Goch. Auf der Niers von ‘Jan an de Fähr’ nach Kessel: Dreieinhalb Stunden gibt es Natur pur, glasklares Wasser und Goch aus ungewohnter Perspektive.
„Denken Sie an Mütze, Sonnencreme und Anti-Brumm“, klingt der nette Rat von Waltraud van Bonn. Anti-brumm? Insektenschutz! Wer bei ihr als „freizeitexperten.de“ ein Boot bucht, um zu paddeln oder ein Floß zu bewegen, ist gleich mütterlich aufgehoben. „Und wenn Sie anlegen, denken Sie dran, ihren Müll wieder mitzunehmen!“ Also mit Mütze, eingecremt, ging es mit vier Freunden aufs Wasser.
„Ein bisschen Wald und mehr Geschlängel“ am oberen Teil der Niers
Das Quartett war nicht allein auf der Niers am vorigen Wochenende. Es trafen sich dort Vereine, Firmen, Schulklassen, die alle das letzte Wochenende vor den Ferien nutzen wollten. Die meisten steigen schon oberhalb von ‘Jan an de Fähr’ ein, etwa ab Wissen, weil da die Niers schon renaturiert ist „ein bisschen Wald und mehr Geschlängel“, beschreibt Ulrich Schwarz, ein anderer Boote-Anbieter. „Alle Vermieter haben eine Kooperation mit dem Niersverband geschlossen“, erzählt er. Die beinhaltet auch, dass alle Boote um 18 Uhr vom Wasser runter sein müssen, schließlich werden sie ja noch aufgeladen und durch Wohngebiete zurück zu ihren „Heimathäfen“ transportiert.
Auch die Strecke ab ‘Jan an de Fähr’ bis Kessel ist ein herrliches Naturerlebnis auf glasklarem Wasser, selbst wenn der Fluss noch nicht so in Schleifen mäandert und die große Renaturierung erst vor sich hat.
Einer aus der Viererclique wassert seinen „grauen Wolf“, so heißt sein selbst gebautes Boot in der Sprache der Inuit „Amaruq“. Auch sein Paddel ist ein „Eskimopaddel“ Marke Eigenbau, sehr edel aus Zedern- und Esche-Holz, aber auffällig schmal. „Hast du da genug Wasserverdrängung?“ Hat er. Es wiegt nur 700 Gramm und ist daher für weite Stecken gut geeignet. Na dann los. Dreieinhalb Stunden Tour liegen vor der Vierergruppe.
Pause mit der Strömung, wenn die Arme lahm werden
Die anderen Drei haben sich auf ein Zweier- und ein Einer-Kajak verteilt. Das Paar im Doppelsitz hat Spaß bis zum Schluss und genießt Idylle. Wenn dem einen die Arme lahm werden, macht er halt Pause, man löst sich ab oder spurtet gemeinsam, lässt sich in der Strömung treiben oder lehnt sich gegen den Gegenwind. Die Frau im Einer kämpft allein, das Boot ist wendig, aber eben auch sensibel für jeden falschen Schlag der Anfängerin. Das ermüdet. Der Graue Wolf dagegen hat Erfahrung … und ein Abschleppseil. Das entspannt die Lage.
Enten nähern sich ohne Scheu. Eine Muter bewacht ihre Jungen im Gelege mitten in der Niers – ist es vom Ufer abgetrieben oder gleich hier angelegt? Man paddelt nah drum herum. Oberhalb ab Wachtendonk gibt es übrigens auch Schwäne mit ihren Gelegen. Denen darf man bekanntlich nicht so nahe kommen, sie beißen.
Wasser-Reisende schieben auch ihr Floß
Unterwegs grüßt jeder jeden Wasser-Reisenden. Bierfreudige Clubs auf dem Gruppen-Boot, Schulklassen, die sich ihr Floß stolz selbst zusammen gebaut haben. Oder auch Nachbarschaften, denen die Floßfahrt allmählich zu langsam voran geht, so steigen ältere Kinder und Jugendliche aus und schieben und ziehen das Schlauchboot oder Floß durch bauchtiefe Wasser.
„Überfüllt“ ist die Niers wirklich nicht. Natur pur. In Goch-City sieht man Nierswelle, Brücken, Magdalena-Kirche aus ungewohnter Perspektive. Am Ende stehen die Bagger, die erst mal die Natur umwälzen, bevor sie sich erholt. Schon jetzt ist erkennbar: Auf diese renaturierte Zone kann man sich freuen.
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