Uedem. Das Unternehmen in Uedem versucht, mit den Folgen des Großbrandes so gut es geht zu leben und die Produktion fortzusetzen. Millionenschäden.
Beim Uedemer Automobilzulieferer Mühlhoff bietet sich dieser Tage ein skurriles Bild: Zwar liegt die Produktion nach dem Großbrand vor zwei Wochen weiterhin zu großen Teilen lahm. Wohl selten aber waren so viele Arbeiter auf dem Gelände unterwegs wie aktuell. Den Schätzungen von Geschäftsführer Markus Wermers nach sind es allein 500 von Fremdfirmen, die mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind. Hinzu kommen mehrere hundert Angestellte von Mühlhoff selbst.
Eine hektische Betriebsamkeit
Durch die hektische Betriebsamkeit hindurch führte Wermers am Dienstagvormittag die Presse und Bürgermeister Rainer Weber. „Das eine Zahnrad greift in einer Art und Weise ins andere, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte“, sagt Wermers. Dabei gibt’s eine Menge zu tun: Die Produktion und der Ausbildungsbetrieb laufen weiter, die Verwaltung richtet sich provisorisch wieder ein, die Brandschadensanierung ist noch längst nicht abgeschlossen. Auch wie hoch die Schadenssumme ist, scheint ungewiss. Wermers zu Folge liege diese allerdings im oberen zweistelligen Millionenbereich, zudem sagt er: „Jeder Tag, an dem die Produktion eingeschränkt läuft, kostet Geld.“
Die ersten Maschinen gingen wieder in Betrieb
Die ersten Maschinen gingen am Montagmorgen, 6 Uhr, wieder in Betrieb. Die Ergebnisse sind vor Ort sichtbar: Mitarbeiter beladen einen Lkw mit Rohteilen für einen großen Automobilhersteller aus Süddeutschland. Arbeitete man vor dem Brand im 18-Stunden-Schichtbetrieb, wird nun rund um die Uhr gewerkelt. Und nicht nur das: Den ganzen Januar über hat Mühlhoff erfolgreich einen Antrag auf Wochenendarbeit gestellt. Man sei bemüht, diesen auszuweiten. Die Entscheidung liegt bei der Bezirksregierung.
Mitarbeiter wollen anpacken
Wermers betont: „Wir wissen den Betriebsrat und die IG Metall bei dem Vorhaben auf unserer Seite.“ Die gesamte Belegschaft habe er noch nicht zurückgerufen, schließlich seien die meisten Großpressen noch außer Betrieb. Er sei bemüht, keine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ entstehen zu lassen. „Ich glaube aber, dass die meisten derer, die noch nicht zurückgerufen wurden, das eher als Pech empfinden, weil sie nicht mitanpacken können“, sagt Wermers.
Noch scheint bei einigen Pressen unklar, wie hoch der Zerstörungsgrad ist. „Experten sagen, dass die Maschinen in Ordnung sind, wenn noch Farbe drauf ist. Das ist hier der Fall. Allerdings wurde gezielt Brand in den Schaltschränken der Pressen gelegt. Das ist, als würde man in ihr Herz stoßen“, erklärt Wermers.
Brandstifter kannten sich aus
Diese Tatsache nährt die Vermutung, dass sich die Brandstifter auf dem Gelände auskannten. In sozialen Netzwerken hatte bereits kurz nach dem Brand das Gerücht die Runde gemacht, Mitarbeiter oder zumindest Ehemalige könnten für den Großbrand gesorgt haben. „Mit solchen Mutmaßungen befasse ich mich nicht“, sagt Wermers. Allerdings habe man einen Rund-um-die-Uhr-Sicherheitsdienst beauftragt. Das Ziel: erneutes Feuer verhindern. „Nicht, dass der oder die Täter auf die Idee kommen, dass das Werk noch nicht vervollständigt ist“, sagt der Geschäftsführer.
Wermers stellt klar, dass bei Mühlhoff keine Entlassungen gedroht hätten: „Ich bin vor zweieinhalb Monaten mit der klaren Direktive hier hergekommen, den Standort weiterzuentwickeln und zu wachsen.“ Nun gelte es, als Betrieb zusammenzuhalten. Das gelinge bemerkenswert gut. „Wir arbeiten alle ganz dicht beieinander. Die Familie Mühlhoff steht zusammen“, sagt Markus Wermers.