Kreise Kleve. Sturm „Sabine“ hat im Kreis Kleve in der Nacht zum Montag wenig Schaden angerichtet. Seit dem Vormittag fahren die Züge wieder – mit Verspätung.
Der Zugbetrieb auf der Linie RE 10 der Nordwestbahn im Kreis Kleve läuft nach dem Durchzug von Sturmtief „Sabine“ am Montag seit circa 11 Uhr mit Verspätungen wieder. Das teilte das Unternehmen auf NRZ-Anfrage mit. Zuvor fanden Erkundungsfahrten auf der Strecke statt, die wegen einer Stellwerksstörung am Montagmorgen allerdings später als geplant begonnen hatten.
Einzelne Verbindungen der Linie RE 10 werden am Montag noch bis in den Nachmittag und Abend hinein ausfallen. So kündigt die Nordwestbahn an, dass die Züge ab Kleve um 12.21 Uhr und 16.21 Uhr sowie ab Duisburg um 11.46 Uhr, 14.18 Uhr und um 18.18 Uhr nicht fahren.
Gegen 17 Uhr am späten Sonntagnachmittag hatte die Nordwestbahn den Zugbetrieb eingestellt. Rund eine halbe Stunde später erreichte die Zentrale die Meldung von einem Baumunfall auf der Strecke zwischen Goch und Weeze. Der Zug, der sich auf dem Weg zur Endhaltestelle befand, konnte ohne Fahrzeugschäden weiterfahren, nachdem die Strecke wieder frei geräumt war. Verletzte gab es nicht.
Polizei: Region „recht glimpflich davon gekommen“
Das Sturmtief Sabine hat aus Sicht der Polizei im Kreis Kleve zwar zu einer Reihe witterungsbedingter Einsätze geführt, in der Bilanz „ist die Region aber recht glimpflich davon gekommen“. In der Zeit zwischen Sonntagvormittag und Montagmorgen wurde die Polizei 38 Mal zu durch den Sturm entstandenen Gefahrenstellen im gesamten Kreisgebiet gerufen. In der Mehrheit waren es auf Straßen umgestürzte Bäume oder herabgefallene Äste, vom Wind verwehte Baustellenmaterialen oder lose Dachziegeln, die Anrufer gemeldet hatten. Die Gefahrenstellen wurden oftmals durch die hinzugerufene Feuerwehr oder mit eigenen Mitteln der Polizei beseitigt.
Anlassbezogen war die Polizei im Kreis Kleve personell verstärkt aufgestellt. Die beiden Rheinbrücken im Kreis wurden durch Kräfte des Verkehrsdienstes regelmäßig kontrolliert, mussten aber zu keinem Zeitpunkt gesperrt werden.
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Auch am heutigen Montag warnt der Deutsche Wetterdienst weiterhin vor Sturmböen. „Verkehrsteilnehmer werden gebeten, die Geschwindigkeit der Witterung anzupassen. Nach wie vor kann es zu Gefahren durch herabfallende Äste und Ähnlichem kommen“, so die Polizei.
Spitzenböe erreichte in Kleve 100 km/h
In Kleve erreichte eine Böe am Sonntagabend gegen 22 Uhr die Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h. „Das bedeutet Windstärke 10 und ist nicht zu unterschätzen. Die 110 oder sogar 120 km/h, die einige Modelle vorsahen, blieben uns aber erspart. Da hatten wir Glück“, sagte der Hobby-Meteorologe Hubert Reyers aus Kleve-Kellen im Gespräch mit der NRZ. Zum Vergleich: Bei Orkantief „Friederike“ im Januar 2018 maß Reyers 112 km/h in der Spitze, „Kyrill“ erreichte im Januar 2007 beispielsweise in Issum sogar 140 km/h.
„Insgesamt war es entspannter als befürchtet“, stellte Reyers fest. Er sieht einen schmalen Grat zwischen notwendigen Warnungen und Panikmache „Letztlich halte ich es für die bessere Variante, wenn man hinterher sagen kann, dass es harmloser war als gedacht, anstatt erklären zu müssen, warum man nicht gewarnt hat“, meinte der Kellener.
Der Montag ist ein sehr windiger Tag mit Böen von maximal 75 km/h. Hauptsächlich für Montagabend und die Nacht zu Dienstag erwartet Hubert Reyers neue Schauer. „Dann wird auch der Wind noch einmal zulegen“, sagte er. Dabei seien Böen bis 80 km/h möglich. Auch am Dienstag wird der Wind stark bis stürmisch wehen. Die Spitzenböen liegen laut Reyers dann bei 70 bis 75 km/h. Für Mittwoch rechnet er mit frischem Wind, aber voraussichtlich keinem Sturm mehr.
Wenige Einsätze für die Klever Feuerwehr
Die Feuerwehr Kleve musste nur zu wenigen Einsätzen ausrücken. Den Anfang hatte bereits um kurz vor 14.30 Uhr am Nachmittag ein Sturmschaden an der Niersstraße in Materborngemacht: Hier drohte ein Baum auf ein Kleingebäude zu stürzen und konnte mit mehreren Seilen auf eine Wiese gezogen werden.
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Gegen 22.15 Uhr ging der Notruf einer jungen Frau ein, die mit ihrem Auto von der Straße abgekommen war und befürchtete, dass dieses in den Graben abrutschen könnte. Sie traute sich deshalb nicht auszusteigen. „Die Anruferin konnte aus dem Fahrzeug gerettet und dieses gesichert und geborgen werden“, so die Feuerwehr.
Die Freiwillige Feuerwehr Kleve hatte sich nicht speziell auf das Sturmtief „Sabine“ vorbereitet. „Man beobachtet natürlich die Lage und nicht viele Feuerwehrleute werden sich am Sonntagabend etwas vorgenommen haben“, sagte Kleves Feuerwehr-Sprecher Florian Pose. Auf Privatinitiative hätten einige Einheiten auch zusammen im Depot gesessen und etwa gemeinsam den Tatort geschaut.
Nur geringe Schäden im Wald – Warnung vor Waldspaziergängen
Im Klever Tiergartenwald und im Sternbusch beobachtete Förster Joachim Böhmer nur geringe Schäden: „Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte er. Im Tiergartenwald seien einige Kronen aus Buchen herausgebrochen. „Hie und da sind Schäden zu sehen, aber nicht in den Ausmaßen wie im Sauerland“, so Böhmer. Den Reichswald an sich hatte er am Montagvormittag noch nicht inspiziert. „Ich gehe davon aus, dass in den geschwächten Kiefernbeständen einige Bäume umgefallen sind“, so Böhmer.
Der Förster warnte eindringlich davor, in den nächsten Tagen in den Wald zu gehen: „Bis Mittwoch sollte man den Reichswald auf jeden Fall nicht betreten. Die Gefahr, dass Äste runterfallen oder Baumkronen abbrechen, ist hoch. Das Betreten des Wald geschieht auf eigene Gefahr“, betonte Böhmer.
USK war verstärkt im Einsatz
Die Klever Umweltbetriebe (USK) waren gestern verstärkt im Einsatz, um heruntergefallene Äste und sonstigen Unrat von den Straßen zu entfernen. Jochem Vervoorst sagte der NRZ, dass die Handreinigung seit den frühen Morgenstunden unterwegs sei und auch die Kehrmaschinen säuberten die Einfallstraßen von Kleve. Unterstützt werden sie vom Fachbereich Grünanlagen, dessen Mitarbeiter größere Äste entfernten. Insgesamt seien in Kleve fünf bis zehn Bäume abgängig. In der Nacht zu Montag kam es für die USK allerdings zu keinem Einsatz.
Der Müll werde normal abgefahren, sagt Vervoorst. Die Teams wurden personell aufgestockt, um gegebenenfalls umgefallene Mülltonnen schnell wieder in Position zu bringen. In dieser Woche werden in Kleve nur Restmüll und Papier abgefahren. Gelbe Säcke müssen also nicht an die Straße gelegt werden.
Undichtes Dach: Genervter Mieter rief Feuerwehr Bedburg-Hau
Eine „ruhige und positive Bilanz“ zog auch die Freiwillige Feuerwehr Bedburg-Hau. Ab Sonntagnachmittag mussten die Einsatzkräfte zu insgesamt sechs Einsätzen ausrücken – darunter ein Brandeinsatz und zwei Fehleinsätze durch ausgelöste Brandmeldeanlagen. Zu sturmbedingten Einsätzen kam es gegen 15.45 Uhr in Huisberden auf der Friedensstraße sowie gegen 23.45 Uhr in Louisendorf auf der Imigstraße. In Huisberden musste ein Baum von der Straße beseitigt werden. Ein beschädigter Telefonmast wurde in Louisendorf gesichert.
Um 23.11 Uhr wurde die Feuerwehr in eine Wohnung auf der Moyländer Straße in Louisendorf alarmiert. Hier regnete es schon längere Zeit durch das Dach in die Wohnung. „Der scheinbar genervte Mieter konnte jedoch seinen Vermieter nicht erreichen“, so die Feuerwehr, deren Eingreifen nicht notwendig war. Der Mieter wurde an seinen Vermieter verwiesen.
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Kleidungsstücke brannten in der LVR-Klinik
Letztmalig wurden die Einsatzkräfte am frühen Montagmorgen um 4.09 Uhr ebenfalls durch eine Brandmeldeanlage alarmiert. Auf einer Station der LVR-Kliniken waren Kleidungsstücke in Brand geraten. Diese konnten jedoch vor Eintreffen der Feuerwehr durch Mitarbeiter gelöscht werden werden. Im Verlauf des Einsatzes wurden zwei Mitarbeiter mit Verdacht auf eine Rauchgasintoxikation vorsorglich vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus transportiert. Die Gesamteinsatzleitung hatten die Gemeindebrandinspektoren Stefan Veldmeijer und Klaus Elsmann. Eingesetzt waren rund 50 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Bedburg-Hau.
Die Gocher Feuerwehr zählte „nicht einmal eine Handvoll Einsätze“, wie Sprecher Torsten Matenaers mitteilte. „Insgesamt war es harmlos.“ Auch in Uedem musste die Freiwillige Feuerwehr nur zu „Bagatelleinsätzen“ ausrücken, wie ihr Leiter Alexander Janßen sagte. „Aus Sicht der Feuerwehr ist es im Gemeindegebiet Uedem zu keinem nennenswerten Schaden gekommen“, so Janßen. (red)