Kleve. Kleve und Straßen NRW müssten noch eine dicke Schüppe drauflegen,damit der Radverkehr in Kleve wirklich attraktiv wird. Der Umbau kostet etwas.
Auch wenn sie sonst leidenschaftlich für die Verbesserung des Radverkehrs in Kleve streitet, Wiltrud Schnütgen gibt sich diesmal leicht versöhnlich: „Wir haben in Kleve bislang schon eine Menge erreicht und es wurde auch viel getan. Aber es kann eben immer noch ein bisschen mehr gemacht werden“, sagt die Vertreterin der Grünen im Stadtrat, der es in Sachen Verbesserung für den Radverkehr nicht schnell genug gehen kann: „Uns ist das Tempo insgesamt immer noch zu langsam.“
Aber Kleve bemüht sich: Es gibt in der Kreisstadt jetzt ausgewiesene Fahrradstraßen, zusätzliche Querungshilfen sowie Einbahnstraßen, die für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben worden sind. Umlaufsperren werden abgebaut und an einigen Kreuzungen gibt es nun spezielle Aufstellstreifen für Radfahrer – sie dürfen sich hier vor dem Autofahrer einreihen.
Die bisherigen Maßnahmen der Stadt Kleve waren eher etwas fürs kleine Portemonnaie, meint Wiltrud Schnütgen. Viele Verkehrsteilnehmer haben sie auch noch gar nicht richtig wahrgenommen. Der Gemeindeweg als Fahrradstraße? „Ja und?“, mag sich mancher Autofahrer fragen. Was heißt das denn nun für den Autofahrer? Ein richtiges Radnetz in der Stadt ist noch nicht erkennbar.
Mutige Schritte unternehmen
Dafür bräuchte man mutige Schritte, findet Schnütgen. Eine durchgängige Radbahn auf Gemeindeweg, Kirchweg, Mittelweg und Römerstraße – das wäre doch mal was. Der Autofahrer wäre hier nur zu Gast, denn er hätte die Möglichkeiten über Merowingerstraße und Hoffmannallee durch die Stadt zu kommen. „Wir brauchen Fahrradstraßen, die den Namen auch verdienen“, sagt Schnütgen.
Diese Radwege müssen nicht genutzt werden
Die Pflicht einen Radweg zu benutzen, wurde in Kleve mittlerweile an mehreren Straßen aufgehoben, weil die rechtlichen Voraussetzungen nicht eingehalten werden. So muss ein Radweg mindestens 1,50 Meter breit sein bzw. bei einem gemischten Geh- und Radweg 2,50 Meter. Auch muss ausreichend Platz für Fußgänger gelassen werden.
Für folgende Straßen wurde die Radwegbenutzungspflicht in Kleve daher aufgehoben: Albersallee, Am Forsthaus (ab Ende Hamstraße, Fahrtrichtung Materborner Allee), Bahnhofstraße, Brücktor, Hafenstraße, Kalkarer Straße, Mittelweg, Wasserburgallee und Wiesenstraße.
Die Radwege befinden sich in einem guten Zustand und wurden zum Teil vor nicht allzu langer Zeit errichtet (Albersallee).
Wichtig seien schöne und schnelle Verbindungen. Dann würden die Verkehrsteilnehmer auch die Vorteile erkennen und feststellen: Hey, mit dem Fahrrad bin ich ja viel schneller unterwegs. Die leidenschaftliche Radfahrerin Schnütgen hat für sich schon längst erkannt: „Auf Strecken bis zu fünf Kilometer bin ich mit dem Rad immer schneller.“
Es gibt einen Wandel
Wiltrud Schnütgen verzichtet seit gut zehn Jahren konsequent aufs Auto. Und sie stellt fest, dass sich in der Bevölkerung bereits etwas getan hat: „Plötzlich stehe ich nicht mehr alleine an der Kreuzung Hoffmannallee/Lindenallee, sondern mit fünf, sechs weiteren Radfahrern. Das ist schon ein gutes Gefühl“, sagt sie. Sie komme überall recht sicher hin: „Und dort wo es nicht klappt, muss man etwas verändern.“
Zum Beispiel bei den Ampelschaltungen. Denn die sind in Kleve nicht nur für Autofahrer ein Graus, sondern auch Radfahrer ärgern sich schwarz, wenn sie am Klever Ring völlig unverständlich lange warten oder an der Gruft drei Mal die Ampel drücken müssen, um Richtung Kurhaus zu gelangen. Hier sei der Landesbetrieb Straßen NRW gefordert, findet Schnütgen. In Wesel müsse man nicht nur für den Autofahrer denken, sondern viel stärker den Radfahrer in den Blick nehmen. Kleve versuche dies bereits, es hapere aber oft bei der Umsetzung, wenn andere Behörden mit im Boot sitzen.
Über ein neues Radfahrkonzept möchte Schnütgen noch nicht nachdenken: „Von unserem jetzigen Konzept sind 400 Maßnahmen noch nicht abgearbeitet. Es folgen nun erst einmal die kostenintensiven Maßnahmen. Bevor wir das nicht umgesetzt haben, brauchen wir auch nicht über neue Konzepte reden.“