Kleve. Die Stadt Kleve erarbeitete ein Baumerhaltungskonzept mit aufwendigem Punktesystem. Der ökologische Wert eines Baumes soll viel wichtiger werden.
Die Stadt Kleve wird Straßenbäume künftig stärker schützen. Im Umweltausschuss stellte Meike Rohwer vom Bauamt den ersten Entwurf für eine neue Baumerhaltungssatzung vor. Künftig sollen nicht nur der Zustand des Baumes und der Unterhaltungsaufwand ein Kriterium für eine Fällung sein, sondern der ökologische Wert eines Baumes soll stärker berücksichtigt werden.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels werden städtische Bäume wichtiger. Sie sorgen für ein ausgewogenes Kleinklima, sie kühlen im Sommer die Straßen, filtern Feinstäube und bieten vielen Insekten und Vögeln Lebensraum.
Was ist ein Baum wert?
Doch wie misst man den ökologischen Wert eines Baumes? Die Klever Stadtverwaltung erarbeitete ein Punktesystem, welches für die Bewertung nun herangezogen werden soll. Meike Rohwer erklärte, dass in erster Linie nach dem Versiegelungsgrad der Umgebung geschaut werde. „Je mehr versiegelt ist, desto höher ist der ökologische Wert“, sagte sie.
Die Punkte werden in drei Stufen vergeben von 10 bis 30 Punkte. Als praktisches Beispiel nannte Rohwer die Olmer Straße (Kaufland Kellen). Hier erhalten die Platanen wegen des angrenzenden Feldes weniger Ökopunkte als etwa die Bäume in der Blumenstraße, wo es deutlich weniger entsiegelte Flächen gibt.
Deutliches Ziel der Klever Stadtverwaltung ist es, künftig mehr Bäume zu erhalten. „Die neue Denkweise beinhaltet den Erhalt vitaler Bäume“, sagte Baudezernent Jürgen Rauer.
Bäume und Barrierefreiheit
Bäume und Barrierefreiheit passen gelegentlich nicht zusammen. Christa Ricken (SPD) fragte nach, ob an der Maasstraße auch künftig alte Menschen mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen auf der Straße gehen müssen, weil die Bäume den Gehweg versperren.
Die klare Antwort der Stadtverwaltung lautete: Ja. Da die Maasstraße eine verkehrsberuhigte Straße ist und keine hohen Bordsteine habe, sei das auch kein größeres Problem, so Baudezernent Jürgen Rauer.
„In der Vergangenheit wurde das Thema Barrierefreiheit leider nicht so stark beachtet“, so Jürgen Rauer.
Gleichwohl müssen in der nächsten Fällperiode einige Bäume weichen. Die Anwohner der Blumenstraße, die sich vehement gegen die vorhandenen Eichen geäußert hatten (wir berichteten), dürfen nicht mit einer großangelegten Fällung rechnen. Die Verwaltung hat alle Bäume individuell überprüft und kommt zum Entschluss, dass von den 19 Bäumen nur vier entnommen werden sollen. Die Bäume befinden sich ziemlich mittig im Straßenverlauf. Es sind keine Nachpflanzungen vorgesehen.
Mehr Bäume erhalten
An der Maasstraße würden hingegen zwölf Bäume gefällt werden. Hier seien einst die Bäume zu dicht gepflanzt worden, sagte Baudezernent Jürgen Rauer. 17 Bäume können erhalten bleiben, neun Bäume pflanzt die Stadt nach. Auch an der Olmer Straße werde es keine „Tabula rasa“ geben, so Rauer. Es werde jeder einzelne Baum überprüft.
Aus der Politik kamen auch kritische Stimmen zum neuen Baumerhaltungskonzept. Detlev Koken (Grüne): „Ich finde es nicht gut, wenn ein Baum, der an einer Wiese steht, weniger wert sein soll als ein Baum, der sich in der Innenstadt befindet. Diese Logik erschließt sich mir nicht.“ Jürgen Rauer entgegnete, dass bei der Ermittlung des ökologischen Wertes nicht nur nach einzelnen Bäume geschaut werde, sondern der ganze Straßenzug werde in den Blick genommen. „Gesunde, vitale Bäume sollten nicht mehr gefällt werden“, so Rauer.
Über das neue Baumerhaltungskonzept der Stadt Kleve wird die Politik im kommenden Jahr – vermutlich im Februar 2020 – ausführlich beraten und entscheiden.