Kranenburg. Reiner Queling aus Kranenburg-Frasselt bastelt an seinen Oldtimern. Junior Finn hat einen 61 Jahre alten Messerschmitt Kabinenroller restauriert.
Benzin im Blut, Benzingeruch in der Nase, knatterndes Motorengeräusch im Ohr und Herzrasen beim Anblick alter Schätzchen. Laut dieses Bulletin anerkannter Autoexperten deuten alle Symptome auf eine ansteckende Autokrankheit hin: Oldtimervirus. Im vorliegenden Fall hat dieser Virus schon zwei Generationen der Familie Queling aus Frasselt befallen.
Unterwegs in der „Keksdose“
Vater Reiner ist Eigentümer zweier Goggomobile und eines Citroen HZ („Keksdose“), die er erst auseinander nahm und dann in mühevoller Kleinarbeit zusammen baute. Filius Finn, von der Leidenschaft infiziert, hat sich einen Messerschmitt Kabinenroller zugelegt. Beide sind beim Oldtimertreff Hau sehr engagiert tätig, der jährlich zur Hauer Kirmes eine Oldtimerausfahrt veranstaltet. Der 22-jährige Finn, der beruflich als Anstreicher unterwegs ist, hat schon in jungen Jahren mit seinem Vater freiwillig viele Oldtimertreffen besucht und dort eines Tages den Kabinenroller entdeckt. „So ein Gefährt wollte ich dann auch besitzen“, war sein damaliger Gedanke.
Aus dem Traum wurde Wirklichkeit. „Im Juli 2017 sah ich den Wagen bei Ebay-Kleinanzeigen, und nach langen Telefonaten fuhr ich nach Oldenburg, um ihn zu kaufen“, erinnert sich Queling. Er bekam auch Ersatzteile mit, die im Kaufpreis enthalten waren. „Der Preis entspricht in etwa dem eines Kleinwagens, der Wiederverkaufswert beträgt 25.000 Euro aufwärts, reell sind 32.000 Euro. Im Grunde war der Wagen jedoch nur noch Kernschrott“, erklärt Queling, der den Kabinenroller per Anhänger nach Hause kutschierte. Dort ist eine Garage mit Bühne vorhanden, in der er total auseinander geschraubt wurde. Der Motor war schon überholt.
Unterboden war durchgerostet
Der Unterboden war durchgerostet, es mussten neue Bleche, Kotflügel und Reifen eingesetzt werden. Die neuen Teile besorgte Queling vom Messerschmitt-Club, der in Dortmund ein eigenes Ersatzteillager besitzt. Der Oldtimer mit Baujahr 1958, bekam in einer Kevelaerer Lackiererei seine neue Lackierung sowie neue Sitze von einer Polsterwerkstätte. In ihm haben zwei Erwachsene und ein Kind eigentlich Platz, das gilt aber nur für kleinere Menschen. Er taugt nicht als Familienkutsche.
Der Messerschmitt Kabinenroller war ein Produkt der Nachkriegszeit und verband motorrad-typische Genügsamkeit mit dem Komfort eines Autos. „Ich habe bis auf das Lackieren und die Polsterarbeiten alles selbst gemacht. Mein Vater gab mit wertvolle Tipps und half ein wenig mit. Die Restaurationszeit betrug zwei Jahre“, ist Queling stolz auf sein Prunkstück. Und dann fuhr der Kabinenroller aus der Garage, funkelte in seiner mintgrünen Farbe in der Frasselter Abendsonne, und der Autor fühlte sich in seine Kindheit versetzt.
Das Gefährt wird nun beim TÜV vorgestellt und wenn alles klappt, wird es beim Straßenverkehrsamt angemeldet. Der erste öffentliche Auftritt soll so schnell wie möglich erfolgen, bei dem sicherlich Menschentrauben entstehen werden.