Kreis Kleve. Bürger aus dem Kreis Kleve erzählen, wie sie im privaten Alltag aufs Auto, auf Plastik oder Fleischprodukte verzichten. Einfach ist das nicht.

„Klimaschutz geht nur, wenn jeder darauf achtet“, findet Klaus-Werner Hütz. Er selber besitzt in Kleve-Kellen einen farbenfrohen Garten voller Blüten, ein Paradies für Bienen. Zum Teil ist er naturbelassen und bietet ein Zuhause für Igel, Schmetterlinge und viele andere Tiere. Auch zwei Komposthaufen hat er in seinem Garten angelegt, da die braune Tonne oft nicht reicht. Derzeit kompostieren in Kleve 1544 Personen selber.

Hütz fährt gerne mit dem Fahrrad, „vor allem in Kleve kann man sein Ziel so oft schneller erreichen als mit dem Auto“, sagt er. Dennoch werde nicht genug für Radfahrer getan: „Auf dem Rad fühle ich mich extrem unsicher“, gibt er zu. Das liege vor allem an zahlreichen Ausfahrten und ungeregelter Aufteilung mit den Fußgängern. Er fände es besser, wenn Radfahrer sich die Straße mit den Autos teilen würden.

Große Supermärkte müssten mehr auf Plastik verzichten

Nicht nur bei der Fortbewegung achtet er auf das Klima, sondern auch beim Einkaufen mit seiner Ehefrau: „Wir gucken darauf, dass wir Produkte bekommen, die regional sind“, erklärt Hütz. Ihre Eier beziehen sie von einem Nachbarn mit Hühnern, Brot backt Hütz selbst und das Fleisch kauft er beim Metzger. Sprudelwasser macht er mit dem Sodastream, so dass keine Plastikflaschen verwendet werden müssen.

Er versucht so wenig Plastik wie möglich zu verwenden, jedoch falle ihm das wirklich schwer. Hütz findet, dass es zu viele Verpackungen gibt und es als Verbraucher schwer sei, darauf zu verzichten. „Da müsste was vom Staat kommen oder eine Kette wie Edeka müsste sagen, dass sie auf Plastik verzichtet“, sagt Hütz.

Der Konsequente

Tim Verfondern baut in seinem Garten Tomaten an.
Tim Verfondern baut in seinem Garten Tomaten an. © NRZ | Ronja Kirchner

„Der Schlüssel ist das vegane Leben“ sagt Tim Verfondern aus Kleve. Der 44-Jährige lebt mit seiner Tochter vegan: „Vegan sein ist der größte CO2-Killer“ sagt er. Da die Massentierhaltung einen so großen Stickstoff- und CO2-Ausstoß verursache, nütze auch ein vegetarisches Leben nichts, da man immer noch Eier von Hühnern und Milch von Kühen beziehe. Beim Einkaufen achtet er besonders darauf, klimafreundlich zu handeln. Das fange schon auf dem Weg zum Supermarkt an: „Ich fahre mit dem Fahrrad und nehme einen Rucksack für meine Einkäufe mit“, berichtet er. So kann er auf eine Plastiktüte verzichtet.

Wasser aus der Leitung

Wasser trinkt er im Normalfall nur aus der Leitung und bei seinen Einkäufen ist ihm nicht nur wichtig, dass sie bio sind, sondern auch regional und nach Möglichkeit saisonal.

Plastik versucht er weitestgehend zu vermeiden, doch das sei schwer: „Kleve bräuchte einfach einen Nicht-Verpackungs-Laden“. Um trotzdem so wenig Plastik wie möglich zu verwenden, kauft Verfondern gerne Großpackungen. Tomaten pflanzt er in seinem eigenen Garten: „Der Klimaschutz fängt zu Hause an“. Deshalb hat er auch eine 30 Quadratmeter große Wildblumenwiese auf dem Dach und kompostiert seine Küchenabfälle selbst.

Leichter Verzicht

Sophie Potthast achtet auf umweltfreundliche Kosmetik. 
Sophie Potthast achtet auf umweltfreundliche Kosmetik.  © NRZ | Ronja Kirchner

„Vor allem bei Kosmetik kann man leicht auf Plastik und Verpackungen verzichten“, sagt Sophie Potthast. Sie studiert in Kleve und interessiert sich sehr für das Thema Klimaschutz. Potthast ist als eine von wenigen Studenten in der Initiative „Fridays For Future“. Im Drogeriemarkt gäbe es beispielsweise Bambuszahnbürsten oder unverpackte Seife. Das sei eine gute Alternative zu Produkten, bei denen Plastik verwendet wird. Auch der Unverpackt-Laden in Geldern helfe, Verpackungen zu reduzieren. Dort kann man sich Produkte in seine eigenen Behälter umfüllen lassen und viele unverpackte Produkte erwerben. Im normalen Supermarkt sei es schwierig, Verpackungen zu vermeiden: „Einmal habe ich sogar eine Aktion mit meiner Mitbewohnerin gestartet, wer weniger Müll hat“, erklärt Potthast mit einem Schmunzeln. Das sei jedoch schwerer gewesen als gedacht.

Die Radfahrerin

„Jeder kann auf seine Art und Weise etwas zum Klimaschutz beitragen und keine Anstrengung ist zu klein“, findet auch Karla Kirchner aus Kalkar. Sie fährt jede Strecke, die es zulässt, mit dem Fahrrad und versucht, Autofahrten weitestgehend zu vermeiden. „Kalkar ist als kleine Stadt sehr fahrradfreundlich“ findet die 53-Jährige. Sie fährt täglich mit dem Rad zur Arbeit und zum Einkaufen. Beim Einkaufen habe sie immer einen Korb oder eine Stofftasche dabei. „Eine Plastiktüte habe ich dafür bestimmt schon seit 20 Jahren nicht mehr genommen“, sagt sie.

Ähnlich bewusst geht sie auch bei der Abfallentsorgung vor. „Müll wird bei uns ganz strikt getrennt und wir versuchen, so wenig wie möglich wegzuwerfen“, sagt sie. Ihr Zuhause sei allgemein sehr klima- und tierfreundlich gestaltet – mit vielen Blütenstauden und Obstbäumen, einer Kräuterweidesaat auf der Weide und mehreren Teichen, in denen Frösche, Kröten, Libellen und andere Tiere ein Zuhause finden. Auch Vogelnistkästen und bienenfreundliche Blüten gibt es reichlich.