Kleve. In Kleve gibt es 55 Frisiersalons. Sie kommen aus vielen Ländern und bringen ihre traditionellen Eigenheiten mit, etwa Feuerfackeln an den Ohren.
Es gibt inzwischen sehr viele Friseursalons im Klever Stadtzentrum. Die Handwerkskammer Düsseldorf zählte 2018 im Kreis rund 300 und in Kleve etwa 55 Hauptbetriebe im Friseurhandwerk. Neben Brendgen, Quinkerts, Kersten und anderen Traditionsgeschäften ergänzen immer mehr internationale Coiffeure das Angebot, kommen Friseure und Kunden aus den unterschiedlichsten Ländern. So gibt es in der Klever Innenstadt neben den deutschen auch türkische, kurdische, syrische, irakische, afghanische und bosnische Friseure. Männer frisieren Männer, aber nicht nur.
„Wir waren einer der ersten südländischen Friseursalons hier in Kleve“, sagt Ibram Sharo, Geschäftsinhaber des Friseursalons Marmaris auf der Hagsche Straße 50-52. Er ist schon lange im Geschäft. Im Jahr 2005 wurde der Laden eröffnet. Drei Jahre später habe Sharo den Salon übernommen und sich selbstständig gemacht.
Der 44 Jahre alte Friseur fing allerdings schon viel früher an, sich für diesen Beruf zu interessieren. Bereits in jungen Jahren habe er in Friseursalons in Syrien – seinem Heimatland – angefangen, Haarbüschel zusammen zu fegen. Bald durfte er dann auch waschen, schneiden und föhnen. Anschließend absolvierte Sharo eine Friseur-Ausbildung, denn er ist Friseur aus Leidenschaft, wie er sagt. „Wenn es nicht so wäre, hätte ich schon lange den Beruf gewechselt.“
Haarentfernung mit Faden und Messer
Inzwischen hat er ein zweites Geschäft am Großen Löwen 15-16 in Emmerich und beschäftigt insgesamt 13 Mitarbeiter. Den Namen seiner Salons „Marmaris“, eine Küstenstadt im südwestlichen Teil der Türkei, habe er vom Vorgänger übernommen. Neben dem klassischen Haare-Schneiden und -Färben von Frauen und Männern, wird auch die Haarentfernung mit Faden und Messer im Gesicht- und Nackenbereich angeboten. Die aus dem Orient stammende Fadentechnik ist in Deutschland schon lange keine Besonderheit mehr. Auch wenn deutsche Kunden anfangs skeptisch gegenüber der Fadenmethode waren, wie Sharo sagt, seien heute die meisten seiner Kundschaft deutsche Staatsbürger.
Mohammed Noorzhi bietet in seinem Barber Shop Mr-Can auf der Hoffmannallee 28 ebenfalls die Haarentfernung mit dem Faden an. Zudem entfernt er die Haare wahlweise mit Wachs oder Feuer. Männern mit Wachs oder Feuer von Ohren- und Nasenhaaren zu erlösen, gehöre zu seinem Alltag.
Bei der Feuertechnik wird die Spitze einer Art Minifackel entzündet und mit schnellen Bewegungen an das Ohr des Kunden geschlagen.
Verbrennungsgefahr besteht nicht
Eine „Wir arbeiten so, wie auch in der Türkei oder im Iran gearbeitet wird. Die Techniken unterscheiden uns von anderen Geschäften, insbesondere von den deutschen Friseursalons“, sagt Noorzhi. Genauso wie Ibram Sharo hat auch er in seinem Heimatland Afghanistan die Lehre zum Friseur absolviert.
Auch wenn neben der Eingangstür des Salons Barber Shop steht, ist es kein reiner Herrensalon. Ein Damenschnitt mit Waschen und Föhnen kostet etwa 25 Euro. Braut- und Hochsteckfrisuren bietet er ebenfalls an.
Seine Kunden würden ihn insbesondere wegen seiner Gastfreundschaft und des zusätzlichen Services – wie etwa einer Kopfmassage – schätzen. So auch Jaro Zawarczynski, der Mr-Can im Sommer dieses Jahres entdeckt hat. „Mir gefällt die vertraute Atmosphäre. Sie arbeiten schnell und sind qualitativ gut. Außerdem sind sie immer einen Schritt voraus“, sagt er. Mittlerweile besucht er gemeinsam mit seiner Familie regelmäßig Noorzhi, um sich die Haare schneiden zu lassen.
Der Beruf wird in Deutschland als klassische Frauendomäne gesehen, doch die meisten Inhaber der Friseursalons sind Männer. Auch bei den Beautybehandlungen stieg der Anteil der Männer in den letzten Jahren.
„Der Mann von Heute geht zwei bis dreimal die Woche zum Friseur“, sagt Ahmed Örge, einer der beiden Geschäftsinhaber von Golden Cut.
Männer achten mehr auf sich, manche gehen zwei- bis dreimal pro Woche zum Friseur
Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Fatmir Dauti eröffnete er im Jahr 2014 das Geschäft Golden Cut auf der Hoffmannallee 22. Aus diesem Grund haben sie sich entschieden, den Schwerpunkt des Angebots auf die Herren auszurichten.
„Männer achten mittlerweile viel mehr auf sich. Und mit einem Barbier Shop wollten wir etwas Neues nach Kleve bringen“, sagt Ahmed Örge. Dennoch betont er, dass auch Frauen nicht zu kurz kämen. Der Wellness-Faktor dürfe in jedem Fall nicht fehlen.
In einer Rundumbehandlung sei eine ausgedehnte Kopf- und Nackenmassage inbegriffen. Auch wenn Ahmed Örge seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt, bedauert er eines sehr: „Unser Handwerk ist Kunst. Und wir wollen, dass es als solches geschätzt wird“.
Dumpingpreise und der ständige Wettbewerb bekäme die ganze Branche zu spüren. „Wünschenswert wäre es, wenn wieder viel mehr Wert auf das Handwerk als auf den Preis gelegt wird“, hofft Ahmed Örge.