Kreis Kleve. Die NRZ hörte bei einigen weiteren Taxi-/Fahrunternehmen und bei Fahrradhändlern nach, um den Stand in Sachen Transport-Service zu erfragen.

Das Kleverland ist Radfahrerland. Es gibt tolle Strecken zu erradeln, Fietstouristen sind willkommen, Unterkünfte gibt’s auch genug. Aber was tun, wenn der Drahtesel mitten im Nirgendwo streikt? Genau das ist Familie Sürtjes aus dem Ruhrgebiet passiert. Sie hatte sich wirklich sehr auf die Radtouren durch den Kreis Kleve gefreut. Ob Nierswanderweg, Radschnellweg von Kleve nach Kranenburg oder Alleenradweg über die alte Boxteler Bahn: Herrliche Strecken durch schöne Landschaften machen hier die Tour Natur zum Genuss. Auch für Familie Sürtjes. Bis ein kleiner Zusammenstoß mit einem Baum dazwischen kam.

Zwar überstanden die Radler den selbst aus Unachtsamkeit verursachten Unfall unverletzt, aber gleich zwei Fahrräder waren „hin“. Damit endete der Familienausflug unschön, zumal sich niemand fand, der der Familie aus der Misere heraus helfen konnte oder wollte. „Wir hatten aber glücklicherweise einen Freund, der uns mit seinem Auto und einem Anhänger abholte“, berichtete der Familienvater der NRZ erleichtert. „Aber im Kreis Klever Umland haben wir niemanden gefunden, der uns helfen konnte.“

Kein Einzelfall im niederrheinischen Radfahrerland

Kein Einzelfall offensichtlich. Denn Ähnliches ist auch Klaus Franken und seiner Frau aus Goch passiert, als sie den Nierswanderweg von Asperden nach Kessel entlang radelte und ein Defekt am Zweirad die Tour beendete. Klaus Franken telefonierte lange herum, konnte aber kein Taxiunternehmen finden, das ihn, seine Frau und die Räder nach Hause fahren konnte.

Nach vielen vergeblichen Telefonaten fand er schließlich Hilfe beim Fahrradhaus Daute in Kleve. Das Daute-Team versucht in solchen Fällen, das ihnen Mögliche zu tun, um erste Hilfe am Drahtesel zu leisten – Transport eingeschlossen – was im Fall Familie Franken ja auch gelang.

Eine Panne ist leider nicht planbar

Die NRZ hörte bei einigen weiteren Taxi-/Fahrunternehmen und bei Fahrradhändlern nach, um den Stand in Sachen Transport-Service zu erfragen. Bei den Taxiunternehmen im Kleverland ist die Fiets im Kofferraum nicht gerne gesehen und der Transport auch nicht immer möglich. „Wenn wir das planen könnten, dann wäre es sicherlich leichter Mensch und Fahrrad zu transportieren. Aber so eine Panne ist eben nicht planbar und damit schwierig für uns Hilfe zu leisten, weil oft das geeignete Fahrzeug gerade anderweitig unterwegs ist“, schildert Jörg Stender, Betriebsleiter bei Taxi Niederrhein die Lage.

Eine Mitarbeiterin von Taxi Wolff aus Goch hat eine klare Antwort auf die Frage, ob eine Taxifahrt mit Fahrgast und seinem Fahrrad möglich ist: „Ja, aber wir machen es nicht mehr. Der Transport eines Rades im Kofferraum ist schwierig, der Reinigungsaufwand nach der Fahrt groß. Auch Beschädigungen am Taxi und/oder Fahrrad sind nicht auszuschließen. Wir haben gerade neue Autos, die alle nicht für den Fahrradtransport konzipiert sind. Wir machen es also grundsätzlich nicht mehr.“ Anhänger oder Kleinbusse seien da besser geeignet.

Kaum Platz im Kleinbus für normale Koffer

Letztere aber auch nur bedingt, wie Bettina Detela-Fries für ihr Fahrdienst-Unternehmen aus Kalkar erklärt. „Kleinbusse wären für den Transport geeignet, wenn sie nicht so viele Sitzreihen hätten. Wir haben darin kaum Platz für normale Koffer.“ Insgesamt gehören sieben Fahrzeuge zum Fuhrpark, davon hat aber nur eines eine Anhängerkupplung. „Wenn es das Glück so will, dann ist genau dieses Fahrzeug bei einer Pannenanfrage frei und ich kann den Anhänger nehmen und Passagier und Fahrrad kutschieren“, erklärt sie. „Aber das wird dann natürlich teurer für den Fahrgast.“

Die Fahrradhändler und -werkstätten sind im Kleverland durch die Reihe sehr hilfsbereit, haben aber aufgrund des deutlich erhöhten Arbeitsaufwands wegen wachsender Fahrrad- und E-Bike-Fahrer volle Auftragsbücher und wenig Zeit für den Service außer Haus. Das war beispielsweise bei dem in Uedem ansässigen Betrieb „Bike Mobil“ noch vor rund zehn Jahren anders.

Werkstatt auf Rädern für Räder

Als „Werkstatt auf Rädern für Räder“ hatte Inhaber Christoph Wesendonk einst begonnen. Aber mit dem Umzug nach Uedem und damit verbundener Sesshaftigkeit wurde die Werkstattarbeit mehr und mehr Zeit fordernd. 2011 wurde der mobile Service eingemottet. Was nicht heißt, dass ein Hol- und Bringservice für die eigenen Kunden während der Öffnungszeiten nicht möglich gemacht wird.

Das gilt auch für Radsport Giltjes aus Kalkar, wie es Mitarbeiter Jürgen Nübel berichtet: „ Zu den Arbeitszeiten helfen wir unseren Kunden natürlich und können auch einen Hol- und Bringservice bieten.“ Aber der akute Notfall-Service ist bei den meisten Fahrradwerkstätten eher nicht zu leisten. Eben weil es mittlerweile viel zu viel zu tun gibt. „Und wir können ja in einem Pannenfall nicht einfach den Laden schließen“, bedauert Nübel.

ADAC Fahrradhelfer-App und ADFC-Mitgliedschaft

Immerhin: Beim ADAC gibt’s eine Fahrradhelfer-App, die Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Aber noch besser ist der Vorschlag vom Klever Gerhard Cröpelin, der zum Vorstandsteam des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Ortsgruppe Kleverland, gehört. Sein Tipp. „ADFC-Mitglied werden! Denn wenn Ihnen unterwegs Unvorhergesehenes zustößt und Sie nicht mehr weiterkommen, hilft der ADFC mit einem 24-Stunden-Pannenservice, der ADFC-Pannenhilfe, weiter. Das ist ein ähnliches System, wie es der ADAC für Autofahrer hat.“