Zevenaar. Eine Grundschule in Zevenaar möchte keine religiöse Bevormundung und nennt die Karnevalsfeier jetzt „Verkleidungsfest“. Ein Sturm der Entrüstung.

In den Niederlanden ist eine großes Diskussion über die Bezeichnung „Karneval“ entbrannt. Anlass ist die Umbenennung einer schulischen Karnevalsfeier der Grundschule IKC Carrousel aus Zevenaar in „Verkleidungsfest“. Die Schulleiterin Petra van den Brink wird in mehreren niederländischen Tageszeitungen mit den Worten zitiert: „Unsere Gesellschaft basiert auf christlichen Werten, unabhängig davon ob man gläubig ist oder nicht. Aber wir sind eine öffentliche Schule. Also feiern wir diese Tradition, aber geben ihr einen anderen Namen.“

An Karfreitag gibt es ein „Frühlingsfrühstück“

Weitere Diskussionen in den Niederlanden

Neben der Diskussion um das Wort „Karneval“ gibt es in den Niederlanden noch weitere Auseinandersetzungen um politisch korrekte Begriffe. So gibt es die erbittert geführte „Zwarte Piet-Diskussion“ und eine Auseinandersetzung um den Mohrenkopf – ein Teiggebäck mit Schokoladenüberzug.

Eine Bäckerei aus dem niederländischen Dörfchen Monster, wollte jetzt den „Mohrenkopf“ in „Sahnekopf“ (Roomkop) umbenennen. Auch die Handelskette Hema wollte die Bezeichnung ändern.

Die niederländische Lebensmittelaufsicht machte jedoch darauf aufmerksam, dass man den Namen „Sahnekopf“ nur verwenden dürfe, wenn das Gebäck auch tatsächlich Sahne beinhaltet. Dies war nicht der Fall. Die Suche nach einen geeigneten Namen geht daher weiter...

Die Elternvereinigung der Schule hatte den Vorstoß gewagt. „IKC Carrousel ist eine öffentliche Grundschule, in der wir keinen Glauben bevorzugen wollen“, sagte eine Vertreterin der Tageszeitung De Gelderlander. Die katholischen Feste Nikolaus oder Weihnachten werden in der Grundschule nicht umbenannt. Aber der Karfreitag heißt anders: Die Schule feiert dann ein „Frühlingsfrühstück“. Die Schulleitung war gestern für die NRZ telefonisch nicht zu erreichen.

Die Reaktionen der Karnevalisten im Land waren überdeutlich. So hatte die Zeitung De Gelderlander in der vergangenen Woche zu einem Prinzentreffen nach Nimwegen geladen und dort von den Karnevals-Oberhäuptern eine einstimmige Meinung eingeholt: „Jetzt wird es wirklich zu bunt“, so Rob van de Laar, Vorsitzender der Karnevalsfederation Brabant. Das Wort Karneval wurde im 17. Jahrhundert von dem italienischen Wort carnelevarium abgeleitet. Und dies bedeutet „das Fleisch wegnehmen“. Ein Hinweis auf die beginnende Fastenzeit.

Niederländische Karnevalisten fassen sich an den Kopf

Andere Schulen in der Region halten an der Bezeichnung „Karneval“ fest. Pieter-Jan Buhler, Vorsitzender der regionalen Grundschulvereinigung, hat ein Problem mit der Umbenennung der Karnevalsfeier: „Den Kindern ist es doch völlig egal, wie das Fest heißt. Sie wollen eine schöne Feier und die wird es auch geben. Das ist für uns das wichtigste“, so Buhler gegenüber dem Gelderlander.

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Zevenaars Karnevalsprinz Eric Boschmann sieht es gegenüber den niederländen Kollegen locker: Seiner Meinung nach sollte man sich nicht so darüber aufregen: „Karneval oder Verkleidungsfest, es ist letztendlich nur ein Name. Ich bin ja schon froh darüber, dass die Schule überhaupt noch feiert. Es ist einfach eine tolle Feier, ungeachtet des religiösen Hintergrunds.“

Andere Karnevalisten beklagen die übervorsichtige „politische Korrektheit“: Bei einem Prinzentreffen in Nimwegen war die übereinstimmende Meinung, dass man sich nicht der eigenen christlichen Traditionen schämen muss und auch die Werte vertreten sollte.