Kleve. Zwei Jahre wurde die Grundschule an den Linden in Kleve wissenschaftlich begleitet im neuen Betreuungsmodell. Auch Additiver Ganztag läuft gut.
Zwei Jahre lang wurde die Grundschule an den Linden in Kleve wissenschaftlich begleitet, „evaluiert“ nennt sich das: fortentwickelt, nach einem Jahr etwas verändert. Untersucht wurde der sogenannte „Rhythmisierte Ganztag“. Was der bedeutet im Vergleich zum „additiven Ganztag“, das stellten zwei Schulleiter an ihren Beispielen im Schulausschuss vor. Sabine Wißdorf vom Institut für Sozialplanung und Organisationsentwicklung (IN/S/O) beschrieb die Evaluation. Am Ende geht es um Geld.
Allen anderen Klever Grundschulen wurde bereits vom Konzept „Rhythmisierter Ganztag“ berichtet. Sie entscheiden allein, ob sie es übernehmen. „Wir wollten erst mal Interesse auslösen“, so Bürgermeisterin Sonja Northing.
Das unterscheidet „additiv“ und „rhythmisiert“
„Additiver Ganztag“ läuft an der Karl-Leisner-Grundschule mit ihren 220 Kindern aus 42 Ländern, die seit 23 Jahren bereits „gemeinsames Lernen“ praktiziert. 129 Kinder sind im Offenen Ganztag sechs festen Gruppen und festen Bezugspersonen zugeordnet. Förderangebote gibt es vor- und nachmittags. Die Nachmittagsgruppen addieren sich zum Vormittags-Unterricht. Die Gruppen sind zwar fest, aber anders gemischt als vormittags, das umgeht manchen Klassen-Konflikt.
Gemeinsam Tisch decken, essen, spielen, Schulaufgaben machen, geben den Kindern ein familiäres Gefühl, das manche zu Hause nicht bekommen. Im Film führten zwei Mädchen aus dem Förderbereich „Deutsch als Zweitsprache“ den Ausschuss sozusagen durch ihren Ganztag: „Wir fühlen uns sehr wohl. Wir wissen immer, wo wir hingehören“, erklären sie die Gruppenstruktur. Die Räume für den Ganztag spart sich die Schule von Klassenräumen ab, erklärte Schulleiter Eckhard Breuer.
Vorbildlich schätzt Jens Wilmeroth als Leiter der fusionierten Grundschule An den Linden (2012 aus Christus-König- und Lutherschule) den Neubau und sanierten Altbau an der Lindenallee ein. Die ganze Ausstattung und Raumaufteilung ist hier auf den „Rhythmisierten Ganztags“ ausgerichtet. Tatsächlich brauche das System weniger Räume als additiver Ganztag, aber dennoch viel Platz für Differenzierung, Spielecken, freiwillige Lernzeiten, Leseinsel, Raum zum Tanzen und Entspannen. „Die Kinder haben acht Stunden Schule, solch eine 40-Stunden-Woche hat nicht jeder Berufstätige“, erinnerte Wilmeroth die Ausschussmitglieder.
In klassischer Ganztagsbetreuung gab es zuvor kaum Verzahnung von Unterricht und Betreuung am Nachmittag, keine Absprachen mit den 25 Lehrern und 25 Ergänzungskräften. Starre Abläufe für Hausaufgaben und Kreativ-/Sportangebot. „Ich staune über die Kollegen von der Karl-Leisner-Schule, wie gut es da läuft“, räumte Wilmeroth ein.
Für ihn ist der Rhythmisierte Ganztag attraktiv. Zu Unterrichtsstunden gibt es zeitnah Einzel- oder Kleingruppen-Förderung, für Kinder mit Migrationshintergrund Sprachförderung. Schüler haben die Möglichkeit, sich aus Stressmomenten heraus zu ziehen. Der Ablauf wird dem Bio-Rhythmus der Kinder angepasst mit Entspannungs- und Anforderungsphasen.
Lehrer bleiben den ganzen Tag
Es gibt eine feste pädagogische Bezugsperson: Alle Lehrer entschieden sich, den ganzen Tag zu bleiben. Ein Drittel des Schultages gibt es in den Klassen Doppelbesetzung mit einer heilpraktischen Erzieherin, dazu Ergänzungskräfte. Deren Aufgaben sind scharf getrennt, aber der Teamgedanke werde gelebt. Diese Drei sind für Schülerinnen und Schüler und auch für die Eltern feste Bezugsgrößen, vier Grundschul-Jahre lang. Nach dem ersten evaluierten Jahr wurde aber klar, dass mehr Zeit für Absprachen und Fortbildung eingeplant werden müssen.
Kooperationen und Arbeitsgruppen laufen mit Musikschule, Bücherei, Kampfsport- und Schachklub, Robinsonspielplatz und Kleine Forscher und mehr, auf Schulhof, Turnhalle und im Jugendzentrum Kalle gegenüber. Ergotherapeutin und Logopädin sind regelmäßig da.
Sozialwissenschaftlerin und Diplom-Pädagogin Sabine Wißdorf betonte, wie sinnvoll es sei, dass Kinder alles Lernen und Fördern in der Schule erledigen, damit das Zuhause stressfrei bleiben könne. Rhythmisierter Ganztag vermittele an der Grundschule an den Linden das Lernen-Lernen und soziale Kompetenzen. Lehrer und Eltern erlebten ihre Kinder „viel ausgeglichener“.
Für den Rhythmisierten Ganztag stehen 75 Kinder auf der Warteliste. Die Politik sollte nun eine Fortführung mit je 280.000 Euro Betreuungskosten drei Jahre lang genehmigen -- mehr als doppelt so viel wie der Pflichtanteil der Kommune beträgt. Fast alle Fraktionen sagten spontan ja, die CDU wünschte Fraktionsberatung.