Kleve. Fünf Politiker und ein Fridays-for-Future-Aktivist diskutierten über Maßnahmen gegen den Klimawandel. Wenn man ins Detail geht, wird’s schwierig.
Gut eineinhalb Stunden ging es am Montagabend in der Karl Kisters Realschule um den Klimawandel. Die Schüler hatten sich Fragen ausgedacht, die ein Aktivist der Umweltbewegung Fridays for Future und fünf Politiker beantworten sollten. Den Lerneffekt formulierte einer der zahlreichen Schüler im Publikum so: „Warum spricht mich Jannik Berbalk von Fridays for Future direkt an und warum verstehe ich die Politiker nicht?“
Neue Techniken entwickeln
Was als Fazit dann doch ungerecht wäre. Der 20-jährige Jannik Berbalk verkörperte den Schwung der Jugend, die bisweilen etwas leichtfertig mit Fakten umgeht, dafür emotional glaubwürdig erscheint: „Ich müsste nicht hier sitzen, wenn die Politiker es nicht verkackt hätten.“
Immerhin: Dass es einen Klimawandel gibt, bestritt nicht einmal Georg Bastian (AfD). „Die Frage ist nur, wie viel wir tun können, um den menschlichen Einfluss zu minimieren“, sagte er. Er sah die Lösung in technischen Entwicklungen und appellierte an die Jugendlichen, fleißig zu lernen: „Entwickeln Sie neue Techniken, werden Sie Experte auf dem Gebiet.“
CDU: Bitte keine Verbote
Der Landtagsabgeordnete Günter Bergmann (CDU) setzt auf Anreize statt auf Verbote. „Es ist erschreckend, mit welcher Arroganz Deutsche unterwegs sind und anderen erklären, wie sie zu leben haben.“ Die Politik habe schon vieles erreicht, dies aber nicht gut kommuniziert. Verbote möchte auch sein Landtagskollege Stefan Haupt (FDP) nicht sehen. „Man sollte konkrete Ziele vorgeben, wie viel CO2 eingespart werden soll, was dann durch technische Maßnahmen erreicht werden kann.“ So ähnlich sah er das auch bei dem, was man persönlich gegen den Klimawandel unternehmen kann: „Setzt euch Ziele und überlegt, wie ihr dahin kommen könnt“, riet er den Jugendlichen.
Klare Zielvorgaben sind wichtig
Die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) begrüßte die Schülerstreiks, die Greta Thunberg vor nicht mal einem Jahr ins Leben gerufen hat. Dadurch sei jetzt politisch vieles möglich, was man vor drei Jahren noch verhindert habe. „Als ich Umweltministerin war, hieß der Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Er war zugleich mein Parteivorsitzender. Das war auch nicht immer hilfreich“, sagte sie freimütig. Außer Anreizen müsse es auch klare Zielvorgaben geben, sonst nähmen die Menschen die Anreize nicht an. Ihr Rat an den Einzelnen: „Nicht alle sollen auf alles verzichten, aber jeder kann auf etwas verzichten.“ Sie selbst unternehme privat keine Flugreisen.
Hedwig Meyer Wilms (Grüne) beklagte, wie langsam Politik oft reagiere, auch im Lokalen. Durchgehende Radwege von Kellen oder Materborn, fahrradsichere Radwege zu den Schulen – alles dauert viele Jahre. „Der Klimanotstand kann nur durch einen Konsens der Parteien gelöst werden, jetzt etwas zu tun.“ Dass das im Detail dann doch sehr schwierig ist, zeigte die Diskussion um den öffentlichen Personennahverkehr. Einfach mehr Busse fahren lassen, würde die Kommunen in den Bankrott treiben. Aber was dann? Die Politik ist gefragt.