.

Eine aktuelle Übersicht der zahlreichen, abgesagten Veranstaltungen im Kreis Kleve ist online zusammen gestellt auf nrz.de/kleve..

Am Donnerstagabend konferierten die B ürgermeister des Kreises Kleve unter dem Vorsitz von Christoph Gerwers (Rees) im Klever Rathaus. Ein Ergebnis der Konferenz: Ab Montag werden alle eigenen Veranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt. Auch die nicht kommunalen Veranstalter sollen sich an die Hinweise des Robert-Koch-Instituts halten und mit den Ordnungsämter Rücksprache halten. Der Veranstalter selbst entscheidet über die Durchführung. Den Bürgermeistern gehe es um Zeitgewinn: „Wir müssen die weitere schnelle Ausbreitung des Coronavirus im Kreis Kleve verhindern und eindämmen“, so Christoph Gerwers.

Alle Schwimmbäder sind ab Montag geschlossen

Geschlossen werden ab Montag auch alle Schwimmbäder im Kreis Kleve. Darauf verständigten sich die Stadtwerke Emmerich, Goch, Kleve und Rees, die Gemeinden Bedburg-Hau und Uedem sowie die Städte Straelen, Geldern und Kevelaer. „Obwohl es keine Einschätzung zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr im Bäderbetrieb gibt, sind unsere Bäder eine Stätte des Zusammenkommens und des sozialen Kontakts zwischen Menschen, die es zu schützen gilt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke-Geschäftsführungen.

Die Niag teilt mit, dass man ab Samstag keine Fahrkarten mehr beim Busfahrer kaufen kann. Die Fahrgäste werden gebeten, ausschließlich die hintern Türen zu benutzen. Die Tür beim Fahrpersonal bleibt geschlossen. Damit soll die Wahrscheinlichkeit einer Virenübertragung beim Ticketkauf und einem damit verbundenen Geldwechsel sowohl für alle Fahrgäste als auch für die Fahrer verringert werden.https://www.nrz.de/staedte/kleve-und-umland/coronavirus-diese-veranstaltungen-fallen-im-kreis-kleve-aus-id228670423.html

Diese Regelung haben auch die Stadtwerke Goch für die Stadtbusse getroffen. „Hierbei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Carlo Marks. „Ziel dieser Maßnahme ist es, sowohl unsere Fahrer als auch die Fahrgäste zu schützen. Die Aufrechterhaltung der Mobilität in Goch hat höchste Priorität. Wir bitten unsere Fahrgäste um Verständnis hierfür.“ Der planmäßige Busbetrieb wird vorerst unverändert aufrechterhalten.

Das Klever Kino bleibt geöffnet

Während das Museum Schloss Moyland ab Samstag, 14. März, bis einschließlich 19. April geschlossen wird, hält das Klever Kino den Betrieb vorerst aufrecht: „So lange wir keine klare Aufforderung erhalten, das Kino zu schließen, werden wir weiter öffnen“, sagte Kino-Betreiber Reinhard Berens der NRZ. Für das Klever Kino sei das eine Existenzfrage. Er würde sich allerdings wünschen, wenn in dieser Frage klare Vorgaben gemacht würden.

Im Laufe des Freitags wurden zudem mehrere Veranstaltungen abgesagt. So hat sich beispielsweise die Stadt Goch dazu entschlossen, die Streicherakademie Stringtime Niederrhein abzusagen. Sie war für den 4. bis 12 April 2020 vorgesehen. 50 Kinder und Jugendliche aus Polen, den Niederlanden und Deutschland hätten in Goch zu Gast sein sollen.