Im Interview gibt NIAG Vorstandsmitglied Peter Giesen zu, dass Verspätungen oder auch ausfallende Busverbindungen ein großes Ärgernis sind.

Welche Chancen bringt die Klimadiskussion der Niag – als Anbieter des Öffentlichen Personennahverkehrs?

Peter Giesen: In der Klimadiskussion ist deutlich geworden, dass insbesondere der Verkehrssektor einen Beitrag zur Senkung des CO²-Ausstoßes leisten muss. Dies kann in erheblichen Maße auch durch Verringerungen im Individualverkehr in den ÖPNV erfolgen. Für uns als Dienstleister im ÖPNV stellt das natürlich eine Chance für mehr Fahrgäste und ein Zunahme der zu erbringenden Fahrleistungen dar. Diese Leistungen wollen wir gerne erbringen. Für die Ausweitung von Fahrleistungen, wie neue Linien, kürzere Taktzeiten, sind aber zuvor politische Entscheidungen auf kommunaler Ebene erforderlich. Von dort wird das Leistungsangebot bestimmt, welches die Niag als Dienstleister umsetzt.

An welchen Stellschrauben ihres Geschäfts sind die Auswirkungen der Klimadiskussion sichtbar? Es gibt Kritik an der überalterten Bus-Flotte der Niag, etwa in der Rheinberger Politik.

Giesen: Die Klimadiskussion zielt auf die Reduzierung des CO²-Ausstoßes ab. Dieser kann im Verkehrssektor dadurch erreicht werden, in dem mehr Fahrgäste den ÖPNV an Stelle des privaten Pkw nutzen, aber auch durch den Einsatz von alternativen Antriebstechniken in den Bussen. Sowohl das Fahrplanangebot wie auch die Anforderungen an die zum Einsatz kommenden Fahrzeuge werden in den Nahverkehrsplänen oder Verkehrsverträgen von den kommunalen Aufgabenträgern, sprich Kreise und Kommunen, definiert. Diese Anforderungen werden von uns erfüllt. Natürlich verschließen wir nicht unsere Augen vor der Entwicklung von alternativen Antriebstechniken und deren Einsatz in unsere Busflotte. Daher werden wir in Abstimmung mit unseren Auftraggebern Vorschläge zum Einsatz von alternativen Antriebstechniken in unserem Verkehrsgebiet machen.

Busverspätungen sind ärgerlich.
Busverspätungen sind ärgerlich. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Kunden schimpfen über häufige Verspätungen oder gar ganz ausfallende Busse. Das ist auf dem Land natürlich fatal, wenn die nächste Linie fahrplanmäßig erst eine Stunde später fahren soll. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um solche Vorkommnisse in Zukunft zu minimieren?

Giesen: Verspätungen oder gelegentlich auch komplett ausfallende Busverbindungen sind natürlich ein großes Ärgernis für unsere Kunden, aber auch für uns. Wir bedauern sehr, wenn solche Situation auftreten. Die Ursachen hierfür liegen in branchenweit bestehenden Engpässen beim Fahrpersonal sowie auch in der Vielzahl der Baustellen auf unseren Straßen. Von diesen Problemlagen bleibt leider auch unser Unternehmen nicht verschont.

Die Kunden sind sauer, wenn sie nach langem Warten in der Telefonschleife auf einen Anrufbeantworter kommen, dort ihre Nachricht hinterlassen – aber nie wieder kontaktiert werden. Wie will die Niag ihren Kundenservice verbessern?

Giesen: Wir haben Verständnis dafür, dass unsere Fahrgäste bei Fahrplanausfällen oder Verspätungen über Ursachen informiert werden wollen oder auch ihren Unmut darüber uns gegenüber äußern wollen. Die Erfahrungen und Hinweise haben gezeigt, dass leider Mängel in der Erreichbarkeit für unsere Kunden auftreten können. Wir haben das bereits aufgegriffen und analysieren unsere bisherigen Kommunikationskanäle und Serviceprozesse, um Verbesserungen im Kundenservice erreichen zu können.

Welche Wünsche haben Sie als Nahverkehrsunternehmen an die Politik?

Giesen: Als Mobilitätsdienstleister wollen wir die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen hier in unserer Region möglichst gut befriedigen. Zur Verringerung des CO²-Ausstoßes im Verkehrssektor wird auch eine Mobilitätswende hin zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV erforderlich. Um dies zu erreichen, sind an vielen Stellen Anpassungen, Anreize und Umstellungen im ÖPNV-System notwendig. Hierzu haben wir klare Vorstellungen und Vorschläge zu neuen Mobilitätsformen und –angeboten.

Mit verschiedenen Kommunen laufen hierzu bereits Gespräche. Letztendlich obliegt es aber den kommunalen Aufgabenträgern, darüber zu entscheiden, ob und in welchem Umfang diese Mobilitätsangebote zur Verfügung gestellt werden. Wir sind gerne bereit, diese anschließend zu erbringen. Dabei benötigen die Kommunen aber auch Unterstützung.

Der eingeschlagene Weg der Klimapolitik kann auf kommunaler Ebene nur durch eine sichergestellte Finanzierung der Verkehrspolitik, insbesondere im ÖPNV und SPNV durch Bund und Land funktionieren. Der ÖPNV muss nicht nur neue Antriebstechniken einsetzen, sondern auch durch höhere Qualität und Digitalisierung reizvoll werden. Für diese Verkehrswende werden zusätzliche Finanzmittel benötigt. cat