Kreis Kleve. Mit der Bahn für zwei Euro von Kleve nach Geldern? Das könnte ein neues Tarifmodell des VRR möglich machen. Was für die Umsetzung nötig ist.

Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Künftig kann eine Fahrt im Zug von Kleve nach Geldern nicht mehr wie bisher 12,80 Euro, sondern zwei Euro kosten? Und von Kleve nach Düsseldorf nicht mehr 15,70 Euro, sondern vier Euro? Und entsprechend billiger sind dann die Monatskarten?

Auch Christoph Mauch als Sprecher der Kreis Klever Bundestagsabgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) gibt zu: „Wir konnten es kaum glauben“, aber die Wahrscheinlichkeit sei da, dass dies umgesetzt werden kann. Es soll ein einfaches, günstiges und verständliches Preissystem geben. Hintergrund ist, dass der VRR ein Tarifmodell für den Umbruch nun fertig erarbeitet hat. Voraussetzung ist, dass die benötigten Mittel aus dem Klimapaket des Bundes fließen.

Dafür haben jetzt Mitte Januar nochmal der Kreis Klever Landrat Wolfgang Spreen, sein Kollege aus dem Kreis Wesel, die Oberbürgermeister aus Essen, Hagen, Gelsenkirchen, die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD und Grünen im VRR (der ist ein politisch organisierter Verbund) sowie Vorstand des VRR und Verwaltungsrat einen Brief ans Umweltministerium und Verkehrsministerium unterschrieben. Zur Bekräftigung, dass dies ein sehr probates Mittel für den Klimaschutz sei.

Kreistag Kleve: Alle Fraktionen sind dafür

Nachdem schon lange über den Ausbau des Schienennetzes und die Anschaffung neuer Züge gesprochen wurde, werde es nun bei der Neugestaltung der Fahrpreise konkret. Im Abonnement würden übrigens die Monatskarten für den Kreis 50 Euro und verbundweite Monatstickets 80 Euro kosten.

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Mit seiner nachhaltigen Lösung wolle der VRR Modellregion beim Klimaschutz des Bundes werden, bekräftigt VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik der NRZ auf Anfrage. Der Verwaltungsrat als oberstes Entscheidungsgremium des VRR hatte der Bewerbung beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Dezember zugestimmt – nach fraktionsübergreifendem Antrag.

Es geht um eine große Summe Geldes, aber auch um eine große Zahl Menschen, die davon persönlich Vorteile hätten und eine wachsende Zahl derer, die der Gesellschaft klimatechnisch Gutes tun könnten.

3,3 Millionen Berufspendler allein aus den Kreisen in die Städte hinein

Mehr Menschen für den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu gewinnen – das ist mit billigeren Tarifen zu beeinflussen. Aber auch mit Steigerung von Qualität und Leistung. Barbara Hendricks, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve und Bundes-Umweltministerin a.D., freut sich: „Die vielen Gespräche mit dem VRR haben sich gelohnt. Das neue Tarifsystem wäre ein Segen für die vielen Menschen im Kreis Kleve, die schon jetzt auf die Bahn setzen. Die Kosten für die Mobilität würden deutlich sinken, der RE10 würde als Alternative zum Auto sehr attraktiv werden. Selbstverständlich müssen wir dann auch die entsprechenden Kapazitäten an Zügen haben und ohne ein modernes Schienennetz geht gar nichts. Hier sind jetzt Nord-West-Bahn und die DB AG gefragt.“

Dr. Barbara Hendricks
Dr. Barbara Hendricks © Deutscher Bundestag | INGA HAAR

Sie hatte nach vielen Gesprächen über RE10, Betuwe-Linie und VRR zuletzt vorige Woche mit dem Verkehrsverbund beraten, „der die Bundestagsabgeordneten mit ins Boot geholt hatte“, so Mauch.

Er listet auf: Der VRR-Verbund sei ein polyzentrischer Ballungsraum, in dem 3,3 Millionen Berufspendler zwischen den Kreisen und Städten und 2,2 Millionen allein in Städten den Öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV für den Weg zur Arbeit nutzen. Für 2,6 Milliarden Fahrten würden 221 Millionen Euro Zuschuss aus dem Klimapaket fürs neue Tarifsystem pro Jahr benötigt.

Es soll zehn Modellregionen bundesweit geben

Die Bundesregierung möchte zehn Modellregionen im Rahmen eines Sonderprogramms zum „Sofortprogramm Saubere Luft“ im Sinne der Mobilitäts- und Verkehrswende in Deutschland finanziell dabei unterstützen, Anreize für eine stärke Nutzung des ÖPNV zu schaffen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR sieht seine Chance als Modellprojekt, weil er Erkenntnisse gewinnen könne, die auf alle Verkehrsräume in Deutschland übertragen werden könnten.