Kleve. Beim Ferienspaß Kleve zeigen erfahrene Angler Jugendlichen am herrlichen Gewässer in Rindern, was faszinierend ist an dem Sport, der keiner ist.
„Ich bin relativ ungeduldig. Alle 15 Minuten werfe ich die Rute auf eine andere Stelle aus“, gesteht der zwölfjährige Mick. Er sitzt am Ufer des herrlichen Zwölf-Hektar-Angelgewässers in Rindern und nutzt den „Ferienspaß der Stadt Kleve“. Fragt man die zwölf jungen Teilnehmer in dieser Woche, warum sie hier sind, sagen alle tatsächlich von einander: „Es macht Spaß“.
Micks „Ungeduld“ würde zwar manch anderer geduldig nennen. Aber Angler haben offenbar ein anderes Zeitgefühl. Wenn Richard Klaus nachmittags um fünf auf den Aal geht, dann kehrt der 75-Jährige gegen Mitternacht zurück. Vereinskollege Frühaufsteher Paul Thyssen steht um halb fünf auf, fährt um halb sechs gen Holland und kommt nachmittags retour. „Unsere Familien sind das gewohnt.“ Was das Faszinierende am Angeln ist, das wollen die erfahrenen Männer Kindern und Jugendlichen beibringen.
Angeln ist ein Vererbungs-Hobby
Die meisten der Ferien-Kids sind familiär geprägt. Angeln ist ein Vererbungs-Hobby. Der Opa, der Vater, der Onkel – sie bringen die Jungs ans
Wasser. „Zum Geburtstag bekomme ich meine 15. Angel“, erzählt Jerome. „Die teile ich mir mit meinem Vater“.
Tatsächlich sind es fast nur Jungen, die seit nun 21 Jahren die Ferienfreizeit besuchen. „Die Mädchen gehen dann zu den Pferden“, weiß Richard Klaus. Pro Jahr bleiben immer ein paar Kinder als Vereinsmitglieder treu, voriges Jahr legten drei von ihnen die anspruchsvolle Fischereiprüfung ab.
„Wenn man einen Biss hat und dann weiß, welcher Fisch das ist“, das findet Drilon (13) herausfordernd. Insgesamt zählt die Jugendgruppe 40 Mitglieder (unter den insgesamt 465) und macht durchaus Aktives wie Zeltlager, Nachtangeln, Kunstköder-Basteln.
Auch Kinder genießen Natur ohne Stress
„Ich bin gern in der Natur“, bei Fußball, Fahrradfahren und eben Angeln, sagt der elfjährige Marian. „Es ist so ruhig. Ich finde es gut, wenn nicht
so viel Stress ist, andere nicht genervt sind“, kann Leander (11) hier relaxen.
Angel werfen, Schnur offen lassen, bis der Schwimmer steht, dann heran ziehen. Im Buch kann Richard Klaus kontrollieren, ob der „Poser“ in diesem sehr unterschiedlich tiefen Gewässer über drei oder fünf Metern Wasser steht, man also eine realistische Chance auf einen Angelerfolg hat, weil die Friedfische gern Schnecken, Würmer und Zuckmückenlarven vom Grund fressen. Oder ob man über einem Zwölf-Meter-Loch im Seegrund dümpelt, da beißt nix.
Der Baumhecht ist unbeliebt
Da sitzen die Jungs nun stundenlang und warten, dass einer von den geräuschempfindlichen Schleien,
Rotaugen, Rotfedern oder sonstigen Weißfischen die Made und mit ihr den Haken schnappt. So mancher Anfänger fängt bloß den „Baumhecht“ – sprich: Die Angelschnur verheddert sich im Geäst. Wenn sie allzu verknotet, ist Senior Paul Thyssen gefragt, der „Enttüddeler“, er entwirrt die Nylonschnüre der Kinder mit Angler-Geduld.
Alle Kids hoffen auf den einen aufregenden Moment: „Das Spannendste für mich ist, wenn einer beißt und man ihn heraus zieht“, beschreibt Lenny (11). An Land wird der Fisch vermessen. Die Grundlagen wurden den Jungs erklärt: Was untermaßige Fische sind (zu klein), auch, wie man sie waidgerecht schlachtet. „Das ist, was die Leute verlernt haben und deshalb ernten Jäger und Angler viel Kritik. Die
Kinder kennen doch oft nur Fischstäbchen“, beklagt Richard Klaus. Er erzählt den Jugendlichen, wie man mit dem Lebewesen Fisch und der Natur achtsam umgeht.
Bevor sie die Angelrute ins Wasser halten, müssen die Kinder aber erst beweisen, ob sie zielen können. Eine Plane mit Zielscheibe liegt auf der Wiese aus. Hermann-Josef Gorisen zeigt, wie er aus dem Handgelenk mit der Angel und einem Gewicht an der Schnur die Mitte trifft. Dieses „Casting“ ist übrigens vom Deutschen Sportbund als Leistungssport anerkannt. Angeln nicht. Obwohl alle diese Gruppen „Angelsportverein“ heißen.