Kleve. Die Hochschule Rhein-Waal arbeitet daran, die Zahl der Studienabbrecher zu verringern. Es gibt viele Stellschrauben, an denen man drehen kann.
Die Hochschule Rhein-Waal arbeitet intensiv daran, die Abschlussquoten für die technischen Fächer weiter zu verbessern. Das versichern Hochschulpräsident Oliver Locker-Grütjen und Kanzler Michael Strotkemper im Gespräch mit der NRZ. So sei die Bachelor Kohorte 8. Fachsemester von 57 Prozent für das Studienjahr 2015/2016 zwar schon deutlich besser als für 2011/2012 (26 Prozent), aber nach Auffassung des Hochschulpräsidenten immer noch verbesserungswürdig.
Abschlüsse weiter verbessern
Die jüngst in der NRZ veröffentlichten Zahlen (22. Juli: „Viele brechen das Studium ab“) sind aus Sicht des Hochschulpräsidenten einseitig interpretiert worden: „Wir arbeiten hart daran, den Studienerfolg zu verbessern. Das ist uns ein ganz, ganz wichtiges Anliegen“, sagt Locker-Grütjen.
Trotzdem könne man nicht behaupten, dass die Abbrecherquoten eine „Bilanz des Scheiterns“ darstellen, wie in der NRZ zu lesen war. „Die Gründe für einen Studienabbruch sind vielfältig“, so der Präsident, der seit zwei Monaten die Leitung innehat.
Abbrüche haben viele Ursachen
So würden alle Hochschulen mit der Tatsache konfrontiert, dass sich sehr junge Studierende mit 17 Jahren für ein Fach entscheiden sollen. Studierende, die dann nach einem Semester ein anderes Fach wählen, gelten in der Statistik als Studienabbrecher. Auch Studierende, die die Hochschule wechseln, werden als „Abbrecher“ erfasst. „Im Grunde gibt es keine Studieneingangsphase mehr“, sagt Locker-Grütjen. Die jungen Studienanfänger müssten von Beginn an wissen, was sie wollen.
An der Hochschule Rhein-Waal gebe es die besondere Situation, dass hier der Anteil der internationalen Studierenden sehr hoch ist. „Uns ist die Herausforderung bewusst, dass wir mit dieser Heterogenität besser umgehen müssen“, so der Präsident. Dazu zählen eine intensivere Studienberatung und eine bessere Vorbereitung aufs Studium.
Oft hapert es an der Mathematik
Kanzler Michael Strotkemper berichtet, dass Studierende aus dem Ausland mitunter falsche Vorstellungen von einem Studium in Deutschland haben. Deutschland gilt als Land der Ingenieure, wer hier seinen Abschluss macht, kann wieder hinaus in die Welt ziehen. Dass man für einen technischen Abschluss jedoch sehr gute Mathematikkenntnisse vorweisen müsse, werde gerne missachtet.
Auch die Studienplanung lasse gelegentlich zu wünschen übrig. Das Wintersemester beginnt Mitte Oktober. Wenn ausländische Studierende erst im Dezember in Kleve anreisen, eine Wohnung suchen und sich in der Stadt zurechtfinden müssen, dann könne man das erste Semester bereits abschreiben.
Viele junge Menschen erkennen erst während des Studiums, dass sie für sich einen falschen Weg gewählt haben oder eine Ausbildung in einem Betrieb bevorzugen. Hier müsse es in Zukunft eine noch bessere Verzahnung zwischen Hochschule und Wirtschaft geben.
Die Zahl der dualen Studien sei für die Region noch viel zu gering. „Wir müssen niemanden durchs Studium prügeln. Wir wollen offen beraten und manchmal ist eine Berufsausbildung auch die bessere Wahl“, so Locker-Grütjen. Um den Anschluss an die örtlichen Unternehmen zu verbessern, wurde das Fach „Deutsch“ zum Pflichtfach erhoben.
Warum brechen Studierende ab?
Um die unterschiedlichen, ausländischen Schulabschlüsse und die Hochschulzugangsberechtigungen überhaupt beurteilen zu können, arbeiten die Hochschulen in Deutschland mit einem externen Institut zusammen, welches eine Beurteilung vornimmt. Für mehrere Fächer gibt es mittlerweile auch einen Numerus Clausus, der die Zulassungshürde erhöht. „Wir werden bei der Abschlussquote sicherlich nicht auf 100 Prozent kommen. Aber wir wollen schon besser werden“, sagt der Präsident.
Erkenntnisse darüber, warum Studierende ein Studium abbrechen, sind noch spärlich. Aus Befragungen der Studierenden könne man Rückschlüsse ziehen: „Aber die Antworten sind so bunt wie das Leben“, sagt Kanzler Strotkemper. In den technischen Fächern seien es oft die mathematischen Grundlagen, die fehlen.
Auch die Qualität der Dozenten werde überprüft. Jedes Seminar ende mit einem Evaluationsbogen, den die Studierenden ausfüllen können. Diese Beurteilungen fließen auch in eine didaktische Eignungsüberprüfung ein. Mitunter werden auch Einzelgespräche mit Dozenten und Studierenden geführt, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Es gebe einen regen Austausch mit dem AStA.