Der Presse wird vorgeworfen, jedes Maß bei der Corona-Berichterstattung verloren zu haben. Über ein falsches Verständnis von Information und Hype.

Seit Tagen bestimmt das Coronavirus die Öffentlichkeit. Kein Gespräch, keine Treffen, keine Veranstaltung, in der nicht über das Virus diskutiert wird. Und auch wenn es bis dato im Kreis Kleve keinen einzigen Fall zu beklagen gibt, hat Covid-19 auch hier konkrete Auswirkungen: Menschen tätigen Hamsterkäufe, größere Unternehmen verordnen Home-Office, Veranstalter wie das Wunderland beklagen sechsstellige Umsatzeinbußen, und jetzt fallen auch noch diverse Veranstaltungen aus. Ist das alles übertrieben? Sorgen „die Medien“ für einen bislang ungekannten Hype? „Hört doch mal auf mit dieser Hysterie!“, schallt es uns entgegen.

Wir müssen berichten, säen aber keine Panik

Als Journalisten müssen wir informieren, aber auch keine Panik säen. Mit unserer bisherigen Berichterstattung in der NRZ Kleve konzentrieren wir uns auf die Fakten: Wenn ein Zelt vor dem Krankenhaus aufgebaut wird, in das die Patienten gehen sollen, dann müssen wir darüber berichten. Und auch darüber, dass Fieberpatienten auf einmal im Regen warten sollen oder dass große Veranstaltungen abgesagt werden.

Die Flut an Informationen – nicht nur in der NRZ – überfordert allerdings viele Menschen. Und da ist es nicht hilfreich, dass öffentliche Instanzen, wie zum Beispiel der Kreis Kleve und der Kreis Borken, nicht mit einer Stimme sprechen. Rät man in Kleve zur Absage von Veranstaltungen, sieht man in Borken dazu noch keine Veranlassung. Diese Vielstimmigkeit trägt nicht zur Besonnenheit bei.

Facebook ist kein Medium, um die Hysterie einzudämmen

Die meisten Menschen konsumieren ihre Nachrichten auf Facebook. Nun ist aber gerade jenes Medium nicht dafür geeignet, differenziert zu lesen, diffuse Ängste abzubauen, Übertreibungen zu begegnen oder eine Hysterie einzudämmen. Die NRZ berichtet, wie sie immer berichtet: An den Fakten orientiert. Wie der Leser dies kommentiert, ob er das Geschriebene missverstehen möchte oder es als Hysterie brandmarkt, darauf haben wir keinen Einfluss.