Kranenburg/Nimwegen. Vor 75 Jahren starteten die alliierten Streitkräfte ihre Militäroperation Market Garden. Am Wochenende wurde in Kranenburg der Opfer gedacht.
Willi Empting erinnert sich noch ganz genau. Vor 75 Jahren, am 17. September 1944, saß er mit 14 Jahren in einem selbst gegrabenen Loch am Teufelsberg in Kranenburg-Wyler. Ohne Vorwarnung wurde er als Jugendlicher von der Wehrmacht morgens in Recklinghausen abgeholt, um in Zyfflich Schützengräben auszuheben. Empting gehörte zum letzten Aufgebot Nazi-Deutschlands. Als die Alliierten zur Großoffensive „Market Garden“ ansetzten, wurden selbst Kinder wie Willi Empting in den Krieg geschickt.
In Kranenburg und Nimwegen wurde dem Kriegsende gedacht
Der heute 89-Jährige dachte gestern an diese Zeit zurück. Gemeinsam mit Veteranen aus Amerika und Großbritannien nahm er an der Gedenkfeier vor dem Rathaus teil: „Wenn ich mich erinnere, dann habe ich verdammt viel Glück gehabt.“ Empting schildert, wie er die tausenden Fallschirmspringer über Groesbeek hat niederkommen sehen. „Und wir standen unter ständigem Beschuss. Die Spitfires haben uns von vorne und hinten beschossen“, erzählt Empting. „Mein Glück war ein großer Baum, der in einer Schlucht am Wylerberg stand und Schutz bot. Ich hab’s überlebt“.
Der 14-Jährige wurde nach diesem Tageseinsatz wieder nach Recklinghausen zu seinen Eltern gebracht, die nicht wussten, wo man am Morgen ihr Kind hinverfrachtet hatte: „Am nächsten Tag ging es dann nach Dorsten: Flakstellungen bauen. Das muss man sich mal vorstellen.“
Vorstellbar ist dieser Krieg heute kaum noch. Am vergangenen Wochenende wurde in Kranenburg und vor allem in Groesbeek und Nimwegen der Operation Market Garden gedacht. In Nimwegen waren am Samstagabend tausende Bürger unterwegs, um an einem Gedenkmarsch über die neue Waalbrücke teilzunehmen. Bei der Waalüberquerung am 20. September 1944 ließen 48 Soldaten der „US 82nd Airborne Division“ ihr Leben. Symbolisch wird für jeden Soldaten täglich eine Laterne angezündet und eine Militärabordnung schreitet bei Sonnenuntergang über die Brücke.
In Kranenburg erinnerte Hans-Ulrich Heiden als stellvertretender Bürgermeister an das Verbrechen eines SA-Mannes, der am 17. September 1944 vor dem Kranenburger Rathaus zwei Kriegsgefangene – George T. Harrison und William H. Armstrong – willkürlich erschossen hatte. Die Nazis hätten hier kaltblütig gehandelt und den Boden des Menschseins verlassen, so Heiden.
Während der Gedenkveranstaltung vor dem Rathaus war auch der amerikanische Fallschirmjäger Gene Metcalfe zugegen, der mit seiner Familie einen Kranz zu Ehren der getöteten Soldaten niederlegte.