Kleve. Nomthamdazo Ndlovu lebt seit zwei Jahren in Kleve und kennt unterschiedliche Formen der Diskriminierung: „Manchmal fühle ich mich wie ein Alien.“

Seit zwei Jahren lebt Nomthamdazo Ndlovu in Kleve, studiert inzwischen im fünften Semester „Gender and Diversity“. Sie beschäftigt sich dort mit den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, die die Globalisierung für die einzelnen Kommunen weltweit bedeutet: zunehmende internationale Ausrichtung und Vernetzung von Organisationen, Unternehmen und von Individuen. Gesellschaften werden heterogener und es gibt auch mehr Ablehnungen. Diese Erfahrung muss Nomthamdazo Ndlovu immer wieder selbst machen. Das sei kein Klever alleiniges Problem, aber in der kleinen Stadt, erzählt die schlanke Frau aus Simbabwe mit ernstem Blick, sei es offensichtlicher.

„Wenn mein deutscher Freund und ich einkaufen gehen und dann in ein Geschäft kommen und wir beide eine Edeka-Tüte in der Hand haben, dann muss ich die Tüte zeigen, wird mir unterstellt, vielleicht gestohlen zu haben“, schildert sie nicht einmalige Erfahrungen. Man folge ihr, schaue, was sie tue. Handlungen, die einen Verdacht suggerieren und sie herabsetzen. „Man behandelt uns oftmals nicht freundlich“, sagt sie. Das setze sich bei der Suche nach einem studentischen Job fort. Dann heiße es: „Nein, diese Jobs seien für Hiesige.“ Es gibt Absagen. „Aber tatsächlich sagt mir das: Sie wollen weiße Menschen“, sagt die Afrikanerin.

„Ich fühle mich manchmal wie ein Alien“

Sie merke oft, dass man ihr nach starre, dass vor allem ältere Menschen in ihrer kleinen Stadt die fremden Menschen wohl nicht gewohnt seien. „Das ist nicht schön“, sagt sie. Und: „Manchmal, wenn ich in der Stadt unterwegs bin, fühle ich mich wie ein Alien“.

Unangenehm können auch Begegnungen mit Gleichaltrigen werden – oftmals in einer doppelten Herabsetzung der Fremden, die offensichtlich nicht willkommen scheint, als auch in der Ablehnung als Flüchtling, was sie nicht ist: „Dazu werde ich gefragt, ob ich mit dem Boot gekommen bin und wie viele ertrunken sind. Das ist erschreckend“, erklärt die 22-Jährige. Man unterstelle ihr, nur in Deutschland zu sein, um Sozialleistungen abgreifen zu können.

Nomthamdazo Ndlovu zahlt 280 Euro Miete für ihr 20-Quadratmeter-Studentenzimmer an der Tiergartenstraße und lässt Geld in den Klever Geschäften, in denen sie sich oft nicht willkommen fühlt. Sie weiß aber auch von Mitstudenten, die fast das doppelte an Miete zahlen – weil sie nur ein oder zwei Semester im Austausch in Kleve sind oder weil sie aus Asien oder Afrika kommen und ihre Angst ausgenutzt wird, gar keine Bleibe zu finden.

Diskriminierung kommen häufig vor

Zusammen mit anderen Studenten ist Nomthamdazo Ndlovu in einer Hochschulgruppe aktiv, die sich „Free the mental slaves“ nennt: Es gelte, endlich auch die mentalen Sklaven zu befreien, die immer noch in vielen europäischen Köpfen steckten, sagt sie. Sie hofft, dass sich in Kleve mit der internationalen Hochschule und den vielen Studierenden aus Afrika und Asien irgendwann eine Toleranz durchsetzen werde, wie sie in alten Universitäts-Städten und in Metropolen größtenteils herrsche. Obwohl auch da latenter Rassismus zu spüren sei. „Ich werde aber nicht in Kleve bleiben, wenn ich mit meinem Studium fertig bin. Das Problem wird sich nicht schnell lösen in den Köpfen.“

Ganz anders sei es dagegen auf dem Campus der Hochschule Rhein-Waal. Dort fühle sie sich wie in einem internationalen Zuhause, mit den vielen jungen Menschen aus allen Kontinenten der Erde. Sehr kritisch sieht die Studentin aus Simbabwe dagegen das Engagement des HSRW-Professors Georg Bastian für die AfD. Das sei ein Schlag ins Gesicht der vielen ausländischen Studierenden, sagt sie.

Studenten aus Asien oder Afrika werden häufiger kontrolliert

Julia Ilg vom Welcome-Centre der Hochschule Rhein-Waal kennt die Probleme vieler Studenten aus Asien oder Afrika. Es gebe immer wieder Rückmeldungen, von Studierenden, dass sie öfter kontrolliert werden im Öffentlichen Nahverkehr oder der Bus sie stehen lässt. „Solche Fälle haben wir auch schon zur Anzeige gebracht“, sagt Ilg. Eine Stigmatisierung ausländischer Menschen finde leider immer noch statt. „Das ist kein Einzelfall, deshalb sollte sich jeder hier vergegenwärtigen, was andere als Ausgrenzung begreifen könnten. Die Hochschule selbst nimmt das Thema sehr ernst und hat seit Oktober 2019 eine Ansprechperson für Antidiskriminierung etabliert“, sagt Julia Ilg.